Gründonnerstag B 2024
www. Predigtdienst.net
Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
Navigation

Gründonnerstag 2024 B

Messtexte | Word-Dokument

Der Gründonnerstag ist der Tag des Verrats, der Tag der Flucht und somit der Tag des Versagens der Jünger. Jesus hat dies gewusst und es auch prophetisch vorausgesagt. Er kündigt den Verrat des Judas an: „Einer von euch wird mich verraten!“ Er kündigt die Verleugnung des Petrus an: „Bevor der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“

Aufgrund dieser schrecklichen Sünden, die von denen begangen werden, die Jesus am nächsten stehen, stellt sich uns die Frage: Wie steht es mit uns? Wie weit sind wir bereit, mit Jesus zu gehen, wenn schon der Stellvertreter Jesu versagt hat? Im Hof des Hohenpriester hat Petrus kläglich alle seine Versprechungen vergessen. Wie überzeugt sprach er im Abendmahlssaal, dass er bereit ist, sein Leben für ihn hinzugeben. Er vergisst sogar Jesus selbst, verleugnet ihn und schwört, dass er diesen Menschen gar nicht kennt.

Das Wort der Heiligen Schrift wiegt schwer, wenn es heißt: „Da verließen ihn alle und flohen.“ Daher, denke ich, soll man ruhig diese Frage an sich heranlassen: Wie weit gehe ich mit Christus? Viele sind bereit, mit ihm auf Tabor zu gehen und die strahlende Herrlichkeit des Herrn zu genießen. Viele jubeln Jesus zu am Palmsonntag und freuen sich über ihren König. Vielleicht gehen wir noch mit auf den Ölberg, aber sind wir nicht auch manchmal zu müde und schlafen ein, wenn wir durchhalten hätten sollen, wenn wir mit Jesus hätten beten sollen. Bei jeder heiligen Messe wird das Leiden Jesu gegenwärtig gesetzt, und wie oft haben wir eine Ausrede und bleiben zu Hause, schlafen im Bett aus oder überwinden uns einfach nicht, in die Kirche zu gehen, weil es uns zu mühsam ist. Aus Angst waren die Jünger nicht auf Golgota beim Sterben Jesu dabei. Heutzutage spielt auch manchmal die Angst mit, den Gottesdienst nicht zu besuchen, weil wir denken, was sagen denn da die anderen. Wie oft ist in uns die Menschenfurcht, Angst vor Verspottung, Angst vor Ausgrenzung usw.?

Aber ein christliches Leben ohne Golgota ist undenkbar. Wir können uns da nicht vorbeidrücken. Es gibt keinen Schleichweg um Golgota herum. Der Weg in die Ewigkeit geht direkt am Kreuz vorbei, und da stellt uns Jesus die Frage: Willst du dich von mir erlösen lassen oder nicht?

Ein Jünger Jesu wird das bereits in seinem Leben so sehen und annehmen, denn die Worte Jesu bleiben aktuell: Wer mein Jünger sein will, der nehme täglich sein Kreuz auf sich.

In der Offenbarung heißt es: Die 144.000, die losgekauft wurden, folgen dem Lamm, wohin es geht. Das müsste unser Vorsatz sein, dem Lamme zu folgen nicht nur auf Tabor, nicht nur in den Abendmahlssaal, sondern auch dorthin, wo es schwer wird.

Bleibet bei mir und wachet mit mir! Das ist die Sehnsucht Jesu. Wenn wir ihn heute trösten wollen, dann dadurch, dass wir uns nicht drücken, schlafen oder verschwinden, wenn wir bei Jesus bleiben sollen. Wir wollen mit ihm beten und ihn nicht allein lassen. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024