24. Sonntag im Jahreskreis B 2012
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24. Sonntag im Jahreskreis 2012 B

Messtexte | Word-Dokument

Das heutige Evangelium besteht aus 2 Teilen. Der erste Teil ist eine Meinungsumfrage und im zweiten Teil erklärt Jesus seine Messiasvorstellung.

Warum fragt Jesus eigentlich seine Jünger, für wen ihn die Leute den Menschensohn halten? Er ist ja Gott und er weiß es in seiner Allwissenheit bereits. Trotzdem interessiert er sich anscheinend um die Ansichten der Leute. Er will es von den Aposteln selbst aus ihrem Munde hören, was die Menschen über ihn denken. Und da kommt alles Mögliche daher. Es werden verschiedene Antworten gegeben.

Ich bin überzeugt, wenn wir heute in unserer säkularisierten Welt so eine Umfrage machen würden, gäbe es genauso diese verschiedensten Ansichten und Antworten. Damals sagten einige „für Johannes den Täufer“, andere „für Elia oder sonst einen Propheten“. Heute sagen wahrscheinlich manche: Jesus war ein guter Mensch. Oder er war ein Sozialreformer. Viele wissen auch heute, dass er mächtige Zeichen gewirkt hat. Aber wer antwortet in unserer modernen Zeit noch so wie Petrus. „Du bist der Messias.“ Wer glaubt heute wirklich, dass er der menschgewordene Sohn Gottes ist, der in die Welt gekommen ist, um uns von den Sünden zu erlösen?

Jesus stellt heute diese Frage an uns alle! Für wen hältst du den Menschensohn? Wer ist für dich dieser Jesus von Nazareth? Glaubst du, dass Gott selbst in diese Welt gekommen ist, um uns zu retten? Brauchst du diesen Retter, diesen Erlöser? Willst du von deinen Sünden befreit werden oder fühlst du dich wohl, wenn du dich gegen Gott entschieden hast, wenn du ihn beleidigt hast? Willst du, dass dir jemand aufhilft, wenn du gefallen bist, oder meinst du, du schaffst alles allein? Wie viele sind gefangen in diesem Selbsterlösungsirrglauben und meinen: „Ich bring das alles alleine fertig! Ich brauche keine Kirche. Ich brauche keine Sonntagsmesse. Ich brauche keinen Gott. Ich bin so gut und werde mich aus eigener Kraft retten!“? Es scheint, dass viele diese Einstellung heute haben, wenn man ihr Leben betrachtet.

Petrus antwortet richtig. Du bist der Messias. Er glaubt an Jesus. Er wird auch deswegen im Matthäusevangelium gelobt und zum Fels der Kirche gemacht, weil er diese bekennt. „Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen.“

Eigenartigerweise geht es im heutigen Markusevangelium anders aus. Denn hier erklärt Jesus seine Messiasvorstellung, die so ganz anders ist als die des Petrus. Petrus sehnt sich nach der Befreiung, aber nicht nach der Befreiung von den Sünden, sondern nach der Befreiung von der römischen Besatzung. Er erwartet einen irdischen Messias. Dies wird nun von Jesus drastisch zurückgewiesen und er spricht davon, wie es diesem Messias ergehen wird. Er wird nicht durch Kampf mit materiellen Waffen zum Sieg gelangen, sondern er wird leiden müssen und wird sogar getötet werden. Dass er auferstehen wird, das überhört Petrus wahrscheinlich und so macht er ihm Vorwürfe. Einen leidenden Messias, das gibt es nicht. Doch wer dies nicht wahr haben will, den weist Jesus mit Worten zu Recht, die nicht intensiver sein können. „Weg mit dir Satan.“ Es ist für Jesus eine Versuchung des Teufels, der ihn davon abringen will, den Willen des Vaters zu tun. Aus Liebe wird er diesen Weg des Leidens gehen und durch diese Niederlage am Kreuz will uns Gott retten. Durch Leiden zum Sieg! Durch Leiden, über das Kreuz zur Auferstehung! In jedem Leben wird sich das ereignen. Das möchte uns Jesus mitteilen. „Wer mein Jünger sein will, der nehme sein Kreuz auf sich.“ Das ist wahre Christusnachfolge.

Wir alle hätten gerne einen Superstar, einen machtvollen Kaiser, der allen sofort zeigt, was er kann. Aber das ist nicht Christus und das ist auch nicht seine Kirche. Sie muss den Weg des Kreuzes gehen und so Christus nachfolgen. „Wer mein Jünger sein will …“ Wer dazu ja sagt, dem wird dann nicht erspart bleiben, was Christus denen vorhergesagt hat. Gerne hört das keiner und trotzdem ist es eine Frohbotschaft, denn wir wollen auf das Ende schauen. Am Ende werde ich alle an mich ziehen. Am Ende steht bei Jesus und bei seinen Jüngern die Auferstehung und das wollen wir immer wieder verkünden. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024