7. Ostersonntag B 2012
www. Predigtdienst.net
Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
Navigation

7. Ostersonntag 2012 B

Messtexte | Word-Dokument

Wir stehen in der Vorbereitungszeit auf Pfingsten und die Kirche betet in besonderer Weise um den Hl. Geist. 3 Gaben des Hl. Geistes, über die ich noch nie gepredigt habe, mögen uns heute näher beschäftigen. Die Gabe der Stärke, der Wissenschaft und des Verstandes.

1. Die Gabe der Stärke

Es ist die Chance der Schwachen. Was macht stark? Für die Sportler gilt: stetes Training und der Verzicht. Wenn man nichts tut, erschlaffen die Muskeln. Die Spitzensportler wissen das.

Der hl. Paulus weiß es auch. Er bewundert die Sportler und ihren Einsatz, aber er stellt die Frage: Wofür kämpfen sie? Sie kämpfen um einen vergänglichen Siegespreis. Der Lorbeerkranz, der dem Sieger überreicht wird, verwelkt. Der Christ kämpft um einen unvergänglichen Siegespreis. Es geht um das ewige Leben. Daher sollen wir auch üben, uns einüben im Gebet, nicht bequem sein, denn breit ist der Weg, der ins Verderben führt. Schmal und steil ist der Weg, der in den Himmel führt.

Es gäbe viele Beispiele von Heiligen für Mut und Stärke im Glauben: Alle Märtyrer, die mutig vor den Richtern den Glauben bekannten, ihn nicht verleugnet haben und dafür den Tod auf sich nahmen. Diese Menschen hatten die Gabe der Stärke. Das waren nicht Muskeln, sondern Festigkeit des Glaubens, Tapferkeit, keine Windfähnchen. Auch wir sollen solche mutigen Streiter für den Glauben sein.

Dann 2. die Gabe der Wissenschaft. Das erinnert mich an den jetzigen Papst, der die Einheit von Glaube und Wissenschaft hergestellt hat. Das ist kein Widerspruch. Heute wird es kaum mehr einen genialen Menschen geben wie z.B. Albert der Große, von dem man sagt, er habe das ganze Wissen seiner Zeit beherrscht. Viele haben nur noch Spezialwissen und kennen sich nur in ihrem Fachgebiet aus. Aber wenn man von Universalwissen spricht, dann könnte man es von unserem hl. Vater sagen, in Bezug auf die Theologie. Er hat Bücher geschrieben nicht nur über die Dogmatik, die er gelehrt hat. Sein Anliegen ist auch die Liturgie und die Exegese (Bibelauslegung). Er hat den ganzen Weltkatechismus geleitet. Er kennt sich aus in der Moral. Und überall legt er den Finger auf die Wunden, auf die Irrlehren und hat es durchschaut.

Vom hl. Thomas von Aquin wird berichtet, der ja für die Kirche ganz bedeutend ist und der so viele Bücher geschrieben hat. Am Ende des Lebens hat er gesagt: Alles ist nur Spreu.

Der Hl. Geist verleiht die Gabe der Wissenschaft, aber es geht nicht um Medizin, Mathematik, sondern um das Wissen, wie wir unseren Weg zu Gott gehen sollen.

Eines muss man sich auch bewusst machen: So mancher ganz gescheiter Doktor, der sich auf seinem Fachgebiet auskennt, hat nicht unbedingt die Gabe der Wissenschaft. Sie sind, wie gesagt, spezialisiert und können manchmal kaum über ihr Fachgebiet hinausblicken. So mancher einfache gläubige Mensch besitzt die Gabe der Wissenschaft in höherem Maß als jene, die man Wissenschaftler nennt. Der hl. Paulus sagt: Was nützen dem Menschen all sein Wissen, alle seine Erkenntnisse, wenn ihm die Liebe fehlt. Es ist alles nichts wert.

Die letzte Gabe ist die Gabe der Einsicht, des Verstandes.

Glauben heißt, nichts wissen. Mit diesem Schlagwort will man überzeugte Christen für dumm verkaufen. Ich bitte sie, nicht den Verstand bei der Kirchentür abgeben. Umgekehrt!

Es gibt viele Gelehrte, die durch ihre Forschungen zum Glauben gekommen sind. Verstand und Glaube schließen sich nicht aus.

Jesus fragt einmal die Jünger: Habt ihr das alles verstanden? Er will, dass wir unseren Verstand einsetzen und schickt uns deswegen auch den Hl. Geist. Der Hl. Geist wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.

Leider ist gerade das religiöse Wissen erschreckend gering. Es ist wichtig, dass wir uns im katholischen Glauben auskennen und bei Angriffen auf den Glauben klug kontern können. Ohne Köpfchen geht es nicht, sonst fallen wir auf die plumpen Schlagwörter des bösen Feindes herein.

Die Gabe der Einsicht ist aber auch mehr wie ein hoher Intelligenzquotient. Die Gabe der Einsicht hatte der Kaufmann, der edle Perlen suchte und als er eine besonders kostbare Perle gefunden hatte, dann verkaufte er alle anderen Perlen, um diese eine zu erwerben. Damit ist das Himmelreich gemeint. Alles andere ist unwichtig. Dahin müssen wir gelangen und dazu hilft der Hl. Geist. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024