Taufe des Herrn 2015 B
Messtexte | Word-Dokument
Bei der Taufe Jesu durch Johannes den Täufer öffnete sich der Himmel und der Heilige Geist schwebte wie eine Taube auf Jesus herab. Eine Stimme erscholl vom Himmel: „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“
Ich möchte mit Ihnen heute eine Bildbetrachtung machen mit einer Ikone aus dem 16. Jahrhundert, die sich auf dem Berg Athos befindet. (Ich habe sie ihnen kopiert, sie ist zwar nicht in Farbe kopiert, aber ich dachte, wenn sie diesen Zettel während meiner Beschreibung in der Hand haben, können sie es sich besser vorstellen.)
Christus steht im Zentrum. Links Johannes, der Täufer, rechts die Engel. Jesus blickt uns an. Er ist als Täufling nackt, nur mit einem Leinentuch bekleidet. Das erinnert uns vielleicht an die Kreuzigung. Die Taufe ist ein Sterben des alten Menschen. Bei den Orthodoxen wird der Täufling ganz untergetaucht. Damit möchte man zum Ausdruck bringen, dass der alte, sündige Mensch stirbt, und ein neuer Mensch aus dem Taufbrunnen hervorgeht.
Wenn Jesus im Jordan getauft wird und in dieses Wasser untergetaucht wird, dann wird durch dieses Hinabsteigen das Wasser und die ganze Schöpfung gereinigt und geheiligt. Es gibt bei den Orthodoxen den Brauch, dass am 6.1., an dem bei denen auch das Fest der Taufe des Herrn gefeiert wird – die Taufe des Herrn ist auch eine Epiphanie, eine Erscheinung Gottes - ,die Flüsse deswegen gesegnet werden.
Im Wasser befinden sich Fische, die sich Jesus zuwenden und auch ein Drache, der zwar von Jesus wegreitet, aber mit einem kleinen Ungeheuer zu Jesus zurückblickt. Da Christus durch seine Taufe Flüsse und Meere geheiligt hat, bleibt den Dämonen, die nicht zu Christus gehören, nur noch die Flucht übrig.
Über Jesus schwebt das Symbol des Heiligen Geistes, die Taube, die von einem Lichtkreis umgeben ist, und von der 4 Strahlen ausgehen. Was wir über dem Heiligen Geist sehen, das soll der geöffnete Himmel bedeuten, aus dem die Stimme des Vaters zu hören war. Der Himmel, der beim Sündenfall Adams verschlossen wurde, wird bei der Taufe Jesu wieder geöffnet. Manchmal erscheint auch die Schöpferhand Gottes, das Symbol des Vaters. Er ist es, von dem die Stimme ausgeht und von ihm wird der Hl. Geist ausgesandt. Es ist damit auch ein Bild der Heiligsten Dreifaltigkeit angedeutet. Damit ist es nicht nur eine Offenbarung des Sohnes, sondern auch eine Offenbarung der heiligsten Dreifaltigkeit selbst.
Johannes der Täufer, der links steht, blickt zur Taube. Nach dem Johannesevangelium ist es der Täufer, der die Taube sieht und dieses Geschehen bezeugt. Hier sagt der Täufer: „Er, der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen, hat mir gesagt: auf wen du den Geist herabkommen siehst und auf wem er bleibt, der ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft.“
Die rechte Hand legt der Täufer auf das Haupt Jesu. Dies ist der alte Taufgestus bei der Taufe. Auch heute noch gibt es diese Zeremonie der Handauflegung bei der Spendung der hl. Taufe. Zugleich bedeutet diese Handauflegung auch Geistmitteilung. Noch heute wird in der Ostkirche die Taufe mit der Firmung verbunden.
Rechts von Jesus, auf der anderen Seite des Jordan könnte man sagen, werden die Engel in anbetender Haltung dargestellt. Sie geben dem Bild nicht nur das optische Gleichgewicht, sondern nach der Taufe Jesu folgt die Versuchung Jesu und danach heißt es, dass Engel ihm dienten. Diese Engel stehen ehrfurchtsvoll verneigt und halten Tücher in ihren Händen. Wie Diakone bei der Taufe sind sie bereit, den aus dem Wasser steigenden Täufling zu empfangen und seinen Leib mit den Tüchern zu bedecken. Die verhüllten Hände können aber auch einfach Zeichen der Ehrfurcht sein. Diese dienenden Engel wagen aus Scheu nicht, das Heilige mit unverhüllten Händen zu berühren. Wir kennen diese Ehrfurcht noch, wenn der Priester nur mit dem Velum die Monstranz berührt, oder früher wurden weiße Handschuhe verwendet, wenn Ministranten mit der Patene bei der Kommunionausteilung mitgingen. Man könnte überlegen, ob nicht so manche Ehrfurchtsbezeigung sinnvoll wäre und ob wir nicht alle diese kleinen Zeichen überschnell über Bord geworfen haben. Auch wenn sich hier äußere Zeichen immer auch verändern können, die Ehrfurcht sollen wir uns immer bewahren. Der vierte Engel blickt wie Johannes zur Geisttaube auf.
Zusammenfassen können wir sagen: Täufer und Engel assistieren bei der Taufe. Christus besiegt die Dämonen und heiligt die Schöpfung und das Geschöpf. Der Himmel öffnet sich. Vater und Geist bezeugen Jesus als geliebten Sohn.
Auch für uns heißt Taufe, Jesu dankbar zu sein für sein Tun. Wir glauben und bezeugen auch: Er ist der Sohn Gottes, der uns in der Taufe zu Kindern Gottes angenommen hat. Amen.