5. Sonntag im Jahreskreis B 2018
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5. Sonntag im Jahreskreis 2018 B

Messtexte | Word-Dokument

Wenn ein Wissenschaftler, der nicht an Wunder glaubt, in den Evangelien zu lesen beginnt, dann weiß ich nicht, wie das konkret auf ihn wirkt. Wahrscheinlich wird er die Heilige Schrift als Märchenbuch bald weglegen. Etwa 38 Wunder werden von Jesus konkret berichtet und dann kommen noch viele hinzu, die summarisch einfach uns zur Information niedergeschrieben wurden, so wie bei unserem heutigen Evangelium, wenn da steht: Man brachte alle Kranken und Besessenen zu Jesus und er heilte viele. Es werden in den Evangelien detailliert 15 Heilungswunder berichtet. Dann gibt es die sogenannten Geschenkwunder (Brotvermehrung, wunderbarer Fischfang, Verwandlung Wasser in Wein). Rettungswunder nennen wir die Stillung des Seesturms und den Seewandel. Als Strafwunder könnte man die Verfluchung des Feigenbaums bezeichnen. Und dann sind uns noch drei Totenerweckungen überliefert. Nicht dabei sind die wahren göttlichen Wunder der Sündenvergebung, die Jesus auch gewirkt hat.

Ein Mohammedaner sagte mir einmal, dass ihn die vielen Wundern von Jesus schon beeindrucken, denn das scheint wirklich ein interessanter Unterschied zu Mohammed zu sein, der keine Wunder gewirkt hat.

Besonders die vielen Heilungswunder haben Jesus den Titel Heiland mit Recht gegeben.

Als die ersten Missionare nach Grönland kamen, fanden sie in der Sprache der Grönländer keinen Ausdruck für Heiland. Lange gaben sie sich Mühe, den Grönländern den Begriff klar zu machen, aber vergeblich. Endlich schien einem der Männer ein Licht aufzugehen und er fragte: „Meinst du vielleicht einen Mann, der, wenn dem andern das Boot umkippt, in die Flut springt und den Ertrinkenden ans Land bringt?“ Dieses Bild wurde nun zum Wort für den Heiland: der Retter aus der Not des Ertrinkenden. Im Prinzip hat Jesus genau das mit Petrus getan, der zu ihm über den See ging und dann unterging, weil er von Jesus weggeschaut hat. Er reichte ihm die Hand und rettete ihn. Retter und Heiland sind eng miteinander verbunden.

Alle diese Wunder sollen uns helfen, an den Sohn Gottes zu glauben. Jesus selbst betont dies, wenn er sagt: „Wenn ihr schon meinen Worten nicht glaubt, dann glaubt doch wenigstens meinen Taten.“ Einem Ungläubigen sind diese Wunder der größte Dorn im Auge. Aufgrund dieser Wunder kam damals immer wieder die Frage auf: Wer ist dieser Mensch, der solche Dinge tun kann? Mit den Wundern, die er wirkte, hat Jesus gezeigt, dass er göttliche Macht hat und dass er wirklich Gottes Sohn ist. Er musste sich ausweisen, dass er berechtigt war, diesen Anspruch zu erheben. Es gibt kein Gesetz der Natur, das er nicht ausschalten konnte.

So ist das heutige Wunder von der Heilung der Schwiegermutter des Petrus nur eines von vielen. Kein Wunder, dass alle Jesus suchen und zu ihm kommen wollen. Kein Wunder, dass alle diese Wunder des Herrn auch beliebte Darstellungen in der Kunst wurden, die bereits in den urchristlichen Katakomben zu sehen sind. Natürlich wollen wir nicht wundersüchtig sein und immer auch kritisch bestimmte Dinge betrachten, die wir momentan nicht verstehen, aber dass Jesus Wunder gewirkt hat, ist kaum zu leugnen. Da muss einer mehr glauben, wenn er nicht daran glaubt. Er muss glauben, dass all das erfunden ist, dass all das unkritisch aufgeschrieben wurde, dass damals das die Leute sich nur eingebildet haben, oder was weiß ich. Viel leichter ist es zu glauben, dass Jesus Gott ist und dass es für ihn also kein Problem ist, jemanden zu heilen oder die Naturgesetze, die von ihm selber sind, außer Kraft zu setzen. Er hat es letztlich bewiesen, in dem er selber von Tod erstanden ist. Er ist Herr über Leben und Tod. Er ist der, der nach dem Tod uns erwartet, der uns den Weg zu Himmel geöffnet hat durch seine Erlösungstat. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024