4. Ostersonntag B 2012
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4. Ostersonntag 2012 B

Messtexte | Word-Dokument

Ich hatte diese Woche Besuch. Mein Schwager hat eine Nacht bei mir übernachtet. Es war für ihn eine kurze Nacht, denn er musste in der Nacht aufstehen und auf den Kahlenberg fahren. Dort hat der ORF einen Sender und er musste etwas auswechseln, damit der ORF senden kann und wir im Fernsehen ihn empfangen können.

Wir alle wissen, wenn beim Fernseher oder bei den Handys kein Empfang ist, dann funktionieren sie nicht. So ist es auch bei den Tieren. Wenn die Schafe die Stimme des Hirten nicht hören, können sie der Stimme nicht folgen. Sie müssen also in der Nähe des Hirten bleiben, um ihn zu hören, damit sie dann auch kommen können, wenn er ruft. Es braucht einen guten Empfang.

Wie ist das nun mit dem lieben Gott? Wie hören wir die Stimme Gottes, die Stimme des guten Hirten?

Wir müssen unsere Antenne ausfahren. Das Ohr muss funktionieren und auf Empfang eingestellt sein. Unser menschliches Ohr selber kann schon geschult sein auf etwas.

Es gibt da die Geschichte vom Indianer, der in eine Großstadt kommt, mit jemandem spazieren geht und plötzlich sagt. »Still! Da zirpt irgendwo eine Grille.« Tatsächlich, keinem ist dieses Geräusch aufgefallen. Als man sucht, entdeckt man ganz in der Nähe die Grille. Dagegen, als ein anderer ein Geldstück auf den gepflasterten Gehweg fallen ließ, – das Geräusch ist nicht lauter, wie das Zirpen, – drehten sich sofort drei, vier Leute um. Dieses Geräusch hörte man sofort.

Ein anderes Beispiel: Ein Dirigent unterbricht plötzlich die Orchesterprobe mit 70 Musikern und sagt: Die Klarinette spielt falsch. Wer hätte das herausgehört? Sein Ohr ist dazu geschult.

Das Ohr muss man trainieren. So ist das auch bei der Stimme Gottes. Wir hören sie nicht, wenn wir uns nicht im Hören üben, wenn wir die Antenne nicht ausfahren. Du wirst die Stimme Gottes nicht in der Disko hören, nicht im Lärm des Wirtshauses und nicht im Stimmengewirr der Fußgängerzone. Eine große Hilfe, sie zu hören, ist die Stille. Wenn wir einmal still werden, hören wir nicht nur die Vögel zwitschern, die Grille zirpen, das Geldstück klimpern, sondern Gott spricht zu uns im Gewissen.

Wenn es also heißt, die Schafe hören auf die Stimme des Hirten, dann ist es wichtig, dass die Ohren der Schafe auf die Stimme des Hirten ausgerichtet sind, die Stimme erkennen, akustisch hören und ihr dann folgen.

Es ist also oft nicht leicht im allgemeinen Trubel, die Stimme Gottes von anderen Geräuschen zu unterscheiden, wenn wir nicht die Zeiten der Stille zum Gebet suchen.

Das Zweite ist nun aber auch, dass wir wirklich so wie die Schafe, die die Stimme des Hirten hören, ihr dann auch folgen. Wie oft hören wir die Stimme Gottes, – vielleicht eine mahnende Stimme, das sollst du nicht tun – und wir beachten sie nicht und sündigen. Wir folgen ihr nicht und entfernen uns von Gott, vom guten Hirten. Auch Jesus wusste das und erklärt uns im Gleichnis von den 100 Schafen, wo sich eines im Dornengestrüpp verfing, dass der gute Hirt dem verlorenen Schaf nachgeht und es sucht. Gott will nicht, dass jemand verloren geht. Lassen wir uns finden, wenn wir uns entfernt haben vom Schafstall!

Letztlich, wenn wir auf die Lesung zurückblicken, bezeichnet sich Jesus selbst als das Lamm. Johannes sieht die große Schar, die niemand zählen kann und sie stand in weißen Gewändern vor dem Thron und vor dem Lamm. Sie haben ihre Gewänder weiß gewaschen im Blut des Lammes. Weil sich Jesus selbst zum Lamm gemacht hat, zum unschuldigen Lamm Gottes. Er ist einer von uns geworden. Deswegen sind wir, wenn wir zu ihm kommen und uns reinigen lassen, weiß gewaschen im Blut des Lammes.

Das Lamm wird diese weiden und zu den Quellen führen, aus denen das Wasser des Lebens strömt. Und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen. Dieser Satz aus der Offenbarung bestätigt wieder, dass das letzte Buch der Heiligen Schrift ein Trostbuch sein will. Es möchte uns Mut machen und hinweisen auf das, was uns erwartet im Himmel. Immer wieder wird beschrieben, wie es einmal sein wird, wenn wir in der Ewigkeit bei Gott sind. Wir werden wirklich für immer glücklich sein und es lohnt sich, diesen Ort anzustreben. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024