Ostersonntag B 2018
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Ostersonntag 2018 B

Messtexte | Word-Dokument

In der griechischen Mythologie gibt es einen eigenartigen Fluss. Wer etwas vergessen will, der trinkt vom Wasser aus dem Fluss Lethe. Das war ganz praktisch und ist ja eigentlich gesund, denn es heißt: Menschen, die nicht vergessen können, werden depressiv. Sie denken immer wieder an ihre Kränkungen und Verluste, auf begangene Fehler, Sünden und erlittenes Unrecht. Leider aber hat auch Nietzsche recht, wenn er sagt: „Man vergisst nicht, wenn man vergessen will.“ Man kann nicht auf Befehl vergessen.

Uns Christen ist in der Bibel etwas Wichtiges aufgeschrieben, damit wir ja nicht vergessen. Gott will nicht, dass wir vergessen, was Jesus für uns getan hat! In den Evangelien wird uns daher detailliert beschrieben, was in den letzten Stunden im Leben Jesu passiert ist: wie er verurteilt wurde; wie er am Kreuz gestorben ist; was er alles gelitten hat. An das sollen wir uns immer erinnern, denn dadurch hat er uns erlöst.

Wie die Auferstehung allerdings konkret von sich gegangen ist, beschreibt aber keiner. Denn da war kein Mensch dabei. Man entdeckte nur das leere Grab! Aber dann bewies Jesus selbst seine Auferstehung durch mehrere Weisen. Dass er lebt, wird den Frauen durch einen Engel mitgeteilt. Er ist nicht da. Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Jesus hat dann durch seine Erscheinungen selber vielen gezeigt, dass er lebt. Weiters bewies Jesus durch das gemeinsame Mahl, dass er kein Geist ist, sondern wirklich lebt und auch wieder essen kann. Er hat sich sogar betasten lassen und damit ebenfalls hingewiesen, dass es sich um seinen echten Leib handelt.  Jesus zeigte ihnen besonders auch seine Narben, seine Wunden. Wiederum möchte er damit sagen, es ist kein anderer Leib, sondern der Leib, der gelitten hat. Schließlich kann er durch verschlossene Türen gehen und offenbarte damit, dass er in verklärtem Leib auferstanden ist, der nicht mehr den physikalischen Naturgesetzen unterworfen ist.

Wir feiern heute also die Auferstehung Jesu Christi. Ostern ist wirklich ein ganz außergewöhnliches Fest. So etwas kennen nur wir Christen, dass jemand von den Toten wieder zum Leben kommt. Daher ist es verständlich, dass es immer wieder Menschen gibt, die sich damit schwer tun und es nicht glauben können. Es ist auch so unglaublich. Aber gerade das macht es auch wieder leicht daran zu glauben, denn keiner kann sich so etwas Unvorstellbares ausdenken. So vielen Menschen ist er erschienen. Diese sind alles glaubwürdige Zeugen. Besonders diejenigen, die sich zuerst einmal schwer getan haben, die Auferstehung zu glauben, wie z.B. ein Apostel Thomas.

Wir wollen also nicht vergessen, was Jesus für uns getan hat! Trinken wir also nicht aus dem Fluss Lethe, sondern trinken wir aus dem anderen Fluss der griechischen Mythologie, aus dem Fluss Mnemosyne. Mnemosyne ist die Göttin der Erinnerung. Mneme ist griechisch und heißt „Gedächtnis“. Damit wir wirklich nicht die große Tat Christi für uns Menschen vergessen, feiern wir in jeder hl. Messe sein Sterben und sein Auferstehen. Nach der Wandlung heißt es immer: Tut dies zu meinem Gedächtnis.

Es ist so wunderbar, was er für uns getan hat. Christus hat den Tod besiegt. Er ist wahrhaft auferstanden. Der ganze Erdkreis jubelt und wir dürfen auch diese Osterfreude in unserem Herzen tragen. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024