Christtag 2023
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Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
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Christtag 2023 B

Messtexte | Word-Dokument

Wir feiern Weihnachten, das Fest des Friedens, aber noch mehr das Fest der Menschwerdung Gottes! Natürlich kam Jesus als Friedensfürst. Die Engel verkündete diesen Frieden: „Verherrlicht ist Gott in der Höhe und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.“ Doch das große Geheimnis ist, dass die zweite göttliche Person sich erniedrigte und, wie es im Gebet des „Engel des Herrn“ heißt, Fleisch geworden ist. Über dieses unvorstellbare Geheimnis wollen wir heute nachdenken.

Gott wird Mensch! Das ist noch mehr als ein Quantensprung! Was ist ein Quantensprung? Wenn die Elektronen von einem Energiezustand auf einen höheren gehen, dann ist das ein Quantensprung. Wenn sie umgekehrt von dem höheren Energiezustand herunterfallen, dann senden sie Licht oder elektromagnetische Wellen aus. Das ist auch ein Quantensprung, sozusagen ein Quantensprung zurück. Wenn wir die Menschwerdung mit einem Quantensprung vergleichen, dann ist sie ein Quantensprung zurück. Gott fällt von einem höheren Energiezustand auf einen niedrigeren, und er sendet deswegen Licht aus: Es ist das Licht von Bethlehem. Es ist der Stern von Bethlehem, der auf dieses Geheimnis hinweist.

Zu diesem Gedanken ist mir ein Märchen eingefallen. Weihnachten ist das Gegenteil des Märchens vom Froschkönig. In diesem Märchen ist ein Prinz von einer bösen Hexe verwünscht worden. Er kann nur wieder ein Mensch werden, wenn er geküsst wird. Er kann nur wieder diesen Quantensprung auf die höhere Ebene des Menschseins machen, den er zuvor durch einen bösen Wunsch nach unten gemacht hat, wenn ihm ein Zeichen der Liebe, der Kuss, gegeben wird.

Bei unserem Fest Weihnachten ist kein Prinz verwünscht worden und keiner Prinzessin ist ihre goldene Kugel beim Spiel in den Brunnen gefallen, sondern es begann im Paradies. Der Apfel vom verbotenen Baum ist unerlaubterweise zu sich genommen worden und damit hat der Mensch Energie abgegeben. Die göttliche Energie, die Reinheit der Seele, ging verloren. Damit hat auch schon ein Quantensprung nach unten beim Menschen stattgefunden. Um dem Menschen zu helfen, war ein erneuter Quantensprung nach unten notwendig. Dieser Quantensprung ist aber noch gewaltiger als der Quantensprung vom Menschen zum Frosch und umgekehrt, sondern dieser Quantensprung hat von Gott zum Menschen stattgefunden. Dieser Quantensprung ist so unverstellbar, dass wir da nur noch staunen können. Der Frosch muss geküsst werden, damit er wieder ein Mensch wird. Er musste ein Zeichen der Liebe erfahren, um den Quantensprung nach oben zu schaffen. Zu Weihnachten geschah ebenfalls ein Zeichen der Liebe, um den Menschen aus seinem gefallenen Quantensprung nach oben zu ziehen. So hat Gott an sich den Quantensprung nach unten gemacht, um den Menschen in gewisser Weise wieder zu vergöttlichen, besser formuliert, um ihm die göttliche Gnade wieder zu schenken, die er durch die Erbsünde verloren hat, um ihn nach oben zu ziehen, zur Ebene, auf die er vorher war.

Jesus ist aus Liebe Mensch geworden. Er wurde erniedrigt zum Menschen. Da geschah etwas von oben nach unten. Es ist klar ein Wunder geschehen! Gott hat uns damit geküsst, damit wir den Quantensprung nach oben schaffen. Er hat dieses Zeichen der Liebe getan, damit wir verwandelt werden in sein göttliches Bild.

Das eine ist ein Märchen, das andere ist geoffenbarte Wahrheit. Betrachten wir den göttlichen Quantensprung nach unten in der Krippe. Es strahlt uns ein kleines Baby an und sagt zu uns: Auch mich sollst du küssen. Auch ich will deine Liebe. Schenke mir alles, was du hast, und ich werde dich verwandeln. Lass dich verwandeln vom göttlichen Kind. Spring in die Krippe! Das heißt: Sei ganz nah bei Jesus. Verbinde dich mit Jesus und freu dich heute, dass auch er gesprungen ist: vom Himmel zu Erde, um uns zu erhöhen. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024