Pfingstsonntag B 2018
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Pfingstsonntag 2018 B

Messtexte | Word-Dokument

Pfingsten ist das Fest des Hl. Geistes! Der Hl. Geist ist die 3. göttliche Person, die uns Jesus Christus als Beistand verheißen hat. 50 Tage nach Ostern wird dieses Fest gefeiert und beendet den Osterfestkreis. Der Hl. Geist ist sicherlich am schwierigsten sich vorzustellen. Das Symbol der Taube begegnet uns bei der Taufe Jesu.

Eines wissen wir sehr gut. Die Folgen der Geistsendung damals waren eindeutig. Die Apostel verkrochen sich nicht mehr in ihre zugesperrten Zimmer, sondern hatten plötzlich den Mut Christus zu verkünden. Wir wollen Gott unsere Schwächen bekennen, wenn wir vielleicht aus Ängstlichkeit und Feigheit den Glauben nicht verteidigt, sondern geschwiegen haben.

Die 7 Gaben des Heiligen Geistes sind Weisheit, Verstand, Rat, Stärke, Erkenntnis, Frömmigkeit und Gottesfurcht. Die ersten 5 Gaben sind einleuchtend. Wer sehnt sich nicht nach Weisheit, nach Verstand, nach der Gabe des Rates, nach Stärke und Erkenntnis.

Heute möchte ich über die 2 letzten Gaben sprechen, die uns verloren gegangen sind. Oder man kann auch sagen: Es ist dies die Gabe, die keiner mehr haben will und die Gabe, die keiner versteht. Die Gabe, die keiner mehr haben will, ist die Gabe der Frömmigkeit, und die Gabe, die keiner mehr versteht,ist die Gabe der Gottesfurcht.

Wer will heute noch fromm sein? Fromm zu sein ist in manchen Kreisen schon ein Spottwort geworden. Die Frömmler sind mehr die Scheinheiligen, mit denen man nichts zu tun haben will. Aber hat man nicht früher gebetet und dem kleinen Kind das Gebet gelernt: „Lieber Gott mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm!“ Viele lächeln nur noch darüber. Ist der Himmel überhaupt noch anstrebenswert? Will ich in den Himmel kommen? Darf es Mühe kosten diese ewige Seligkeit zu erreichen? Viele Kinder wachsen in der heutigen Zeit auf ohne Gebet, ohne Kirche, ohne Messe, ohne Glauben. Ohne Glaube könnt ihr aber nicht gerettet werden! Manche Kinder hören etwas von Gott nur noch vielleicht im Religionsunterricht.

Fromm sein ist in der heutigen Zeit verpönt. Als ich meinen Wehrdienst leistete, diskutierte ich oft mit Zimmerkameraden über den Glauben, bis einer einmal zu mir sagte: „Jetzt weiß ich, was du bist. Du bist fromm!“ Es war dies kein Lob, sondern dieses Wort ist negativ besetzt. Keiner will mehr fromm sein. Die Gabe der Frömmigkeit ist also keine wünschenswerte Gabe Gottes mehr in der heutigen Zeit.

Und doch ist es eine Gabe des Hl. Geistes und daher nicht nur erstrebenswert, sondern wir wollen darum bitten, die Gabe ersehnen und uns darum bemühen. Wie war es bei Jesus? Konnte er nicht Nächte durchbeten? Vor jeder wichtigen Entscheidung hat er lange gebetet.

Die wahre, echte Frömmigkeit, die kernige Frömmigkeit hat nichts zu tun mit Heuchelei, hat nichts zu tun mit dem schrecklichen Wort bigottisch, das ja nichts anderes bedeutet als scheinheilig. Die Heuchelei wurde von Jesus massiv kritisiert. Die Pharisäer, die offen zeigten, wie fromm sie angeblich sind, werden von Jesus vernichtend kritisiert. Welch unschöne Worte findet Jesus für die Pharisäer. „Weh euch ihr Schriftgelehrten und Pharisäer! Ihr Heuchler! All ihre Werke tun sie, um sich vor den Menschen zur Schau zu stellen. So machen sie ihre Gebetsriemen breit und ihre Kleiderquasten lang.“ D.h. sie stehen an den Straßenecken und prahlen mit ihrer Frömmigkeit, so dass jeder weiß, wie viel und wie lang sie beten. Jesus sagt: Wenn du betest, geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür! Bete zu deinem Vater im Himmel, der im Verborgenen ist!

Jesus hat sich oft zurückgezogen in die Einsamkeit. Sein „Beten-können“ war so anziehend, dass die Jünger einmal sehnsüchtig sagten: Herr, lehre uns beten. Wahre Frömmigkeit ist anziehend. Richtiges Beten stärkt unsere Gottes- und Nächstenliebe und nur das ist die richtige Frömmigkeit.

Das Zweite ist die Gottesfurcht. Gottesfurcht ist nicht die Gabe, die man nicht haben will, sondern das ist die Gabe, die viele einfach nicht mehr haben, weil sie heute auch nicht mehr verstehen, was diese Gabe bedeutet. Viele Menschen verstehen heute wirklich nicht mehr diese Gabe. Warum soll ich mich vor Gott fürchten? Gott ist doch die Liebe. Gott ist doch unendlich barmherzig. Warum braucht es Gottesfurcht? Jesus sagt immer wieder: Fürchtet euch nicht! Wie ist das zu verstehen?

Gottesfurcht hat etwas zu tun mit Ehrfurcht. Und diese Ehrfurcht ist uns genauso verloren gegangen wie die Frömmigkeit. Das Gespür für das Heilige ist oft nicht mehr da. Wie verhält man sich in der Kirche, in der Messe, usw.? Kinder rennen oft herum in der Kirche, wie wenn es ein Spielplatz wäre. Was habe ich da schon alles erlebt? Aber es gibt auch Erwachsene, die sich eine schöne Kirche anschauen. Sie spazieren mit hocherhobenen Blicken herum, bestaunen die Fresken, auch wenn in dieser Kirche eine Messe gefeiert wird. Doch das noch größere Wunder, das zu bestaunen wäre, ist das Geheimnis unseres Glaubens, dass Gott gegenwärtig ist im Tabernakel. Die Gabe der Gottesfurcht sagt uns: Gott ist heilig. Gott ist der Schöpfer. Er ist allmächtig. Er ist anbetungswürdig. Ich mache mich klein vor ihm. Ich bete ihn andächtig und ehrfürchtig an.

Jesus ist nicht ein Kumpel. In Jesus ist etwas Majestätisches da. Wenn Maria Magdalena ihn berühren will, und er sich nicht berühren lässt, weil er noch nicht beim Vater ist, hat das auch mit Ehrfurcht zu tun. Die größte Ehrfurcht sollten wir beim Empfang der hl. Kommunion haben. Mir tut das Herz weh, wenn ich merke, es kommt jemand vor, der nicht weiss, wen er empfängt.

Hoffentlich lernen wir wieder mehr Ehrfurcht vor dem Heiligen, vor dem Allerheiligsten.

Diese zwei Gaben Frömmigkeit und Gottesfurcht haben wir uns näher angeschaut, damit wir uns wieder bewusst sind, was wirklich fromm sein bedeutet und warum ich Ehrfurcht vor Gott haben soll. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024