6. Ostersonntag B 2012
www. Predigtdienst.net
Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
Navigation

6. Ostersonntag 2012 B

Messtexte | Word-Dokument

Im heutigen Evangelium kommt ein Wort sehr häufig vor: das Wort »Liebe« - oder auch »geliebt«, »liebt«. Insgesamt 9-mal. Auch in der Lesung kommt 9-mal dieses Wort vor. Es liegt auf der Hand über dieses Thema ein paar Worte zu sagen, noch dazu, wenn Jesus uns diese Liebe eindringlich aufträgt. Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe! Bleibt in meiner Liebe. Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben. Und zum Schluß wiederholt er es nocheinmal, um es uns einzuschärfen: Liebt einander.

Es gibt viele verschiedene Formen von Liebe. Alle sind wichtig, und in unserem Leben haben alle ihren Platz.

Die Liebe der Eltern zu ihren Kindern und die Liebe der Kinder zu ihren Eltern. Die Liebe von Freunden, die nicht selten stärker ist als die Liebe zwischen Geschwistern und Verwandten. Die Liebe zu unserem Nächsten und die Liebe zu Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt, denn Gott ist die Liebe. Oftmals, wenn wir von Liebe sprechen, meinen wir die Liebe zwischen Mann und Frau.

Viele Menschen möchten dadurch glücklich werden und suchen die wahre, echte Liebe! Was ist aber die wahre und echte Liebe? Viele suchen sie, wenige finden sie. Hier wäre nun eine Menge zu sagen.

Erstens: Liebe ist nicht nur ein Gefühl. Liebe muß wachsen, Liebe muß reifen, Liebe muß man auch lernen und wollen. Liebe verlangt Treue. Die eheliche Liebe sagt: Ich möchte dich für immer lieben. Echte Liebe ist daher auf Dauer ausgerichtet.

Jesus Christus sagt im heutigen Evangelium. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Er selbst hat dies getan.

Ich denke dabei an einen heiligen Maximilian Kolbe, der im Konzentrationslager sein Leben freiwillig für einen Familienvater hingegeben hat. Er wurde zum Hungerbunker ausgewählt, weil jemand ausgebrochen ist. Kolbe hat sich angeboten und ist statt ihm in diesen Hungerbunker gegangen.

Liebe hat also mit Opfer zu tun. Liebe hat mit Taten zu tun. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Wenn ihr meine Gebote hält, bleibt ihr in meiner Liebe.

Was ist die wahre Liebe noch?

Zweitens: »Echte Liebe will einander schenken.« Denken sie an die Eltern, die die Kinder beschenken. Was schenkt eine Mutter alles einem Kind an Zeit, an Opfer, an Hingabe! Denken sie an das Brautpaar am Traualtar, die sich die Ringe an den Finger stecken als Symbol ihrer Liebe, die sie einander schenken wollen. Denken sie an Gott selbst, der uns seinen Sohn geschenkt hat, der aus Liebe zu uns Menschen für unsere Sünden am Kreuz gestorben ist. Die Liebe Gottes – hörten wir im 1. Johannesbrief – wurde dadurch offenbart, daß Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben. Der gute Hirt gibt sein Leben für die Schafe.

Drittens: »Echte Liebe will einander nahe sein.« Diese wahre Liebe will sogar Einswerden. Sie will so völlig ineinander aufgehen, dass nicht mehr zwei Wesen sind, sondern eins.

Letztlich zeigt sich diese Liebe in der Kommunion, wo sich uns Jesus zur Speise gibt, sodass er wirklich uns so nahe sein kann wie nur möglich, wie nur denkbar. Echte Liebe will einander nahe sein. Er ist in mir. Er will ganz zu mir kommen. Ich darf ihn kommunizieren, ihn in mir aufnehmen. Das ist Liebe.

So ist auch die Heiligste Dreifaltigkeit ein Liebesgeheimnis. Da wird diese echte Liebe verwirklicht, da ist sie verwirklicht, so dass die 3 Personen, die sich so stark lieben, wirklich eins sind, ein Wesen, ein Gott. Diese Liebe ist unser Vorbild, soll unser Vorbild sein. Gott ist die Liebe. Das ist die beste Beschreibung seines Wesens. Der Vater liebt den Sohn; der Sohn liebt den Vater. Diese Liebe ist so stark, dass eine eigene Person wird - der Heilige Geist. Auch wir sollen uns bemühen immer mehr zu lieben. Liebt einander, damit ihr einmal an dieser Liebe beim dreifaltigen Gott im Himmel teilnehmen dürft. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024