3. Sonntag im Jahreskreis B 2012
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3. Sonntag im Jahreskreis 2012 B

Messtexte | Word-Dokument

»Ich glaube an einen barmherzigen Gott und nicht an einen strafenden Gott!« Wer hat noch nicht diese Äußerung gehört oder sogar selber gemacht. Sie klingt sehr schön, ist aber doch auch mit Vorsicht zu genießen.

Ich habe auch schon folgenden Satz gehört. »Was habe ich verbrochen, dass Gott mich so straft!«

In diesem Satz wird mit einer Selbstverständlichkeit ausgedrückt, dass Gott also auch strafen kann. Wie ist das mit dem strafenden Gott?

Wie kann man strafen? In der Familie wird dieses Prinzip bei der Kindererziehung ununterbrochen angewandt. Wenn du brav bist, bekommst du etwas. Wenn nicht, dann gehst du leer aus. Strafe durch Liebesentzug. Strafe ist nicht nur bestrafen mit Schlägen oder durch Züchtigung. Ich kann – oder sogar soll – strafen aus Barmherzigkeit. »Wer liebt, der züchtig«, sagt etwas sehr hart ausgedrückt der hl. Paulus. Kindererziehung geht nur, wenn ich den Kindern die Grenzen aufzeige. Wenn du das und das tust, passiert das und jenes.

Die Gesellschaft funktioniert auch nur deshalb, weil es die Strafe gibt. Wer Unrecht tut, wird bestraft mit Geldbußen oder sogar mit Gefängnis. Ohne diese Ordnung wären Chaos und Anarchie.

Wie straft Gott? Er kann strafen durch den Gewissenswurm. Er kann strafen durch Entzug seiner Gnaden, wenn er die Sünde zulässt. Er kann strafen durch Strafleiden hier auf Erden und falls die Gerechtigkeit es fordert in der Ewigkeit durch das Fegefeuer oder schlimmsten Falles die Hölle.

Bei unserer Geschichte, die wir in der Lesung hörten, hat Jona, der 3 Tage im Bauch des Walfisches war, bevor er wieder an Land gespuckt wurde und dann endlich den Willen Gottes erfüllte und nach Ninive ging, mit mächtigen Worten in der Stadt gepredigt: Noch 40 Tage und Ninive wird zerstört werden! Gott wird die Stadt bestrafen für ihre Sünden!

Unglaublich aber die Leute in Ninive bekehrten sich und Gott verschonte die Stadt.

Wenn Gott straft oder Strafe androht, dann straft er nicht aus Freude am Strafen, nicht aus Rachsucht oder blinden Eifer, sondern aus Liebe, um den Sünder zur Besserung zu bewegen, oder ihn vom weiteren Sündigen abzuhalten.

In Ninive konnte Gott auf die Umkehr der Menschen warten. Er verschont die Stadt, weil sie Buße tut und sich selbst sozusagen straft durch Bußwerke der Wiedergutmachung. Daher reut es Gott, dass er das Unheil angedroht hat und führte deshalb die Drohung nicht aus. Nicht immer haben die Menschen sich bekehrt. Denken wir nur an Sodom und Gomorrha. Diese beiden Städte wurden zerstört, weil sie am Sündigen festhielten.

Es ist also ganz verkehrt, Gott Vorwürfe zu machen, wenn er strafen muss. Jeder hat es selber in der Hand, sich vor Gottes Strafe zu bewahren, wenn er umkehrt und die Sünden bereut.

Nicht jede Strafe ist ein Zeichen, dass Gott sich vom Menschen abgewandt hat, sondern im Gegenteil, es ist oft ein Zeichen seiner Liebe, dass er am Menschen festhält und ihn vor Schlimmerem bewahren will.

Auch durch das Androhen der Strafe kann man zu einer heiligen Furcht gelangen, die dann zur Umkehr führt, wie das bei den Einwohnern von Ninive der Fall war. Die Predigt des Jona hat in dieser Stadt alle Menschen in Schrecken versetzt und zur Besinnung gebracht, sodass sie sich bekehrten. Letztlich ist das glückliche Ende die Lehre vom barmherzigen Gott, dem das Androhen der Strafe reute und sie nicht ausführte. Amen.


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