11. Sonntag im Jahreskreis 2024 B
Messtexte | Word-Dokument
Welches Reich dauerte hier auf der Erde am Längsten? Welches hat sich am längsten gehalten? Wer im Geschichtsunterricht gut aufgepasst hat, der kann hier einige aufzählen! Wer es nicht weiß, der kann im Internet nachschauen. Es gab viele Reiche, die lange dauerten: das Reich der Ägypter mit ihren Pyramiden, die Griechen mit ihrem berühmten Feldherrn Alexander den Großen und schließlich das römische Reich, den unvergesslichen Cäsar. Manche Reiche dauerten sogar länger als 1000 Jahre! Bis ins 20. Jahrhundert gab es bedeutende Reiche, und im letzten Jahrhundert gab es jemanden, der ein 1000-jähriges Reich errichten wollte, das jedoch nur 12 Jahre dauerte und viel Unheil angerichtet hat. Wenn wir die Expansion dieser Reiche betrachten, sehen wir überall, dass sie sich blutig durch Krieg und Eroberungszügen ausgebreitet haben.
Es gibt jedoch ein Reich, das länger als 1000 Jahre dauert, länger als 10.000, ja länger als 100.000 Jahre. Es ist das Reich Gottes. Es dauert ewig. Es wird nie untergehen. Es wird nie erobert werden. In diesem Reich ist Christus der König. In diesem Reich ist Gott selbst der Herrscher, der alles in der Hand hat und alles sicher lenkt. Doch was ist dieses Reich Gottes genau? Wo ist es? Und wie sieht es aus? Ist es schon da oder müssen wir darauf warten?
Im „Vater unser“ beten wir „dein Reich komme“. Jesus ruft zur Umkehr auf, wenn er sagt: „Kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe.“ Er sagt auch: „Das Reich Gottes ist mitten unter uns.“ Es ist also schon da!
Was ist also das Reich Gottes? Oder vielleicht können wir besser sagen, was es nicht ist? Das Reich Gottes ist keine irdische sichtbare Größe. Man kann nicht sagen, es hat so und so viele Quadratkilometer oder es ist 200 km östlich von hier. Es hat keine Häuser oder Städte, die wir zählen können. Es steht über allen irdischen Reichen. Es ist auch nicht identisch mit der Kirche hier auf Erden, aber es gibt Vergleichspunkte. Die Kirche ist schließlich die Braut Christi, die er gewollt hat.
Wo ist das Reich Gottes? Es ist überall dort, wo Gottes Wille ist, wo Gottes Liebe ist, wo Menschen sich bemühen, die Gebote Gottes zu halten. Es ist nicht dort, wo Sünde geschieht, wo Hass geschürt wird, wo Satan ist. Im Reich Gottes gibt es das alles nicht mehr. Der Satan ist gefesselt. Der Teufel muss draußen bleiben. Und der Versucher hat keine Arbeit mehr.
Wie sieht das Reich Gottes aus? Jesus versucht in seinen Gleichnissen das Reich Gottes zu erklären. Heute hörten wir zwei davon. Das Gleichnis vom Samen, der auf dem Acker ausgesät wird und das Gleichnis vom Senfkorn, das zu einem großen Baum heranwächst. Das bedeutet, dass das Reich Gottes wächst. Es wächst oft im Verborgenen. Wir sehen nicht, wie die Pflanzen heranwachsen. Das Reich Gottes hier auf Erden ist keine fertige Größe. Wenn Gott, der ewige Sämann, im Gleichnis von Jesus an seine Aussaat geht, dann pflügt er zuerst den Acker, damit die Saat in offenes Erdreich fallen kann.
Und nun müssen auch wir etwas tun! Der heilige Paulus sagt: „Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber hat das Wachstum geschenkt.“ Jeder Priester sät ein wenig, gießt ein wenig und sieht manchmal einige Früchte. Doch letztlich geschieht das Wachstum im Verborgenen. Jede Predigt ist ein Ausstreuen des Samens und ein Gießen der Pflanzen. Und kein Priester sieht und merkt, was sie wirklich bewirkt. Das wäre auch gefährlich, denn der Stolz könnte uns weit von Gott entfernen.
Aber jeder von euch soll sich bewusst machen, dass er auch ein Gärtner ist, dass er auch Samen ausstreut und mit der Gießkanne gießt. Wann tut ihr das? Ihr tut es in der Familie, wenn ihr mit den Kindern das Abendgebet sprecht oder das Tischgebet betet, wenn ihr vorbildlich in die Kirche geht und vielleicht sogar andere dazu motiviert. Wenn ihr ein christliches Leben vorlebt und beichtet, dann seid ihr diejenigen, die säen und gießen und vielleicht auch Ernte sehen. Aber wir werden nie genau sehen, wie im anderen dieser Same wächst.
Das Reich Gottes wächst seit 2000 Jahren. Vieles wächst im Verborgenen, aber eines sehen wir dann doch: Die Kirche, in der das Reich Gottes sichtbar ist, ist ein unübersehbarer großer Baum geworden. Doch jeder einzelne muss sich bewähren, und wenn Christus am Ende der Zeiten in Herrlichkeit wiederkommt, um zu ernten, und uns in das Reich Gottes in der Ewigkeit einzuladen, dann hoffen wir, dass wir dazugehören und Frucht gebracht haben. Amen.