Christkönigssonntag B 2024
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Christkönigssonntag 2024 B

Messtexte | Word-Dokument

„Bist du der König der Juden?“ Diese Frage von Pilatus durchzieht die Geschichte des Christentums und ist bis heute immer wieder hörbar. Sie zieht sich aber auch schon durch das ganze Alte Testament. Im Buch Daniel sieht der Prophet „den Menschensohn, der mit den Wolken des Himmels kommt, dem Herrschaft, Würde und Königtum gegeben wurde. Alle Völker, Nationen und Sprachen müssen ihm dienen. Seine Herrschaft ist eine ewige, unvergängliche Herrschaft. Sein Reich geht niemals unter.“ Von wem spricht der Prophet hier? Das Alte Testament ist geprägt von der Erwartung und Hoffnung auf einen kommenden König – den Messias, den König der Juden.

Diese Frage taucht auch bei der Geburt Jesu auf, als die Sterndeuter nach Jerusalem kamen und fragten: „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen.“ Diese Frage erschreckte König Herodes und mit ihm ganz Jerusalem. Wer ist dieser König? Ist er eine Bedrohung? In seiner Angst und Unsicherheit traf Herodes eine grausame Entscheidung und ließ alle Jungen bis zum Alter von zwei Jahren töten – eine furchtbare Tat, die viele unschuldige Leben forderte.

Auch Pilatus steht später dieser Frage gegenüber: Ist dieser Mann eine Bedrohung? Alles an Jesu Auftreten scheint gegen die Vorstellung eines Königs zu sprechen. Äußerlich wirkt er nicht wie ein König, und dennoch stellt Pilatus ihm die Frage: „Also, bist du ein König?“ Jesu Antwort lautet: „Ja, ich bin ein König.“ Doch er unterscheidet sich grundlegend von irdischen Königen. Sein Reich ist nicht von dieser Welt; es ist das himmlische Reich, das ewige Reich Gottes. Seine Diener sind nicht Soldaten, sondern die Engel des Himmels.

Jedes Reich auf Erden ist früher oder später untergegangen, auch das sogenannte „Tausendjährige Reich“, das Hitler errichten wollte. Aber das Reich Christi, das im Himmel verwurzelt ist, wird ewig bestehen. In vielerlei Hinsicht unterscheidet sich Christus als König von den weltlichen Königen. Seine Krone ist eine Dornenkrone, sein Szepter ein Schilfrohr, das ihm die Soldaten in die Hand drückten, um ihn zu verspotten. Sein Königsmantel ist ein alter Fetzen, den sie ihm überwarfen. Und sein Thron, auf dem er erhöht wurde, ist das Kreuz. Von dort aus herrscht er über alles, bis in alle Ewigkeit.

Auch heute wird Jesus oft gefragt: „Bist du der König der Juden?“, und viele lehnen ihn als König ab. Doch eines Tages wird jedem von uns diese Frage gestellt werden: Wer ist Jesus für dich? Ist er dein Erlöser, der Messias und König der Herzen? Oder ist er für dich nur ein guter Mensch, ein Sozialreformer oder vielleicht ein Magier, der seine Zeitgenossen täuschte?

Das Fest Christkönig, das wir heute feiern, ist noch relativ jung. Papst Pius XI. führte es 1925 ein, um daran zu erinnern, dass Christus unser wahrer König ist – der König des ganzen Universums. Die mächtigen Herrscher der Erde haben oft ihr Reich durch fremdes Blut erweitert, doch das Reich Christi begann sich in dem Moment auszubreiten, in dem er sein eigenes Blut für uns vergoss.

Wir begannen heute mit der Frage: „Bist du der König der Juden?“ Was für ein König ist das, den sein eigenes Volk ablehnt und der hingerichtet wird? Wir haben erkannt:

1. Er ist scheinbar ein König ohne Volk – und doch hat er ein großes Volk. Der Himmel wird nicht leer sein. 2. Er ist scheinbar ein König ohne Reich – doch sein Reich ist nicht von dieser Welt, es erwartet uns in der Ewigkeit. 3. Er ist scheinbar ein König ohne Macht – doch seine Macht ist eine über die Herzen. Viele Menschen, viele Christen, sind ihm in Treue ergeben.

Der heutige Sonntag stellt uns Jesus als mächtigen Herrscher des Alls, als Richter und als König vor Augen. Ihm wollen wir dienen, in seinem Reich wollen wir wohnen. Er wird uns in diese ewige Wohnung aufnehmen, wenn wir seine Stimme hören und seine Gebote befolgen.

Das Fest des Christkönigs will uns genau das ins Bewusstsein rufen. Die Herrscher dieser Welt hatten ihre guten und ihre schlechten Seiten. Es gab gerechte Könige und solche, die ihre Macht missbrauchten und Menschen unterdrückten. Doch Christus, der König der Könige, ist anders: Er ist vollkommen gut. Er regiert mit Gerechtigkeit, Wahrheit und Liebe. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024