11. Sonntag im Jahreskreis B 2015
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11. Sonntag im Jahreskreis 2015 B

Messtexte | Word-Dokument

Jesus vergleicht im heutigen Evangelium das Reich Gottes in zwei Gleichnissen mit einem Samen, der auf dem Acker ausgesät wird und mit einem Senfkorn, das zu einem großen Baum heranwächst.

Machen wir uns ein paar Gedanken über das „Reich Gottes“! Wir beten bei jedem Vater unser: „Dein Reich komme!“. Im neuen lichtreichen Rosenkranz heißt das 3. Geheimnis: „der uns das Reich Gottes verkündet hat.“ Was ist das Reich Gottes? Was meint Jesus mit dem Reich Gottes?

Wir sprechen in der Natur manchmal von einem Reich: z.B. das Reich der Tiere. Im Weltall bei der Sonne könnten wir von einem „Reich der Sonne“ reden, soweit ihre Anziehungskraft reicht. Hier auf Erden gibt und gab es Reiche: das Römerreich, das Reich der Griechen usw. Es ist das alles begrenzt, örtlich eingegrenzt und ein gewisses Gebiet betreffend.

Das Reich Gottes ist in manchem ähnlich, in manchem aber auch verschieden von all den Reichen der Natur und des Menschenlebens. Es ist auf alle Fälle unbegrenzt.

Jesus spricht oft vom Reich Gottes. Einerseits sagt er: „Kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe.“ „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes nahe.“ Dann aber hören wir auch folgende Wort: „Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es an äußeren Zeichen erkennen könnte. Man kann auch nicht sagen „Seht, hier ist es!“ oder „Dort ist es!“, denn „das Reich Gottes ist schon mitten unter euch.“ Oder „mitten in euch“ könnte man auch übersetzen. Es ist also schon da. Das widerspricht anscheinend den Sätzen „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“  und „Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit, Frieden und Freude im Heiligen Geist.“

Das Reich Gottes ist also hier auf Erden bereits angebrochen und doch findet es ihre Vollendung in der Ewigkeit. Dort ist es sicher geistiger Natur und von ewiger Dauer. Auf Erden beginnt es zwar, aber im Himmel wird es vollendet. Es ist ein Reich in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt. Es ist ein Reich „in dieser Welt“, weil es aus Menschen besteht, denn für Menschen ist es ja bestimmt, aber nicht „von dieser Welt“, wie Jesus zu Pilatus sagt, weil es in der Ewigkeit einmal ohne Ende seine Erfüllung hat.

Das Gottesreich ist hier auf Erden keine fertige Größe mit einmalig festgelegten Grenzen. Gottes Reich ist hier auf Erden etwas, was wächst und wird.

Wenn Gott, der ewige Sämann, im Gleichnis von Jesus an seine Aussaat geht, dann pflügt er zuerst den Acker, damit die Saat in offenes Erdreich fällt. Der Same wächst dann im Menschen, in der Menschheit und in seiner Kirche.

Was ist also das Reich Gottes? Hier? Nicht hier?

Es ist gar nicht so leicht zu sagen, was das Reich Gottes ist. Es ist sicher keine irdische und sichtbare Größe. Es  steht über all den irdischen Mächten und Reichen. Das Reich Gottes ist dort, wo Gottes Wille und damit Gottes Liebe ist. Wer schwer sündigt und in der Sünde verharrt, der bleibt ausgeschlossen vom Reich Gottes. Es ist ein geistiges, überirdisches und ewiges Reich.

Es ist letztlich ein Geheimnis. Das merken wir, wenn wir versuchen es zu beschreiben. Es ist schon da und es kommt erst. Es ist ein Reich, das gegenwärtig noch wie ein mächtiges Schleppnetz durch die Menschheit zieht, und das doch einmal am Ende der Zeiten nur die Auserwählten in sich aufnimmt. Das ist dann die große Ernte Gottes. Das Ziel und das Ende des Reiches ist die Vollendung aller Menschen im Reich der Liebe. Erst müssen wir uns hier bewähren und dann aber „selig, wer in diesem Reich Gottes zu Tisch sitzen darf.“ Hier müssen wir den Samen pflegen und gießen, sodass es wachsen kann. Es wächst unsichtbar und wird zu einem großen Baum, der prächtig und unvorstellbar schön ist. Das will Jesus sagen, wenn er immer wieder von diesem Reich spricht. Wir alle sollen schon hier auf Erden in diesem Reich dabei sein, um dann aber auch einmal in diesem Reich für ewig eingegliedert zu sein und dort mit Jesus herrschen. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024