2. Ostersonntag 2012 B
Messtexte | Word-Dokument
Für mich ist das ein ganz wichtiges Evangelium. Ich bin so froh, dass eine Woche nach Ostern dies geschehen ist. Gott sei Dank hat es den Thomas gegeben. Gott sei Dank war einer dabei, der das nicht sofort alles für bare Münze gehalten hat. Gott sei Dank zweifelte er zuerst und hat noch dazu Bedingungen gestellt: Wenn ich nicht meine Hand in seine Seite lege, wenn ich nicht meinen Finger in seine Wunde lege, dann glaube ich nicht.
Thomas ist Realist. Er steht auf dem Boden der Wirklichkeit. Er ist kein Träumer. Er will erst glauben, wenn er nicht nur sieht, sondern auch betasten kann, damit jede Täuschung, jede Halluzination, jede Einbildung ausgeschlossen ist. Wie leicht fantasiert man sich etwas zusammen!
Eigentlich ist das ganz klar und selbstverständlich, denn das, was seine Freunde erzählen, ist nicht logisch, ist noch nie passiert, ist menschlich nicht möglich, ist ein Wunder. Kein Mensch kann von den Toten auferstehen. Noch nie ist so etwas passiert, dass jemand, der gestorben ist, wieder lebt.
Thomas traut seinen Freunden nicht. Wahrscheinlich ist ihnen das alles zuviel geworden und nun spielt die Fantasie verrückt. Sie sehen etwas, das es nicht gibt. Es ist das ein Wunschdenken, dass Jesus lebt. Er kann es nicht glauben.
Und wie reagiert Jesus? Was tut Jesus? Jesus hat dafür Verständnis. Jesus schimpft nicht mit Thomas. Er rügt ihn nicht. Er spricht ganz liebvoll mit ihm. Jesus erlaubt ihm auch, dass er ihn berührt. Die Bedingung, die Thomas stellt, wird erfüllt. Er darf ihn anfassen.
Für uns alle ließ Jesus dies geschehen, denn er sagte darauf. «Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.» Jesus denkt an uns alle, die wir nach dieser Zeit leben und nicht die Möglichkeit haben, Jesus anzufassen, zu berühren und mit unseren leiblichen Augen anzuschauen. Er gibt uns mit diesem Evangelium eine Hilfe, dass uns der Glaube an seine leibliche Auferstehung leichter fällt.
Auf noch eines möchte ich kurz hinweisen. Es wird dies oft vergessen zu erwähnen: Die Erscheinung Jesu hier hat drei Botschaften. Es sind drei Geschenke an uns. Das erste Geschenk ist der Friede. Friede sei mit euch! Das zweite Geschenk ist der hl. Geist. Empfangt den Heiligen Geist und das dritte Geschenk ist die Sündenvergebung. Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben.
Das sind die Ostergeschenke des Auferstandenen an uns. Das ist nicht der Osterhase. Das sind nicht die Ostereier. Und das ist auch nicht das Schokoladenosterlamm. Nein, die drei Geschenke heißen Friede, Hl. Geist und Sündenvergebung.
Man predigt sehr selten am heutigen Sonntag über die Sündenvergebung, über die hl. Beichte, denn das wurde meistens vor Ostern hoffentlich oft thematisiert. Es sollte oft hingewiesen und von den Gläubigen empfangen werden. Nicht alle haben es empfangen. Es ist leider immer nur ein Teil. Gott sei Dank doch wieder mehr in der letzten Zeit und das hat seinen Grund, denn jeder sehnt sich danach von seiner Schuld befreit zu werden und Jesus ist gerade deswegen gestorben und von den Toten auferstanden, um diese Last von uns zu nehmen.
Friede, Hl. Geist und Sündenvergebung hängen eng miteinander zusammen. Der Hl. Geist, den er uns schickt, den wir empfangen sollen, als er sie damals anhauchte, gibt die Erkenntnis zur Sünde. Er macht uns auf unsere Sünden aufmerksam. Er spricht durch unser Gewissen. Die Reue und das Bekenntnis sollten folgen und die Frucht der Beichte, das ist der Friede. Friede sei mit euch. Das ist aber nicht ein fauler Friede oder «Friede, Freude, Eierkuchen», sondern das ist der Friede, der von Christus herkommt. Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Das ist der Friede des Herzens, der daher kommt, dass Christus in unserem Herzen wohnt. Möge dieser Friede in unserem Herzen sein und weiterhin bleiben. Amen.