2. Sonntag im Jahreskreis B 2018
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2. Sonntag im Jahreskreis 2018 B

Messtexte | Word-Dokument

„Was wollt ihr?“ Diese Frage, die Jesus den beiden Jüngern stellte, möchte auch ich Ihnen stellen! Was wollt ihr hier? Was sucht ihr? Oder wen sucht ihr? Die Antwort damals war eine Gegenfrage: „Wo wohnst du?“ Und Jesus hat sie eingeladen: „Komm und sieh!“ Kommt und seht! Das ist auch die Einladung der Kirche an alle zum Sonntagsgottesdienst. Sie sind auch dieser Einladung gefolgt. Und nun sind wir alle dort, wo Jesus heute wohnt: In der Kirche!

Diese beiden Jünger sahen, wo und wie Jesus damals wohnte und blieben den ganzen Tag bei ihm. Sie lernten ihn besser kennen. Wenn wir bei jemand zu Hause sind, dann sehen wir, wie dieser wohnt, wie dieser Mensch lebt, dann lernen wir ihn besser kennen, dann wissen wir nach dem Besuch mehr über ihn. Ist er arm oder reich? Liest er gerne? Hat er viele Bücher in den Regalen oder andere Hobbys? Ist es aufgeräumt oder ist ein Durcheinander? Ist er ordnungsliebend oder nicht?

Wenn wir heute im Haus Jesu sind, dann ist die Einrichtung der Kirche auch ein Hinweis, wie Jesus ist. Mit dem Unterschied, dass wir selber sein Haus so einrichten, wie wir ihn uns vorstellen. Eine Kirche ist deswegen schön hergerichtet. Der Tabernakel ist aus Gold. Es soll unserem Gott würdig sein. Wir sollen daran erinnert werden, dass es das Haus Gottes ist und möchten, dass er sich wohl fühlt, bzw. dass wir ihn besser kennenlernen, wenn wir in sein Haus gehen.

Wir sind in dieses Haus auch gekommen, um, so wie die Jünger damals, zu hören, was er zu sagen hat.

Jesus hat damals den beiden Jüngern sicherlich schon die Frohe Botschaft verkündet, von Gott erzählt, von seinem Vater im Himmel, von seinem Auftrag usw. Die beiden Jünger haben interessiert zugehört.

Zum Zuhören muss man selber still sein. Darum beginnt schon die Benediktinerregel mit den Worten: Höre, mein Sohn!

Auch sie hören mir jetzt zu. Hoffentlich ist die Predigt des Priesters auch immer ein bisschen die Stimme Gottes. Manchmal kann es sein, dass jemand sich durch den einen oder anderen Satz besonders angesprochen fühlt. Ganz sicher hören wir aber in den Schriftlesungen, im Evangelium die Stimme Gottes. Hier war es auf alle Fälle die Stimme Gottes, die sie hörten.

In der Lesung, die vorgetragen wurde, hat auch jemand die Stimme Gottes gehört, aber nicht gewusst, dass Gott zu ihm spricht. Samuel wird geweckt und hört dreimal seinen Namen. Es war in der Nacht, als er im Bett war, sicherlich still und leise, sodass er die Stimme gut hören konnte. Er geht zum Priester, um sich von ihm beraten zu lassen. Erst beim dritten Mal erkennt der Priester, dass Gott zu Samuel spricht und rät ihm zu sagen: Rede Herr, dein Diener hört. Interessant ist, dass Samuel zum Priester geht und dem Priester gehorcht. Er legt sich zuerst wieder schlafen. Er hört sozusagen auf die Kirche und der liebe Gott ist nicht böse, sondern ist geduldig mit ihm, auch wenn er sich wieder schlafen legt. Er ruft erneut seinen Namen. Und Samuel geht wiederum zum Priester.

Wir hören also die Stimme Gottes, wenn aus der Heiligen Schrift vorgelesen wird. Wir hören die Stimme Gottes, wenn die Kirche zu uns spricht, und wir hören die Stimme Gottes natürlich auch, wenn wir auf unser Gewissen achten und unserem zarten Gewissen folgen.

Was wollt ihr also? Sie sind gekommen, um die Stimme Gottes zu hören. Zu jedem von uns will Gott sprechen. Jeden spricht er mit Namen an. Wichtig ist, dass wir hier selber in die Stille immer gehen, denn gerade im Schweigen werden wir diese leise Stimme hören. Und jeder von uns soll den Rat des Priesters Eli an Samuel für sich annehmen und immer wieder zu Gott sagen: Rede, Herr, dein Diener, deine Dienerin hört. Ich bin bereit für das, was du mir heute sagen willst. Dann sind wir im Gespräch mit Gott und wir werden sicherlich spüren, was er von uns will. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024