12. Sonntag im Jahreskreis 2024 B
Messtexte | Word-Dokument
Wir hörten gerade von einer dramatischen Begebenheit: Jesus schläft im Boot, während ein heftiger Sturm das Boot mit den Aposteln fast zum Kentern bringt. Voller Angst wecken sie ihn und rufen: Kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?
Diese Szene erinnert uns daran, dass wir in unserem Leben immer wieder Stürmen ausgesetzt sind. Diese Stürme können von unterschiedlichster Art sein. Es gibt erstens diese Stürme in der Natur. Im Sommer kommen oft Gewitter mit starkem Wind. Je stärker der Wind bläst, umso gefährlicher ist es. Ab einer Stärke von 75 km/h ist es ein Sturm, ab 117 km/h ist es dann ein Orkan. Stürme wie Tornados oder Blizzards können große Schäden anrichten.
Wenn der Wind einmal so stark ist, dass man fast davongeweht wird, dass man kaum vorwärtsgehen kann, dann wird das schon beängstigend und gefährlich.
Beim Struwwelpeter ist die letzte Geschichte die vom fliegenden Robert. Er geht bei wildem Wetter spazieren und der Sturm trägt ihn davon. Jeder vernünftige Mensch meidet, wenn es irgendwie geht, das Hinausgehen beim Sturm und bleibt im Haus. Wer in den Bergen von einem Gewitter überrascht wird, dem ist es schon manchmal sehr schlecht gegangen. Manche sind sogar dabei verunglückt.
Stürme kommen aber nicht nur in der Natur vor, sondern zweitens auch im Innern eines jedem Menschenleben. Das sind Zeiten, in denen es uns nicht so gut geht. Es gibt immer wieder Zeiten der Unsicherheit, Angst und Veränderung. Stürmische Zeiten sind Phasen des Lebens, in denen sich etwas tut und bewegt.
Wenn dann die Angst immer größer wird und die Situation immer gefährlicher wird und unsicherer, dann denkt man vielleicht intensiver an Gott und wird zu Jesus rufen: Macht es dir nichts aus, wenn ich untergehe? Warum schläfst du? Sei jetzt bei mir! Hilf mir! Steh mir bei! Ich brauche deine Hilfe. Diese Fragen sind menschlich und verständlich. Doch wir dürfen immer vertrauen, dass Jesus bei uns ist, auch wenn er scheinbar schläft. Er kann den Sturm stillen, ihm gebieten aufzuhören und uns Frieden schenken.
Drittens gibt es dann auch Stürme in der Kirche. In den römischen Katakomben ist die Kirche dargestellt als Schiff und rettende Arche. Petrus steht am Steuer, Christus ist an Bord. Das ist das Bild der Kirche durch die Jahrhunderte. Die Zeichen standen oft auf Sturm. In den ersten Jahrhunderten wurden die Christen verfolgt und sind oft als Märtyrer gestorben. Gibt es einen größeren Sturm? Als dann Kaiser Konstantin den äußeren Frieden der Kirche schenkte, kamen die inneren Stürme, die Irrlehrer und der Kampf um den wahren Glauben. Es kam leider zu Glaubensspaltungen. Das waren alles große Stürme. Jesus hat es vorausgesagt, dass Stürme über die Kirche kommen, aber er hat auch den Heiligen Geist verheißen und den Aposteln trostvoll gesagt, dass die Mächte der Unterwelt die Kirche nicht zerstören können. Die Pforten der Hölle werden das Kirchenschiff nicht überwältigen. Es wird nicht untergehen.
Der heilige Don Bosco sah in seiner berühmten Vision auch das Kirchenschiff. Hier ist der Sturm dargestellt mit den kleinen Booten des Teufels, die das Schiff beschießen, aber es geht nicht unter, weil es an zwei Säulen angekettet ist. Auf der einen Säule ist die Eucharistie und auf der anderen die Gottesmutter. Wenn wir die heilige Messe schätzen und die Gottesmutter verehren, sind wir sicher.
Warum sinkt dieses Kirchenschiff nicht? Weil Jesus im Boot ist! Auch wenn er scheinbar manchmal schläft, ist er dennoch bei uns. Damals haben die Apostel ihn voller Angst und Verzweiflung geweckt und fragten: Kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen? Wie oft möchten wir genau den gleichen Satz zum lieben Gott rufen! Schau doch herunter! Kümmert es dich nicht, wenn deine Kirche untergeht? Immer weniger gehen in den Sonntagsgottesdienst. Warum schläfst du und tust nichts? Und Jesus wird uns genauso rügen wie damals die Apostel: „Ihr Kleingläubigen! Habt ihr keinen Glauben!“ Und Jesus kann bei jedem Sturm sagen: Schweig! Sei still! Aber er bestimmt den Zeitpunkt, wann es so weit ist, wann es genug gestürmt hat. Wir müssen keine Angst haben, denn wir sind immer in Gott geborgen. Vertrauen wir darauf, dass Jesus uns durch die Stürme des Lebens führt und uns seinen Frieden schenkt. Amen.