Dreifaltigkeit B 2018
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Dreifaltigkeitssonntag 2018 B

Messtexte | Word-Dokument

Es gibt die 1., die 2. und die 3. Welt. Seit längerem sind wir damit konfrontiert und erfahren wir das, wenn Flüchtlinge aus diesen ärmeren Welten zu uns kommen. Wenn wir versuchen von oben objektiv auf unsere Welt, auf unseren Erdenball zu blicken, dann muss uns diese unterschiedliche Aufteilung von arm und reich immer unruhig machen. Gott will nicht, dass es diese Aufteilung in eine Erste, Zweite oder Dritte Welt gibt. So wenig wie es einen 1., 2. und 3. Gott gibt. Es gibt zwar 3 göttliche Personen in dem einen Gott, aber keiner ist mehr, keiner weniger, keiner ist reicher und keiner ist ärmer. Und die dritte göttliche Person, der Heilige Geist ist ja auch nicht der Gott, der für die Entwicklungsländer zuständig ist.

Also unser Schöpfergott verträgt keine Zerteilung in einen Ersten, Zweiten und Dritten Gott. Das wäre ein grobes Missverständnis, was wir heute feiern am Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit. Es bleibt ein Gott! Die drei Personen sind eins!

Immer wieder haben die Christen versucht dieses Glaubensgeheimnis besser zu verstehen und auch in den Kirchenbauten darzustellen. Ich bin dabei auf eine besondere Kirche gestoßen in Oberösterreich in der Nähe der Stadt Linz: die Wallfahrtskirche Stadl-Paura, eine einzigartige Barockkirche (erbaut 1714-24). Sie ist der Heiligsten Dreifaltigkeit geweiht.

Ihr Innengrundriss beschreibt einen Kreis. Der Kreis ist die vollkommenste geometrische Figur. Er ist ohne Anfang und ohne Ende. Er bedeutet den einen, vollkommenen, unendlichen und ewigen Gott.

Die Kirche hat dann drei Türme, drei Altäre, drei Orgeln, drei Sakristeien, drei Halbkuppeln, drei Eingänge mit drei Marmorportale und der Grundriss selber ist dreieckig. Es werden alle drei Altäre genutzt. Dreimal im Jahr wechseln die Sitzordnung, das Eingangsportal und die Blickrichtung der Gläubigen. Dies richtet sich nach dem jeweiligen Festkreis. Es sind sozusagen drei Kirchen in einer Kirche. Damit wollte man das Geheimnis der Dreifaltigkeit „ein Gott in drei Personen“ darstellen.

Der Gott-Vater-Altar hat als Thema die Schöpfungsgeschichte und die göttliche Tugend des Glaubens. Der Gott-Sohn-Altar zeigt die Erlösung und die Tugend der Hoffnung; am Heilig-Geist-Altar wird das Pfingstwunder und die Liebe dargestellt.

Somit ist nach außen die Dreifaltigkeit Gottes dargestellt. Wenn wir dann eintreten in das innerste Geheimnis Gottes, dann erfahren wir den Dreieinen Gott. Es ist eine Kirche! Unsere Gottesvorstellung ist also dreifaltig. Aber er ist ein Gott. Doch dieser Gott ist eben kein einsamer Gott.

Unser Gott ist ein Gott der Liebe. Er braucht uns nicht, um Gemeinschaft zu haben. Er ist Liebender und Geliebter zugleich. In ihm gibt es Beziehung. In ihm ist vollkommene Liebe. Und diese Liebe ist nun schöpferisch geworden und hat nicht nur Materie erschaffen, Dinge gemacht, nicht nur Tiere und Pflanzen sind durch ihn entstanden, sondern die Krone der Schöpfung, der Mensch wurde mit einem freien Wille und mit der Fähigkeit zu lieben ausgestattet und damit sind wir Ebenbild Gottes. Nach seinem Abbild hat er uns erschaffen, weil auch Gott, der vollkommen liebt, nun ein Wesen gemacht hat, das so lieben kann wie er.

Das ist faszinierend, und das kann uns nur mit Dankbarkeit erfüllen. Diesen Dank zeigen wir, wenn wir am Sonntag in die Kirche gehen und diesen dreifaltigen Gott loben, preisen und anbeten. Amen.


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