4. Sonntag im Jahreskreis B 2021
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4. Sonntag im Jahreskreis 2021 B

Messtexte | Word-Dokument

In der 2. Lesung befasst sich der heilige Apostel Paulus mit dem Thema „verheiratet und unverheiratet“. Grundsätzlich gibt es einmal diese zwei Entscheidungsmöglichkeiten für unser Leben. Entweder ich heirate oder ich lebe allein und kann mein Leben ganz dem lieben Gott weihen.

Der heilige Paulus setzt sich im Brief an die Gemeinde in Korinth damit auseinander. Übermorgen, am 2.2., dem Fest Darstellung des Herrn (Maria Lichtmess), ist auch der Tag des gottgeweihten Lebens. Deswegen möchte ich darüber ein paar Gedanken bringen.

Paulus schreibt: „Der Unverheiratete sorgt sich um die Sache des Herrn. Er will dem Herrn gefallen. Der Verheiratete sorgt sich um die Dinge der Welt. Er will seiner Frau gefallen.“ Das ist nicht nur ein Wollen, sondern auch eine Pflicht. Andererseits darf er den Herrn auch nicht vergessen. Daher, so sagt Paulus weiter, ist er geteilt. Paulus weiß selbstverständlich genau, dass nicht alle zur Ehelosigkeit berufen sind, aber er sieht ganz deutlich, dass in der Ganzhingabe an den Herrn eine große Kraft liegt. Wer aus Liebe zu Gott auf Ehe, Familie und Kinder verzichtet, weist deutlich hin auf die Ewigkeit. Die Leute werden sich fragen, warum einer das tut. Und es gibt nur eine sinnvolle Antwort: Er glaubt an ein ewiges Leben. Er glaubt an Gott, für den er sich ganz hingibt.  Daher wird es immer wieder Menschen geben, die diesen Schritt nicht verstehen, weil bei ihnen der Glaube an ein ewiges Leben nicht oder kaum vorhanden ist. Jesus selbst sagt es: „Nicht alle fassen dies, sondern nur die, denen es gegeben ist.“

Bereits bei Jesus gibt es einen engeren Jüngerkreis und einen weiteren. Er ruft bestimmte Jünger in seine Ganznachfolge, die alles verlassen. Wir hörten davon letzte Woche im Evangelium. Wer diesen Weg einschlägt, ist natürlich nicht automatisch vollkommen. Auch hier gibt es Sünder. Der Ordensstand ist aber für den Weg zur Heiligkeit eine große Hilfe. Besonders die evangelischen Räte, d.h. die drei Gelübde Armut, Keuschheit und Gehorsam, erziehen die Ordensleute zur Vollkommenheit. Wer die freiwillige Armut lebt, ist ein Vorbild in einer materialistischen Welt, in der der Reichtum oft vergöttert wird. Wer die Keuschheit lebt und in den jungfräulichen Stand eingetreten ist, ist in der heutigen so sittenlosen Zeit ein helles Licht, das Reinheit ausstrahlt. Wer sich immer wieder im Gehorsam übt, der arbeitet daran, den Eigenwillen immer mehr dem Willen Gottes unterzuordnen.

Armut, Keuschheit und Gehorsam nennen wir also diese 3 evangelischen Räte. Nach der Legende erschien der Herr einmal dem hl. Franz von Assisi und befahl ihm, drei Opfer zu bringen. Der Heilige gab zur Antwort: Ich habe mich Dir schon ganz zum Opfer gebracht. Da sprach der Heiland: Steck deine Hand in dein Kleid. Er tat es und siehe, es lag eine goldene Kugel in seiner Hand. Er opferte sie dem Herrn. Ein zweites und drittes Mal geschah dasselbe. Dann belehrte ihn der Herr: Die drei Kugeln sind die drei schönsten Opfer, die du mir darbringen kannst: Armut, Keuschheit und Gehorsam.

Ordensleute müssen sich immer wieder an diesen evangelischen Räten ausrichten, die eine große Hilfe sind, die Vollkommenheit zu erreichen. Jeder von uns ist allerdings zur Vollkommenheit berufen und kann natürlich in seinem Stand die Vollkommenheit erreichen. So kann man auch im Ehestand sich in entsprechender Weise an diesen drei evangelischen Räten ausrichten. Sie heißen Räte, weil sie keine Gebote sind. Wer ein Gebot übertritt, begeht eine Sünde. Wenn man einen Rat nicht annimmt, heißt das nicht unbedingt, etwas Böses tun. Sie sind nicht zur Erlangung des ewigen Lebens notwendig. Der reiche Jüngling, der alle Gebote befolgt hat, wird von Jesus geliebt, aber die vollkommene Armut konnte er nicht leben. Jesus ist zwar traurig, weil er ihm nicht nachfolgt, aber er ist deswegen nicht verloren, auch wenn Jesus den ernst zu nehmenden Satz spricht: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in den Himmel kommt.

Ordensleute braucht die Kirche. Sie sind Leuchttürme in der Welt. Beten wir, dass alle Gottgeweihten wirklich solche Leuchttürme sind und in ihrem Streben nach Vollkommenheit nicht nachlassen. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024