Christi Himmelfahrt 2024 B
Messtexte | Word-Dokument
Wir alle wissen, dass der Himmel, in den Jesus aufgefahren ist, nicht irgendwo im Weltall zu finden ist, hinter dem Mond oder in einer anderen Galaxie. Leider kann die doppelte Bedeutung des Wortes „Himmel“ im Deutschen zu Missverständnissen führen. Die englische Sprache zum Beispiel unterscheidet sehr wohl klar zwischen „heaven“ und „sky“. Dennoch ist die symbolische Bedeutung der Begebenheit auf dem Ölberg, wo Jesus aufstieg, während er sich von den Jüngern entfernte, von großer Bedeutung. Es wäre enttäuschend gewesen, wenn sich die Erde einen Spalt geöffnet hätte, Jesus hinabgestürzt wäre, und der Spalt sich dann wieder geschlossen hätte. In den Himmel auf gefahren ist besser als die Erde hinabgestürzt. Und der Himmel ist nicht nur ein Zustand, sondern ein Ort, an dem wir uns wiedersehen werden. Wir werden auch Jesus mit seinem verklärten Leib wiedersehen.
Manche Kirchen stellen dieses Geheimnis an diesem Festtag dramatisch dar. Eine Statue oder eine große Jesusfigur wird im Chorraum aufgestellt und während eines Himmelfahrtsliedes langsam hochgezogen, manchmal mit einem Nylonfaden. Wenn das Lied endet, ist die Jesusfigur verschwunden, vielleicht in einer Dachluke. Einmal sagte daraufhin ein trauriger Junge: „Jetzt ist er weg!“ Damals hat niemand das gesagt. Vielleicht haben sie es gedacht. Sie standen sprachlos da, bis Engel sie wieder wachrüttelten und sagten: „Was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch gegangen ist und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt hingehen sehen.“
Daraufhin kehrten sie voller Freude nach Jerusalem zurück. Warum voller Freude? Warum haben sie nicht traurig gesagt: Jetzt ist er weg?
Erstens haben die Engel sie getröstet, dass Jesus zurückkehren wird. Wir erwarten die Wiederkunft Jesu. Diesen Glauben drücken wir in jeder heiligen Messe aus, wenn wir nach der Wandlung beten: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, deine Auferstehung preisen wir, bis du in Herrlichkeit kommst.“ Dieses sehnsüchtige Warten ist seit Anbeginn des Christentums vorhanden, daher endet die Bibel mit den Worten: Maranatha! Komm, Herr Jesus. Komm bald und hole uns zu dir.
Zweitens hatten sie Freude im Herzen, weil Jesus ihnen den Heiligen Geist verheißen hatte. Sie flehten ihn im Gebet herbei und bereiteten sich darauf vor. Sie versammelten sich im Obergemach und verharrten dort einmütig im Gebet, mit einigen Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu. Der Heilige Geist ist auch der Geist der Freude, der uns im Glauben stärkt und nicht traurig macht.
Wohin aber ist Jesus gefahren? Vielleicht kennen Sie das Kinderspiel: „Mein rechter, rechter Platz ist leer, da wünsch ich mir den/die… her.“ Dann muss der andere fragen: „Als was soll ich kommen?“ Und dann wird ein Tier genannt, das der genannte Mitspieler pantomimisch darstellen muss. Gott liebt Kinder sehr, deshalb hat er dieses Spiel begonnen und gesagt: „Mein rechter, rechter Platz ist leer, da wünsch ich mir meinen Sohn Jesus wieder her.“ Und wenn man es weiter spielt und er fragen würde: „Als was?“, dann würde ich sagen, dass er als Lamm kommen musste, als geopfertes Lamm, das am Kreuz für unsere Sünden gestorben ist. Jesus sitzt jetzt zur Rechten des Vaters, wie wir im Glaubensbekenntnis bekennen. Er ist zum Vater zurückgekehrt, und er spielt bis zum Ende der Welt dieses Spiel und sagt: „Mein rechter, rechter Platz ist noch leer, und ich wünsche mir den Menschen her.“ Da haben alle Menschen Platz! Und wir alle fragen ihn: „Als was soll ich kommen?“ Und er wird sagen: „Ebenfalls als Lamm, als ein unschuldiges Lamm, rein ohne Sünde. Komm zum guten Hirten!“ Wir alle sind seine Schafe! Die Schafe kennen seine Stimme. Wir gehören in seinen Schafstall und müssen durch die Tür, die Jesus selbst ist. Er ist uns mit seiner Himmelfahrt nur vorausgegangen und hat uns einen Platz bereitet, wo wir uns mit Freude niederlassen dürfen. Amen.