10. Sonntag im Jahreskreis 2018 B
Messtexte | Word-Dokument
Zwei schlimme Vorwürfe und Anschuldigungen werden in diesem Evangelium Jesus gemacht. 1. „Er ist von Sinnen!“ Und das kommt sogar von seinen eigenen Verwandten und Angehörigen. Das heißt nichts anderes als: Er ist verrückt! Er ist nicht ganz klar im Kopf. Ihn brauchen wir nicht mehr ernst nehmen. Und das Zweite: „Er ist vom Teufel besessen.“ Es gibt eigentlich nichts Schlimmeres, als diesen Vorwurf, dass der Satan selbst in einen gefahren ist. Vielleicht ist das die Sünde, die nicht vergeben wird. Dies werfen ihm die Schriftgelehrten und Pharisäer vor.
Diese zwei Gruppen (die Verwandten und die Pharisäer) haben öfter mit Jesus Probleme. Ein zweites Mal nehmen die Verwandten im Markusevangeliums Anstoß an Jesus. Er spricht dann die Worte: Nirgends hat ein Prophet so wenig Ansehen wie in seiner Heimat. Und er konnte wegen ihres Unglaubens in seiner Vaterstadt keine Wunder wirken.
Noch schlimmer wird es mit den Pharisäern und Schriftgelehrten, die dann richtig mit Jesus in Konflikt kommen. Jesus hat auch keine schönen Wörter über sie. Und letztlich bringen sie ihn dann ans Kreuz. Sie liefern ihn den Römern aus. Dieser muss sterben, denn er bringt Unglück über uns.
Dieses Problem ist insofern eigenartig, denn beide Gruppen haben eigentlich doch eine große Nähe zu Jesus.
Die Pharisäer sind vom Glauben her viel näher bei Jesus als die Sadduzäer, die z.B. die Auferstehung nach dem Tod leugnen. Ebenso glaubten diese nicht an Engel. Diese Glaubenswahrheiten aber verkündete Jesus in aller Deutlichkeit.
Bei den Angehörigen Jesu ist es nun auch so, dass durch die verwandtschaftliche, familiäre Beziehung eine größere Nähe da ist. Und doch kommt es zu Spannungen und Jesus distanziert sich von ihnen: Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder? Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter! Es ist dies keine Herabsetzung seiner Mutter, denn gerade sie hat ja den Willen Gottes immer erfüllt. Es ist ein Hinweis, dass ihre leibliche Mutterschaft zurücktreten muss und dass man umso mehr ihre geistige Mutterschaft entdeckt soll. Sie ist die Mutter aller Menschen, so wie Jesus es dann vom Kreuz herab wünscht, wenn er zu Johannes sagt: Siehe deine Mutter!
Der Vorwurf „Er ist von Sinnen. Er ist nicht ganz normal“ wird manchmal ganz leicht all denen gemacht, die Jesus ganz nachfolgen. Wenn jemand auf alles verzichtet und die Ganznachfolge im Priester- oder Ordensberuf anstrebt, wird ihm auch leicht so etwas unterstellt: Du bist ja verrückt. Das ist doch lauter Blödsinn, was du da machst. Auf alles verzichten! Genieße doch dein Leben! Warum tust du so etwas Unvernünftiges? Ist bei Jesus nicht auch deswegen dieser Vorwurf zu hören, weil er die Familie verlässt und ganz arm als Wanderprediger durch die Ortschaften zieht und vom Reich Gottes predigt? Jeder, der nun ähnlich handelt, wird mit Jesus sich diesen Vorwurf gefallen lassen müssen. Er ist von Sinnen! Aber jeder, der an ein ewiges Leben glaubt, wird zu der Erkenntnis kommen, dass es um ein höheres Gut geschieht. Es geht um den Glauben an ein ewiges Leben und an den Himmel. Die Liebe zu Christus lässt ihn so handeln, und deswegen sind ihm all die irdischen Dinge zweitrangig und er strebt die himmlischen an.
Wenn ich als Priester ihnen diese Lebensform versuche vorzuleben, haben sich vielleicht auch manche gefragt und mich gefragt, warum erlaubt die Kirche nicht den Priestern zu heiraten? Warum gibt es Menschen, die diesen komischen Weg gehen? Die Antwort ist: Nicht weil sie von Sinnen sind, sondern weil sie auf eine Ewigkeit hinweisen wollen, in der man für immer einmal bei Christus sein wird. In der Ewigkeit wird Christus uns all unsere Sehnsüchte erfüllen. Dort ist das wahre Glück zu finden, das niemals vergeht. Amen.