3. Adventssonntag B 2023
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3. Adventssonntag 2023 B

Messtexte | Word-Dokument

Im Evangelium hörten wir gerade die Frage an Johannes den Täufer: „Bist du der Messias, der Prophet, auf den wir warten?“ Die Sehnsucht nach dem Retter im Alten Testament wurde immer größer. Die Propheten sprachen immer deutlicher über den kommenden Messias, und die Erwartung auf Erlösung im Volk Israel wurde immer intensiver.

Interessanterweise gibt es bereits im vorchristlichen Heidentum eine Ahnung von einem Menschen, der kommen wird und der uns über Gott berichten wird. Der griechische Philosoph Plato beschreibt in seinen Schriften ein faszinierendes Gespräch. Sokrates, sein Lehrer, wird gefragt: „Wie sollen wir die Gottheit verehren?“ Sokrates antwortet: „Wir müssen warten, bis das höchste Wesen selbst uns einen Weisen vom Himmel schickt, damit dieser uns sagt, wie wir Gott verehren sollen.“

Die klare Antwort von Johannes im Evangelium, ob er es ist, lautet jedoch: Er ist nicht der Messias. Er ist lediglich die Stimme in der Wüste, die dazu aufruft, sich vorzubereiten und die Wege für den Herrn zu ebnen, denn er ist nahe. Nach ihm kommt einer, für den er nicht würdig ist, die Schuhriemen zu lösen.

Im Gefängnis lässt Johannes dann durch seine Jünger Jesus selbst fragen: „Bist du der, der kommen soll?“ Im Gegensatz zu Johannes, der verneinte, dass er der Messias ist, weist Jesus auf seine Taten hin: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf und den Armen wird das Evangelium verkündet. Alle diese Zeichen finden ihre Erfüllung in Christus. Wir brauchen also nur sein Leben betrachten. Er hat viele Menschen geheilt! Er ist daher der lang ersehnte Erlöser, der Messias, der das Leid von uns nimmt und uns die Frohe Botschaft bringt.

Die Apostel spürten dies in ihren Herzen und folgten ihm. Sie waren überzeugt, dass Jesus der erwartete Messias ist. Philippus sagt zu Natanael: „Wir haben den gefunden, von dem Mose im Gesetz und auch die Propheten geschrieben haben.“

Es war ein langes Warten, seit dem Sündenfall. Der Adventprophet Jesaja schreibt schließlich am deutlichsten: Das Volk Israel, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht in der Ferne. Seit Adam gesündigt hat, lebt die Menschheit im Dunkeln, aber der Prophet weiß, „über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein helles Licht auf. Ein Kind wird uns geboren, die Herrschaft liegt auf seiner Schulter.“

Warum dauerte es so lange, bis Christus kam, um uns zu erlösen? Warum wurde er nicht früher Mensch? In der Schrift steht: „Als die Zeit erfüllt war.“ Die Menschheit brauchte diese Zeit, um zu erkennen, dass sie aus eigener Kraft nicht von der Schuld befreit werden kann. Sie brauchte die Erfahrung, dass das Gesetz allein nicht ausreicht und dass man das Gesetz aus eigener Kraft nie ganz erfüllen kann. Die Menschheit musste einen Zustand der inneren und äußeren Reife erreichen, bevor Christus kam.

Es ist wie bei einem Ertrinkenden. Ein Mann fällt ins Wasser und ruft um Hilfe. Das Alte Testament ruft nach Hilfe, kurz vor dem Ertrinken. Die Rufe werden immer lauter und ernster. Da springt ein Mann ins Wasser, der zu ihm hinschwimmt. Aber als dieser sieht, wie der Mann um sich schlägt, wartet er noch und lässt den bereits schwer Erschöpften ein paar Mal noch kurz untertauchen. Erst dann packte er ihn und zog ihn ans Land. Da fragte man ihn nachher, warum er gewartet hat. Er antwortete: Anfangs war der Mann noch zu stark. Ich hätte ihn nicht retten können. Er hätte sich krampfhaft an mich geklammert und mir die Bewegungsfreiheit geraubt. Ich musste zuerst abwarten, bis er völlig ermattet war, denn nur so konnte ich ihn ans Land bringen. Das heißt nicht, dass Christus uns nicht in diesem Zustand hätte retten können. Aber die Menschheit sollte zuerst müde werden in dem vergeblichen Versuch, sich selbst aus dem Strudel des Verderbens zu ziehen. Durch die Sünde sind wir ins Wasser gefallen und Gott selbst musste eingreifen und uns herausziehen. Allein schaffte die Menschheit das nicht und diese Erkenntnis kam erst mit der Zeit. Erst nachdem das Volk deutlich spürte, allein schaffen wir es eben nicht, wir brauchen Hilfe, wir brauchen den göttlichen Erlöser, wirkte Gott und schritt Gott ein. Die Menschheit hatte keine Kraft mehr und ließ sich herausziehen aus der Gefahr. Die Menschheit musste also zuerst erkennen, dass sie sich aus eigener Kraft nicht retten kann. Die Menschheit konnte sich erst retten lassen, als sie erschöpft war und ihre Ohnmacht erkannte.

Wir sind dankbar, dass Gott eingegriffen hat, auf die Erde kam und uns aus dem Wasser herauszog. Diese Liebestat haben wir nicht verdient. Es ist reine Gnade. Die Liebe Gottes zu uns Menschen war so groß, dass er nicht wollte, dass die Menschheit verloren geht. Deshalb kam er uns entgegen, wurde Mensch und ließ sich unschuldig kreuzigen. Freuen wir uns über die Geburt Christi, denn nun ist der geboren worden, der uns rettet. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024