33. Sonntag im Jahreskreis B 2018
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33. Sonntag im Jahreskreis 2018 B

Messtexte | Word-Dokument

Zwei arme Leute, die ihr Leben lang in Not und Elend gelebt hatten, sagten oft zueinander: „Ach, auch im Himmel werden einmal die guten Plätze und die Ehrensitze den Reichen gehören.“ Kurz darauf starben die beiden am selben Tag. Sie kamen auf die Himmelsstraße und wurden da durch einen riesigen Festzug aufgehalten. Aller Glanz, alle Pracht, alle Herrlichkeit des Himmels schien aufgeboten zu sein. Als sich die beiden von ihrem Staunen erholt hatten, fragte der eine der beiden Armen einen der Engel nach der Bedeutung des Zuges. Der Engel antwortete: „Ebenso ist der reiche Soundso gestorben.“ „Siehst du“, wandte sich der eine von den beiden Armen an den Gefährten, „ich habe es doch immer gesagt, alles dreht sich um die Reichen - auch hier. Uns zieht niemand entgegen.“ Das hörte der Engel; er neigte sich lächelnd zu ihm und sprach: „Schau, mein Freund, dass ein Reicher stirbt und in den Himmel kommt, das ist ein so seltenes Ereignis, dass wir ihn jedes Mal feierlich einholen. Wenn wir das bei den lieben Armen gerade so machen wollten, müssten wir dauernd unterwegs sein, denn es sind ihrer zu viele, die aus einem Leben der Armut in den Himmel kommen.“

Diese liebe humorvolle Geschichte hat mir gefallen. Sie will auf etwas Wichtiges hinweisen. Sie erinnert uns an das strenge Jesuswort: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als ein Reicher in das Himmelreich. Und einmal hat er die Armen seliggepriesen, denn ihnen gehört das Reich Gottes. Für uns Menschen in einem Land, in dem es keine Hungersnot gibt, in einem Land, das zu den reichsten Ländern der Erde gehört, ist es immer ein mahnendes Wort. Hast du die Not auf unserer Erde gesehen? Es gibt viele Länder, in denen es anders ausschaut. Auch der Caritassonntag, der immer um den 19. November, dem Gedenktag der hl. Elisabeth, gefeiert wird, erinnert uns an die Not der Armen. Die hl. Elisabeth hat ein Herz für die Armen gehabt.

 Was hat sie Anstoß erregt, weil sie von der Wartburg, vom Berg immer wieder herunterstieg zu denen, die im Elend lebten und ihnen zu Essen brachte. Ihr Ehemann, König Ludwig, sagte: Wenn sie mir nur nicht die Wartburg verschenkt, dann ist es recht.

Bekannt ist uns auch das Rosenwunder der hl. Elisabeth. Es wurde ihr verboten, Brot den Armen zu bringen. Sie aber war davon nicht abzuhalten und ging wiederum mit einem Korb hinunter zu den Bedürftigen. Dies wurde ihrem Mann gemeldet. Der ritt ihr nach und zog sie zur Rechenschaft. Da aber fand man im Korb kein Brot, sondern schöne, duftende Rosen.

Gott ist mit uns, wenn wir ein Herz für die Armen haben. Er war mit der hl. Elisabeth. Sie hat aber nur deshalb den Blick für die Armen gehabt, weil sie auch einen Blick für Gott gehabt hat. Sie war eine tieffromme Frau; eine Frau des Gebetes. Sie hatte auch Gottesliebe im Herzen.

Sie hat oft in der Kapelle gebetet und dort immer ihre Krone abgelegt hat - zur großen Empörung ihrer Verwandtschaft. Sie aber erklärte: „Wenn Christus eine Dornenkrone trägt, ist meine goldene Krone Hohn.“ Sie hatte eine große Liebe zu Christus dem Gekreuzigten. Sie war in ihrer Kindheit imstande mitten im schönsten Spiel aufzuhören mit den Worten: „Jetzt höre ich auf, Gott zuliebe.“ Dann kniete sie lange vor dem Tabernakel.

Die Gottes- und Nächstenliebe gehören zusammen. Wer die Gottesliebe im Herzen hat, der hat auch die Nächstenliebe.

Die Liebe muss beim Schenken immer dabei sein. Dazu zum Abschluss noch eine Geschichte.

Ein Schneider, der in einem Altersheim lebte, hatte keine Frau mehr, nur eine verheiratete Tochter. Ein Priester besuchte ihn im Heim und fragte ihn: „Besucht denn ihre Tochter sie ab und zu?“ „O nein, sie mag mich nicht.“ Eines Tages hatte er eine neue Wolljacke an. „Die ist aber schön warm! Wo ist denn die her?“ fragte der Pfarrer. „Von meiner Tochter.“ „Hat sie Ihnen ein Paket geschickt? Das ist aber nett!“ „Ja“, erwiderte er, „sie sorgt schon für mich, wie es nötig ist. Da kann ich nicht klagen. Es war allerhand Schönes in dem Paket, aber ...“ Ich unterbreche ihn: „Das ist doch fein, da gibt´s doch kein Aber!“ Er will sich abwenden. Ich halte ihn fest: „Nun sagen Sie mir, was Sie an dem Paket Ihrer Tochter auszusetzen haben!“ Da schaute er mich bitter und traurig an und sagt: „Es war keine Liebe drin!“

Liebe Brüder und Schwestern, auch diese Geschichte hat seine Aussage. Ich kann auf zwei Arten geben: mit Liebe und ohne Liebe. Fragen wir uns immer wieder: Ist bei meinem Geben auch die Liebe dabei, die Liebe zum Nächsten und die Gottesliebe? Beides gehört zusammen und um beide Arten von Liebe wollen wir uns immer wieder bemühen. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024