Karfreitag B 2021
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Karfreitag 2021 B

Messtexte | Word-Dokument

Heute möchte ich mit ihnen über drei Punkte nachdenken. Es sind drei Sätze aus der Leidensgeschichte. 1. Der erste Satz: „Von der sechsten bis zur neunten Stunde herrschte eine Finsternis im ganzen Land.“ 2. „Da riss der Vorhang im Tempel von oben bis unten entzwei.“ (Diese beiden Sätze lesen wir nur bei Mk, Mt und Lk) 3. Ein Soldat öffnete mit einer Lanze seine Seite. (Joh 19,34)

  1. Diese dreistündige Finsternis war wohl keine gewöhnliche und natürliche Sonnenfinsternis, da ja Vollmond war. So wie ein wunderbarer Stern durch sein Aufgehen die Geburt Jesu verkündete, so verkündete die Verfinsterung der Sonne seinen Tod. Geburt und Tod Jesu werden begleitet mit astronomischen Ereignissen oder anders gesagt mit himmlischen Erscheinungen. Jesus war das geistliche Licht der Erde und so trauerte bei seinem Sterben mit Recht sozusagen die Sonne, die uns das Licht auf dieser Erde schenkt. Die Sonnenfinsternis hatte für die Israeliten einen besonderen Zweck. Die Juden forderten immer wieder ein Zeichen vom Himmel und jetzt bekamen sie dieses Zeichen vom Himmel. Zuletzt hörten wir es bei der Tempelreinigung, als Jesus alle aus dem Tempel trieb: „Welches Zeichen lässt du uns sehen, dass du dies tun darfst.“ „Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.“ Mit dem Tod Jesu wurde der Tempel seines Leibes niedergerissen und in drei Tagen hat er ihn durch seine Auferstehung wieder aufgerichtet. Da war nun bei seinem Sterben dieses Zeichen. Es war ein gewaltiges Zeichen der Natur. Die ganze Schöpfung trauert nun über den Tod Christi. Der, der alles erschaffen hat, stirbt am Kreuz.
     
  2. Das Zerreißen des Vorhangs im Tempel ist der Hinweis, dass nun der Alte Bund beendet ist. Der Vorhang öffnet sich für etwas Neues. Das Zerreißen der Kleider, das bei den Juden üblich war, steht meistens für den Schmerz über den Verlust eines Menschen. Im AT zerreißt Ijob seine Kleider, nachdem er die Nachricht erhält, dass alle seine Kinder tot sind. Jakob zerreißt seine Kleider, als er erfährt, dass sein Lieblingssohn Josef angeblich tot ist. Der Hohepriester Kaiphas zerreißt sein Gewand über die angebliche Gotteslästerung Jesu. Es ist daher auch ein Zeichen der Entrüstung und des Zornes. Der Vorhang im Tempel verschloss damals den Zugang zum Allerheiligsten. Es war ein riesiger Vorhang: Er war 18m hoch und 10cm dick. Pferde, die von beiden Seiten angebunden waren, mussten ihn auseinanderziehen. Er war also eine Art dicker Teppich. Nur einmal im Jahr durfte der Hohepriester den Vorhang beiseiteschieben und zum Allerheiligsten hineingehen. Dort war nämlich die Bundeslade aufbewahrt, und darin waren die 2 Steintafeln mit den 10 Geboten, die Mose von Gott bekommen hatte. Der Hohepriester bat dort Gott um Vergebung der Sünden des Volkes Israel. Mit dem Tod Christi zerreißt nun dieser Vorhang und ein neuer Hohepriester (Jesus) tritt sein Amt an.
     
  3. Die Öffnung des Herzens Jesu. Nach seinem Tod wird sogar noch sein Herz zerrissen und geöffnet. Wir können es genauso deuten, dass der Vorhang vor seinem Herzen geöffnet wird, damit wir zu ihm kommen können. Das Herz ist das Symbol der Liebe. Diese vollkommene Liebestat Jesu, die er gebracht hat, ist hier sehr deutlich zu sehen. Natürlich ist die Erklärung, die in der Hl. Schrift selbst gegeben wird, auch richtig: Weil er schon tot war, hat man kein Gebein an ihm zerbrochen. Den beiden Verbrechern wurden die Gebeine zerbrochen und sie erstickten am Kreuz. Jesus ist das unschuldige Lamm, das Paschalamm. Mose befahl, dass am Paschamahl kein Knochen zerbrochen werden darf. Und dann heißt es noch in der Schrift beim Propheten Sacharja: Sie werden auf den schauen, den sie durchbohrt haben. Wir schauen aber nicht nur auf den, den sie durchbohrt haben, sondern wir dürfen uns ihm ganz nahen, durch dieses geöffnete Herz zu ihm kommen, zu seiner Liebe. Es ist das Eingangstor zum Himmel geworden.

 

Mit großer Dankbarkeit feiern wir also heute seinen Tod, weil er die verschlossene Paradiesespforte damit wieder geöffnet hat. Das geöffnete Herz ist die neue Pforte. Der zerrissene Vorhang ist die neue Möglichkeit, zu ihm zu kommen. Der Teufel kann dieses geöffnete Herz nicht mehr verschließen. Er hat sogar ungewollt mitgewirkt, dass es geöffnet wird. So verwendet der liebe Gott manches Böse und lenkt damit alles zum Guten. Die Schuld Adams wird zur glücklichen Schuld, wie wir es morgen im Exultet, im Osterlob, besingen werden. Amen.

Videolink zur Homilie (YouTube)


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