Erscheinung des Herrn 2024
www. Predigtdienst.net
Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
Navigation

Erscheinung des Herrn 2024 B

Messtexte | Word-Dokument

Gerne ziehe ich Parallelen zwischen Märchen und der Bibel, zwischen Fantasie und Wahrheit, zwischen Erfindung und Realität.

Menschen, die sich Märchen ausdachten, möchten uns etwas mitteilen. Gott, der Menschen, die, die Bibel schrieben, inspirierte, möchte uns auch etwas mitteilen. Gott möchte uns dadurch etwas Wichtiges offenbaren.

Mir ist zum heutigen Festtag wegen des Sternes, der den Weisen aus dem Morgenland den Weg zeigte, ein Märchen eingefallen, bei dem es nicht nur um einen Stern geht, sondern um viele Sterne. Ihnen dürfte das Märchen „Die Sterntaler“ von den Brüdern Grimm bekannt sein.

Hier geht es um ein armes kleines Mädchen, das noch ärmer war als Jesus. Nach dem Tod der Eltern blieb ihm nichts mehr. Es hatte nicht einmal ein Bett, um darin zu schlafen.

Jesus war ebenfalls arm, hatte jedoch Eltern und als Bett die Krippe.

Das Mädchen hatte nur noch die Kleider auf dem Leib und ein Stückchen Brot, das ihm jemand geschenkt hat. Selbst in dieser Armseligkeit war Jesus reicher, denn ihm wurden Gold, Weihrauch und Myrrhe geschenkt.

Das Mädchen war gut und fromm. Jesus ist der Gute schlechthin, der wahre Gott. Das Mädchen machte sich auf den Weg, weil es so von aller Welt verlassen war. Im Vertrauen auf den lieben Gott ging es auf Wanderschaft. Auch Jesus ging auf Wanderschaft nicht nur als Erwachsener, sondern bereits als er noch gar nicht geboren war. Die Eltern gingen mit ihm von Nazareth nach Bethlehem und dann als Baby von Bethlehem nach Ägypten und schließlich wieder zurück nach Nazareth.

Dem Mädchen begegnete auf seinem Weg ein armer Mann, der hungrig bettelte. Das Mädchen schenkte ihm sein ganzes Stückchen Brot. Es kam ein Kind, das fror, und das Mädchen schenkte ihm die Mütze, dann eines, dem gab es ihr Leibchen und eines, dem gab es das Röcklein und als es im Wald war und es schon dunkel war, gab es schließlich einem letzten ihr Hemdlein. So hatte es gar nichts mehr.

Auch Jesus hatte gar nichts. Als Baby sehen wir ihn nur in Windeln gewickelt in einer Krippe und als er gekreuzigt wurde, wurde ihm alles genommen. Seine Kleider wurden aufgeteilt und um sein Gewand wurde gewürfelt.

Als das Mädchen so dastand und gar nichts mehr hatte, fielen plötzlich die Sterne vom Himmel, die zu blanken Talern wurden. Es war reich bis an das Lebensende.

Bei Jesus fielen nicht die Sterne vom Himmel, sondern ein Stern leuchtete über dem Stall vom Bethlehem. Er zeigt uns den Weg zum wahren Reichtum. Wenn wir dem Stern folgen, so wie die Weisen aus dem Morgenland, sollen wir dem Jesuskind nicht Gold, Weihrauch und Myrrhe schenken, sondern unser Herz. Wir finden durch das Licht des Sternes den Stall mit dem neugeborenen Kind, dem Heiland. Der Stern, der über dem Stall leuchtet, wird durch sein Licht uns verwandeln.

Wir werden dann einen anderen Weg in unserem Leben einschlagen, sowie die Sterndeuter auch einen anderen Weg zurückgegangen sind, weil sie im Traum darauf hingewiesen wurden, dass Herodes dem Kind Böses antun will. Wir sollen auch nicht den Weg zum weltlichen König Herodes gehen und uns von irdischen Dingen blenden lassen, sondern den Weg mit dem himmlischen König gehen, den dieses Kind dann als Erwachsener uns durch seine Botschaft gewiesen hat.

Es ist die Botschaft, dass wir, wenn wir aus Liebe geben, noch mehr beschenkt werden. Es ist die Botschaft, dass Geben seliger ist als Nehmen. Es ist die Botschaft, dass niemand in der Ewigkeit leer ausgeht, der in diesem Leben andere reich macht. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024