4. Ostersonntag B 2018
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4. Ostersonntag 2018 B

Messtexte | Word-Dokument

Das Bild des guten Hirten ist ein oft gebrauchtes Bild der frühen Christenheit. Den Erstkommunionkindern, die bald den großen Tag haben, zeige ich immer Bilder über den hl. Tarcisius, der den Heiland in der heiligen Kommunion zu den verurteilten Christen im Gefängnis bringen wollte. Da ist ein Bild dabei, wo er in eine Grube fällt, und es stellt sich heraus, dass er in den Eingang einer Katakombe gefallen ist. Er sieht dann an der Wand ein Fresko des guten Hirten. Christus trägt das verlorene Schaf. Als er diesen Jesus zum ersten Mal sieht, er war ja noch kein Christ, sage ich zu den Kindern, dass er sich wahrscheinlich gedacht hat: Dieser Mensch kann nicht böse sein. Das muss ein lieber Mann sein, der Tiere gern hat, der sich um das Schaf kümmert, der es auf den Rücken trägt und der, falls es verletzt ist, verbindet und sich hingebungsvoll um es sorgt. Er sucht das verlorene Schaf ganz sicher, bis er es gefunden hat und bringt es zur Herde zurück. Genau das drückt das Bild aus. Der gute Hirt ist einer, dem man vertrauen kann. Dieses Bild flößt keine Angst ein. Dieses Bild ist tröstlich und strahlt Geborgenheit aus. Wenn wir dieses Bild uns vor Augen halten, können wir alle diese guten Eigenschaften eines Hirten betrachten, der alles tun wird, um die Herde zu verteidigen, der sogar sein Leben einsetzt, um es vor wilden Tieren oder Räubern zu schützen.

Das Bild des guten Hirten hat es auch schon im Alten Testament gegeben. Im Buch Jesaja heißt es: Jahwe, Gott ist wie ein Hirt, der seine Herde zur Weide führt. Er sammelt sie mit starker Hand. Die Lämmer trägt er auf dem Arm, die Mutterschafe führt er behutsam. (Jes 40,11) David drückt es folgendermaßen aus. Im bekannten Psalm 23 heißt es: Der Herr ist mein Hirte. Nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil, denn du bist bei mir.

Es ist also ein vertrautes Bild, das Jesus wieder aufgreift und auf sich anwendet. Es ist ebenso nicht verwunderlich, dass die frühe Kirche dieses Bild so gern verwendet in der künstlerischen Darstellung. Christus, der gute Hirt, der sich vor die Herde stellt und lieber sein Leben hingibt, um die Herde zu retten, als dass sie zugrunde geht. Dieser Gedanke wird deutlich, wenn er bei der Gefangennahme sagt: „Wenn ihr mich sucht, dann lasst diese gehen.“

Ein weiterer Aspekt des guten Hirten ist das gegenseitige Kennen. „Ich kenne die meinen und die meinen kennen mich.“ Jesus kennt uns. Er kennt uns wirklich. Er kennt uns durch und durch. Aber kennen wir wirklich Jesus??? Wir kennen Jesus, wenn wir die Kirche kennen, seine Braut, die von ihm erzählt, die von ihm berichtet, wenn wir die Hl. Schrift kennen, wenn wir die Evangelien kennen, die von ihm berichten. Je mehr wir den Glauben der Kirche, den Katechismus kennen, desto mehr kennen wir Jesus. Wenn wir jemand lieben, wollen wir ihn immer mehr kennen lernen, darum wollen wir auch Jesus immer mehr kennen lernen. Lesen wir in der Hl. Schrift! Interessieren wir uns für den Katechismus, den Glauben der Kirche! Wer Jesus kennt, der wird ihn dann immer mehr auch nachahmen.

Christus hat sein Leben hingegeben für uns Menschen, für alle, die zu ihm gehören. Das ist das, was das Bild des Guten Hirten ausdrückt. Er gibt alles für uns und darum war es für die ersten Christen und ist es für uns ein so trostvolles Bild, sodass wir jedes Jahr am 4. Sonntag in der Osterzeit den Guten Hirten Sonntag feiern. Christus ist dieser gute Hirt. Wir dürfen ihm vertrauen. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024