3. Fastensonntag 2021 B
Messtexte | Word-Dokument
Stellen wir uns das ganz plastisch vor! Was macht Jesus da? Er stößt Tische um! Er schüttet das Geld der Wechsler aus! Er treibt die Tiere aus dem Tempel! Mehr Anstoß könnte er nicht geben! Es ist daher kein Wunder, dass die Schriftgelehrten aufgebracht sind. Es ist kein Wunder, dass Sie ihn zur Rede stellen. Und es ist kein Wunder, dass Sie ihm Einhalt gebieten und letztlich ausschalten wollen. So was dürfen sich die Hohenpriester nicht gefallen lassen.
Aber der Tempel ist die damalige Kirche. Er ist das Haus Gottes. „Der Tempel ist das Haus meines Vaters!“, so sagt Jesus. Er soll keine Markthalle sein, sondern der Ort des Gebets und der Stille, denn hier ist Gott anwesend. Hier wohnt Gott.
Ganz das Gleiche können und müssen wir über unsere Kirchen sagen. Macht aus unseren Kirchen keine Markthallen, keine Konzerthallen, keine Museumshallen, keine Theatersäle, sondern lasst die Kirche das Haus Gottes sein!
Es ist auch umgekehrt die Gefahr da, dass man es fördert, Messen außerhalb von Kirchen zu feiern. Es kann natürlich einen triftigen Grund geben. Sogar in der Coronakrise hat man, wenn das Wetter mitspielte, Messen mit größeren Menschenansammlungen wie Erstkommunionen und Firmung im Freien abgehalten. Aber wenn man meint, ich feiere die Messen in Discos, Fabriken, Lagerhäuser oder Geschäftshallen, um so angeblich zu den Menschen zu gehen, ist das zu hinterfragen.
Viele wollen also bewusst die Kirche für ihre Aufführungen. Das Profane und Weltliche wird ins Heiligtum gezerrt. Und das Heilige und „Sakrale“ wird dafür oftmals in der Welt draußen profaniert. Die Welt ist manchmal wie verdreht. Ich denke, dass man das „Geschäfte machen“ im Vorraum oder im hinteren Teil der Kirche ebenfalls nicht übertreiben darf, auch wenn es für christliche Zwecke ist. Es ist doch ein ähnlicher Gedanke wie das Verkaufen der Tiere, die als Opfer dargebracht wurden, um die Vorschriften, das Gesetz, zu erfüllen. „Macht aus dem Haus meines Vaters keine Markthalle!“
Die Kirche ist der Ort, in dem Gott anwesend ist. Es ist die Wohnung Gottes hier auf Erden. Es ist ein heiliger Ort. Im Tabernakel ist Gott wahrhaftig gegenwärtig. Wie viele machen noch eine schöne Kniebeuge vor dem Allerheiligsten? Wie viele glauben noch an die reale Gegenwart des Herrn in der hl. Hostie? Ob nicht auch heute Jesus wieder auf sein Heiligtum hinweisen würde? Ob er nicht auch heute emotional würde, wenn er so manches sieht in unseren Kirchen? Er trieb damals die Verkäufer, die Händler und Geldwechsler mit einer Geißel aus dem Tempel. Er durfte dies tun, weil er Gottes Sohn ist. Jesus ist kein „Softie“, sondern er ist der Heilige Gottes. Wer den erhabenen, allmächtigen und anbetungswürdigen Jesus ausklammert, der hat ein falsches einseitiges Gottesbild. Es darf nichts Unreines im Tempel sein, daher entfernt Jesus dies heute mit ein wenig Gewalt.
Der Tempel gehört Gott, und wir dürfen hier in seiner Kirche die Eucharistie feiern. Wir feiern sein Opfer am Kreuz, das uns von unseren Sünden erlöst. Wir wollen es immer andächtig und ehrfürchtig mitfeiern, denn Gott wird selber gegenwärtig und möchte in der Kommunion in unser Herz kommen. Er möchte in uns wohnen.
Dass nichts Unreines im Tempel sein darf, bedeutet im übertragenen Sinn, dass auch wir, die wir ein Tempel des Heiligen Geistes sein sollen, alles Unreine aus unserem Körper, aus unserer Seele, aus unserem Tempel hinausbefördern sollen. „Euer Leib sei der Tempel des Herrn!“ Was steht da alles rum? Könnte man da nicht auch vieles in der Fastenzeit weggeben, auch wenn es uns etwas kostet, wenn wir uns überwinden müssen?
So wie Jesus die Verkäufer, die Händler und Geldwechsler rauswirft, so wollen auch wir uns befreien von all diesen irdischen Anhänglichkeiten. Werfen wir all unsere Sünden durch eine gute Osterbeichte aus unserem Körper.
Jesus wartet darauf, dass wir jetzt in dieser Fastenzeit umkehren, damit wir das größte Fest unseres Glaubens mit reinem und frohen Herzen feiern können. Amen.
Videolink zur Homilie (YouTube)