Christmette 2023
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Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
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Christmette 2023 B

Messtexte | Word-Dokument

Das Licht von Bethlehem, das jedes Jahr mit nach Hause genommen werden kann, ist ein Brauch, der in den letzten Jahren immer mehr zugenommen hat. Menschen, die oft ganz fern sind von der Kirche, kommen und holen sich mit einer Laterne in der Hand dieses Licht und nehmen es mit, damit in ihrer Wohnung dieses Licht des Friedens leuchtet! Die Sehnsucht nach Frieden ist in jedem Menschen vorhanden. Auch in unserer Kirche kann man es holen, und ich sehe immer wieder, es wird von vielen Menschen angenommen. In diesem Jahr nun, am 7. Oktober, geschah der schreckliche Terrorangriff der Hamas auf Israel, und seither gibt es wieder viel Dunkelheit im Heiligen Land Israel. Seither herrscht dort Krieg. Seither gibt es dort wieder viele Tote. Seither ist kein Friede. Seither brennt kein Licht mehr. Doch an einem Ort wird dieses Licht nie ausgelöscht werden: in Bethlehem. Jedes Jahr strahlt von diesem Ort ein Licht auf die ganze Welt aus, das alle Christen ergreift. Es ist der Stern von Bethlehem, der auf den Stall herableuchtet und uns sagt: Der Retter ist da.

Wie lange war Israel in der Finsternis! Das Alte Testament ist voll von dieser Erfahrung, dass die Menschheit im Dunklen tappt. Der Prophet Jesaja aber spürte, dass Israel nicht im Dunkeln bleiben wird. Wir hörten es in der Lesung: „Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht; über denen, die im Land des Todesschattens wohnten, strahlte ein Licht auf.“ In geheimnisvoller Weise spricht er vom Licht der Welt, von Christus, dem Licht. Dieses Licht kam auf die Erde, um die Dunkelheit hell zu machen. Seit dem Sündenfall ist das Licht ausgegangen, und es war nur noch Finsternis auf der Erde. Am Anfang schuf Gott am ersten Tag das Licht und schied es von der Finsternis. Durch die verbotene Frucht, die Adam und Eva gegessen haben, wurde der Lichtschalter wieder ausgemacht, und es wurde wieder Nacht. Doch diese Finsternis wurde beendet. Der hl. Paulus formulierte es so und schrieb: Die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten.  Wir warteten auf das Erscheinen der Herrlichkeit. Mit diesem Erscheinen der Herrlichkeit ist die dunkle Nacht vorbei.

Dieses Licht sehen wir, wenn wir heute die Krippe betrachten. In diesem armseligen Stall kam das Licht zur Welt. Jesaja wusste es schon und schrieb prophetisch: Ein Kind wurde uns geboren, ein Sohn wurde uns geschenkt. Die Herrschaft wurde auf seine Schulter gelegt.

Auch wenn in diesem Augenblick der Geburt wahrscheinlich niemand an die Herrschaft dieses Kindes dachte, sondern die Freude über ein neues Menschenleben Vorrang hatte, ist es doch so, dass der Retter geboren ist. Die Hirten kommen. Die Weisen aus dem Morgenland bringen Geschenke. Sie wurden auf übernatürliche Weise über dieses Geheimnis informiert. Der Engel umstrahlte die armen Hirten und verkündete die große Freude. Der Stern zeigte den drei Königen den Weg.

Der Engel beruhigte die Hirten zuerst einmal, weil so eine himmlische Erscheinung schon Angst einflössen kann: Fürchtet euch nicht! Noch mehr hatte man vor Gott bisher immer großen Respekt und oft Furcht, wenn er erschienen ist. Wer die Bundeslade, die Wohnung Gottes, nur berührte, musste sterben. Wer Gott von Angesicht zu Angesicht sieht, der wird nicht am Leben bleiben, so war es allgemeine Meinung bei den Juden. Nicht einmal aussprechen durfte man den Namen Gottes, so heilig war er.

Aber jetzt wird Gott Mensch. Jetzt wird Gott ein Baby, das einen Namen hat und ansprechbar wird, ein Baby, das Hilfe braucht, das abhängig ist von uns Menschen. Jetzt wird Gott einer von uns, der wehrlos ist und sich in unsere Hände begibt. Vor einem kleinen Kind braucht man sich nicht fürchten. Vor diesem wehrlosen Wesen braucht man keine Angst haben.

So sind sie auch in die Kirche gekommen, weil sie von diesem Geheimnis informiert wurden, wie die Hirten und wie die Weisen. Die Kirche informiert seit 2000 Jahren darüber. Sie verkündet diese frohe Botschaft. Und auch wir haben keine Angst vor diesem Geheimnis im Stall von Bethlehem, sondern unser Herz staunt höchstens über diese große unfassbare Gottestat.

Möge heute diese Botschaft sie mit Freude erfüllen! Staunen sie darüber! Betrachten Sie dieses Geheimnis der göttlichen Liebe! Freuen Sie sich über einen Gott, der auf uns Menschen schaut. Es ist unfassbar, wie groß die Barmherzigkeit Gottes ist. Dank sei Gott! Er nimmt hinweg alle Angst, die immer wieder in uns sich ausbreiten möchte. Er nimmt hinweg alle Furcht, die unser Herz lähmt. Friede sei in uns! Gott ist Mensch geworden, um uns zu retten. Der Blick in die Krippe ist ein Blick in die Ewigkeit, denn das Kind kam von der Ewigkeit. Das Kind erinnert uns an die Unendlichkeit des Himmels, an ein Leben nach dem Tod, an die Wohnungen, die dort für uns bereitet sind. Dieses Kind sagt uns, ich habe die Armut auf dieser Welt auf mich genommen, um euch den Weg in den Reichtum der anderen Welt zu zeigen. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024