Erscheinung des Herrn 2018
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Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
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Erscheinung des Herrn 2018 B

Messtexte | Word-Dokument

Die Geschichte von den Weisen aus dem Morgenland ist weder eine Legende noch ein Märchen, sondern reales Geschehen. Es ist wirklich passiert. Das betont auch Papst Benedikt in seinem letzten Buch über die Kindheit Jesu.

Ich möchte ihnen heute aber zu dieser echten Begebenheit vor über 2000 Jahren eine Legende und ein Märchen ergänzend und vergleichend gegenüberstellen.

Vielleicht kennen sie schon die alte russische Legende, nach der sich nicht drei, sondern vier Könige aufgemacht haben, um das Kind in der Krippe anzubeten. (Es gibt da immer verschiedene, abweichende Versionen) Der vierte König kam hoch aus dem Norden. Auf seinem weiten Weg sah er viel Elend. Er konnte nicht vorbeigehen, ohne zu helfen. Er hatte als Geschenk für den König der Welt drei funkelnde Edelsteine im Gürtel. Als er eines Tages ein ausgesetztes Kind fand, kaufte er mit einem der Edelsteine einen Platz im Waisenhaus für das Kind.  Einer Mutter mit vielen Kindern verhalf er mit dem Verschenken des zweiten Steines dazu, dass sie nicht aus dem Haus hinausgeworfen wurde. Und einem Mann, der den König beleidigt hatte und deswegen in die Verbannung geschickt werden sollte, erwarb er mit dem dritten Stein die Freiheit.

Müde und traurig ging er weiter seinen Weg. Sein Stern war erloschen. Er war selbst ganz arm geworden und hatte nur noch seine Freiheit anzubieten, als er einem Familienvater davor bewahren wollte, als Sklave auf eine Galeere gekettet zu werden. So kaufte er den Unglücklichen mit seinem eigenen Leben los. In der Dunkelheit der Galeere stiegen Fragen und Zweifel in seinem Herzen auf, doch da leuchtete ihm von neuem der Stern in seiner Seele auf. Als er schließlich freigelassen wurde, fand er sich in einem fremden Land. In der ersten Nacht träumte er von seinem Stern, der ihn zur Eile mahnte. Er brach auf und kam an die Tore einer großen Stadt. Auf einem Hügel ragten drei Kreuze. Über dem Kreuz in der Mitte blieb der Stern stehen, leuchtete noch einmal auf und erlosch.

Da wusste der König: „Dieser ist der König der Menschen. Dieser ist Gott, der Heiland der Welt, den er gesucht hat, nach dem er sich gesehnt hat. Er ist ihm begegnet in all den Menschen, die hilflos und in Not waren. Er hat ihm gedient, in dem er den anderen geholfen hat. Er sank in die Knie und war traurig, dass er ihm nichts bringen konnte. Die drei Edelsteine hat er ja verschenkt. Da streckte er dem Herrn seine leeren Hände entgegen und vom Kreuz herab vielen drei Tropfen Blut hinein. Er faltete die Hände und als er sie wieder öffnete, da waren es drei wertvolle rote Edelsteine.

Als ich auf diese mir bekannte Legende wieder gestoßen bin, bei der Vorbereitung der Predigt, ist mir dazu ein Märchen eingefallen. Und zwar die Sterntaler. Es handelt von einem armen Mädchen, deren Eltern gestorben waren. Und dann heißt es, weil es so von aller Welt verlassen war, ging es im Vertrauen auf den lieben Gott hinaus ins Feld. Es machte sich auf den Weg. Es vertraute Gott. Dann kommt die Parallele zur Legende. Es verschenkte das Brot, ihre Mütze, ihr Leibchen, ihr Röckchen und schließlich das Hemdchen und hatte gar nichts mehr, so wie der vierte König, der sogar die Freiheit seines Lebens hingab für jemand anderen. Und es wird auch belohnt. Und zwar mit den Sternen. Der Stern, der damals geleuchtet hat, war nicht so, wie die Zeugen Jehovas dummerweise meinen, ein Unglücksstern. Nein der Stern führte sie hin zum Kind. Er zeigte den Weg. Die Sterne beim Märchen fielen damals vom Himmel und wurden lauter Silbertaler. Sie belohnten das Mädchen für ihre Liebestaten. So belohnte auch damals der Stern die Weisen aus dem Morgenland für ihre Mühe und Strapazen, die sie auf sich nahmen und sie fanden das Kind mit Hilfe dieses Sternes. Sie fanden den Heiland der Welt.

So steht über jedem Menschenleben ein Stern, der uns den Weg zeigt. Damals haben die Weisen dem Jesuskind viele Geschenke gemacht. Heute will das Jesuskind, dass wir auch unsere Geschenke schon vorher verteilen. Wir sind mit Gaben und Talenten ausgestattet. Damit sollen wir nicht warten bis zum Ende unseres Lebens, sondern wir sollen die Not unserer Mitmenschen sehen und versuchen zu lindern. Das tun wir z.B. mit den Geldspenden, die die Sternsinger sammeln. Und wenn wir am Ende unseres Lebens nur leere Hände haben, dann macht das dem Heiland gar nichts. Je weniger wir haben, desto mehr wird er uns dann schenken. Er hat uns sein Blut geschenkt. Jeder Blutstropfen ist in der Ewigkeit wie ein funkelnder Edelstein, der uns ganz glücklich macht. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024