Christkönigssonntag B 2021
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Christkönigssonntag 2021 B

Messtexte | Word-Dokument

Es gibt ein Buch von Antoine de Saint-Exupery „Der kleine Prinz“, in dem ein König vorkommt. Der kleine Prinz begegnet während seiner langen Reise einmal einem Mann mit einer Krone auf dem Kopf und dieser hat prächtige Königsgewänder an. Er sitzt auf einem Asteroiden und herrscht auf einem Thron. Er möchte König sein und befehlen, aber er ist ein sehr armseliger König, denn er hat eigentlich nichts worüber er herrscht. Niemandem kann er Befehle erteilen. Er sitzt nur einsam auf seinem Thron und formuliert Befehlssätze. Er ist ein sehr komischer König.

Aber auch unser König Jesus Christus ist in gewisser Hinsicht komisch. Er will kein König sein, sondern er dient und wäscht den Aposteln die Füße. Er ist ein König, der knechtliche Arbeit tut. Hat man so etwas schon gehört?

Ebenfalls ein König, der nicht herrschen konnte, zumindest für kurze Zeit, war König Löwenherz. Es wird überliefert, dass er in Dürnstein gefangengenommen wurde und sein treuer Diener Blondel sich aufmachte und ihn suchte. Er zog von Stadt zu Stadt und von Burg zu Burg und stimmte überall das Lieblingslied seines Königs an, das nur diesem und ihm bekannt war. Dann wartete er und lauschte, ob er eine Antwort hörte. Vor dem Verlies in Dürnstein, wo sein Herr in Ketten lag, kam dann die lang ersehnte Antwort. Er erkannte die Stimme seines Königs, und von diesem Tag an ruhte er nicht mehr, bis er ihn ausgelöst und befreit hat.

Auch bei diesem König können wir sagen, dass es bei unserem König Christus umgekehrt ist. Nicht der Diener hat den König erlöst, sondern unser König hat so gehandelt wie der treue Blondel und hat sich aufgemacht, um uns zu suchen. Er ist herabgestiegen, um den gefangenen Menschen zu erlösen.

Deswegen feiern wir Christus heute als unseren König von besonderer Art. Er ist kein König wie in den Märchen, die manchmal so kitschig dargestellt werden. Er ist kein politischer König, so wie sich die Juden das ursprünglich gewünscht haben, der sie von der Macht der Römer befreite. Er ist auch kein König, wie wir es im Mittelalter haben, der oft große weltliche Macht hat und sein Reich ausgebreitet hat, indem er andere Länder oft mit viel Blutvergießen erobert hat. Jesus hat sein Reich ausgebreitet, indem sein eigenes Blut vergossen wurde. Er hat sein eigenes Leben für uns hingegeben. Er ist auch nicht ein König oder Kaiser wie die Römer hatte, dem man Weihrauch streute und als Gott angebetet hat. Er ist auch kein König wie wir die heutigen Königsfamilien noch kennen in England oder Belgien, die nur noch für die Boulevardpresse von Interesse sind.

Nein! Jesus Christus, mein König, ist ein König, den ich liebe, weil er die Liebe ist, weil er mir das „Lieben können“ ins Herz gelegt hat.

Er ist ein König, der auch uns ausschickt. So wie bei dem Kinderspiel: Der Kaiser schickt Soldaten aus. Wenn man die Kette durchbricht, dann kann man jemanden für die eigene Mannschaft gewinnen. Und dann kann der „Kaiser“ auch sagen, wenn es vielleicht immer weniger werden „Der Kaiser schickt sich selber aus“. Und das hat Jesus getan. Er hat gesehen, so und so viele sind verloren gegangen, und er schickt sich selber aus, um die Menschen zu retten. Unser König ist selbstlos, und er gewinnt, indem er stirbt und insofern verliert. Der Teufel hat gedacht, er hat am Karfreitag gewonnen, doch das Gegenteil ist der Fall. Die Liebe hat gesiegt. In diesem Sinn ist es wirklich umgekehrt. Wer sein Leben hingibt, der gewinnt es.

Christus unser König hat sein Leben hingegeben, damit wir das Leben gewinnen. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024