2. Sonntag im Jahreskreis 2021 B
Messtexte | Word-Dokument
„Kannst du nicht hören?“ Kinder werden manchmal mit diesen Worten von der Mutter ermahnt, weil sie wieder einmal mit den Gedanken ganz woanders waren und nicht gefolgt haben. Obwohl die Stimme der Mutter laut und deutlich war und der Klang ihrer Worte das Ohr des Kindes sehr wohl erreicht hat, kommt es vor, dass es das Kind doch nicht hört oder nicht hören will, weil es mit dem Spielen beschäftigt ist oder aus anderen Gründen.
„Kannst du nicht hören?“ Mit diesen Worten entrüstet sich die Ehefrau, weil ihr Mann während des Zeitunglesens nicht reagierte, als sie ihn was fragte.
„Kannst du nicht hören?“ Je älter man wird, desto mehr lässt das Gehör bei manchen nach, und es passiert, dass alte Menschen wirklich nicht gehört haben, was wir sagen.
Immer wieder kann es vorkommen, dass wir etwas überhören, weil wir nicht wirklich hinhören und hinhorchen, was uns gesagt wurde.
In der Lesung geht es heute auch um das Hören. Es geht in besonderer Weise um das Hören auf Gottes Stimme und um das Antworten auf den Ruf Gottes. Hier kommt es ebenfalls vor, dass wir manchmal nicht hinhorchen, die Stimme Gottes deswegen nicht hören, und er zu uns sagen müsste: Kannst du nicht hören?
In der Lesung ruft Gott den Samuel. Samuel hört den Ruf Gottes in der Stille! Als er im Bett liegt und schläft, ruft ihn Gott. Er meint immer, es ist Eli, der ihn ruft. Erst als dieser ihm den Rat gibt, er soll antworten: „Rede, Herr, dein Diener hört.“, weiß er, dass es Gott selbst ist, der zu ihm spricht. Mit diesem Satz nun drückt er den Wunsch aus, auf Gottes Stimme zu hören.
Der Glaube kommt vom Hören. Darum hat uns der liebe Gott zwei Ohren und nur einen Mund gegeben, damit wir doppelt so viel hören wie reden. Aber nicht deshalb, damit sein Ruf bei einem Ohr hinein und beim anderen wieder hinausgeht. Die Benediktinerregel beginnt mit den Worten. „Höre, mein Sohn.“ Und nicht: „Rede, mein Sohn.“ Am Anfang des Johannesevangeliums heißt es: Im Anfang war das Wort, und Gott war das Wort. Darum spricht Gott, und darum ist Gott hörbar. Doch der Satan, der Feind der Menschen, will diesen Kontakt nicht. Er will uns dieses Gehör wegnehmen und rauben. Darum fördert er alles, was Lärm macht. Und der liebe Gott flüchtet vor dem, was lärmt. Man hört den lieben Gott nicht so sehr in der Disco, im Geschäftsrummel oder auf dem Jahrmarkt. In diesen lauten Geräuschpegeln versteht man oft leider nicht einmal den Nächsten.
Gott spricht vielmehr in der Stille. Gewissenserforschung ist ebenfalls nur sinnvoll in der Stille. Wenn es still um uns wird, kann ich nachdenken, und Gott rührt sich im Herzen und sagt, was nicht in Ordnung war.
Die Antwort des Samuel zuerst war sein Aufstehen und sein Eilen zum Priester Eli. Manchmal kann es vorkommen, dass wir den Ruf Gottes nicht richtig verstehen oder verwechseln mit dem Wort eines anderen. Derjenige kann uns aber dann den Hinweis geben, dass es Gott selbst ist, der zu uns spricht.
Nachdem Eli dem Samuel gesagt hat, dass Gott ihn ruft, möchte er hören, was er ihm mitteilen will. Und er bittet ihn, zu reden und ihm zu sagen, was sein Wille ist.
Bemühen wir uns also, immer auf die Stimme Gottes zu hören. Bitten wir ihn mit den Worten: „Rede, Herr, dein Diener hört.“. Bemühen wir uns ebenfalls, dem Ruf Gottes dann zu folgen, indem wir seinen Willen in die Tat umsetzen. Nicht dass uns einst in der Ewigkeit der Vorwurf Gottes trifft: Kannst du nicht hören! Amen.
Videolink zur Homilie (YouTube)