23. Sonntag im Jahreskreis B 2012
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23. Sonntag im Jahreskreis 2012 B

Messtexte | Word-Dokument

Jesus heilt einen Taubstummen! Er heilt diesmal auf recht ungewöhnliche Weise. Diesmal nimmt er den Kranken auf die Seite und bedient sich verschiedener Handlungen.

Wir wissen, dass Jesus in seiner kurzen Wirkungszeit viele Kranke geheilt hat. Sicherlich waren diese Heilungen für die Menschen ganz trostvolle Zeichen seiner göttlichen Macht. Wenn wir uns diese Heilungen vor Augen halten, heilt Jesus ganz verschieden. Er kann aus der Ferne heilen  (z.B. den Diener des Hauptmanns: „sprich nur ein Wort“). Einmal wird Jesus im Gewühl der Menge von einer Frau nur beim Gewand berührt und diese Frau wurde geheilt. Wieder einmal anders Mal lässt Jesus zuerst die Sünden nach und heilt dann erst. Oder Jesus heilt mit einem kurzen Befehl. Zum Beispiel sagt er einmal nur „Steh auf.“ und der Gelähmte konnte gehen. Er hätte es auch hier beim Taubstummen so machen können. Es wäre kein Problem gewesen. Als Sohn Gottes ist ihm dazu die Macht gegeben.

Von daher kann man sich Gedanken machen, warum Jesus hier sich dieser Zeichen und dieser Zeremonien bedient.

Wie hat er diesmal geheilt? Zuerst legt Jesus dem Taubstummen die Finger in die Ohren. Dann berührt er die Zunge mit Speichel. Vor der Heilung blickt er zum Himmel und seufzt. Erst jetzt folgt der Befehlsruf „Effata“ - „Öffne dich!“

So wie sich Jesus hier dieser Zeichen bedient, so verwendet auch die Kirche bei der Spendung der Sakramente äußere Zeichen.

Gerade in der Tauffeier wird der Priester sich dieser Zeichen bedienen. Er wird die Ohren und den Mund des Täuflings berühren und dabei sagen: „Der Herr lasse dich heranwachsen, und wie er mit dem Ruf „Effata“ dem Taubstummen die Ohren und den Mund geöffnet hat, öffne er auch dir Ohren und Mund, dass du sein Wort vernimmst und den Glauben bekennst zum Heil der Menschen und zum Lobe Gottes.“

Der Mensch ist ein Sinnenwesen. Je mehr der 5 Sinne „hören, fühlen, sehen, schmecken und riechen“ angesprochen werden, desto mehr wird der ganze Mensch miteinbezogen.

Wir brauchen diese äußeren Zeichen. Wir brauchen etwas für die Augen! Daher die schönen Kirchen, die schönen Statuen und Bilder, die uns ansprechen. Es ist wichtig, dass der Priester ein Messgewand verwendet. Die Ministranten tragen das Ministrantengewand. Der Priester gebraucht bei der Segnung das Weihwasser; er verwendet den Weihrauch für die Nase. Ja auch das Riechen wird miteinbezogen.

Jesus wusste also auch von der Bedeutung dieser Zeichen und bediente sich ihrer. Er will durch dieses Handeln,- die Finger in die Ohren legen und die Zunge mit Speichel berühren - , das Vertrauen und den Glauben des Taubstummen wecken und ihn dadurch auf die Heilung vorbereiten.

Mit der Heilung will Jesus den Taubstummen aber auch öffnen für das Wort Gottes, dass er es hört, und dass er es dann mit seinem Mund bekennt. Obwohl er es ihm ja verboten hat, spricht der Geheilte von diesem Wunder.

In der heutigen Zeit müsste Jesus bei vielen so ein Wunder tun. Wie viele sind stumm und können über die Wundertaten Gottes nicht sprechen? Wieviele wollen das Wort Gottes nicht hören?  Wieviele schweigen über ihren Glauben an Gott?

Viele Menschen können das leider gar nicht: über ihren Glauben sprechen. Es wurde nicht geübt und daher kann man sich nicht ausdrücken. Je länger hier Stillstand ist, desto mehr verkümmert der Glaube.

Der Ruf „Effata“ - „Öffne dich!“ betrifft auch uns. Verkünde die Heilstaten des Herrn! Preise Gott und seine Wundertaten, sodass die anderen staunen! Das wäre das Wunder, das in der heutigen Zeit notwendig wäre. Der Taubstumme hat es getan. Jesus hat alles gut gemacht. Die Berufung eines jeden Christen ist, dass er sich von diesen Wundern Jesu begeistern lässt und sie anderen weitererzählt. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024