20. Sonntag im Jahreskreis 2024 B
Messtexte | Word-Dokument
Unsere Welt ist voller Bedingungen und Voraussetzungen: Wer Auto fahren will, braucht einen Führerschein. Wer studieren will, muss vorher die entsprechenden Schulen erfolgreich abgeschlossen haben. Wer ein Haus bauen will, muss das nötige Geld besitzen und verdienen. Auch in der Kirche gibt es solche Bedingungen. Um gefirmt zu werden, muss man den Firmkurs besuchen. Um zu heiraten, gibt es ebenfalls klare Vorgaben.
Doch heute spricht Jesus über eine noch tiefere Bedingung: Wenn du das Leben Christi in dir haben willst, musst du das Fleisch des Menschensohnes essen. Jesus sagt wörtlich: „Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben.“
Diese Worte sind nicht nur eine Einladung, sie sind eine Voraussetzung für das ewige Leben. Für Jesus ist dies also entscheidend wichtig. Noch dazu, weil er das immer wiederholt. Er will, dass wir das Leben haben. Jesus meint nicht das irdische Leben, er meint das ewige Leben. Er möchte, dass wir leben in Ewigkeit. Er selbst ist dieses Leben.
Dieser Glaube an das ewige Leben kommt im Glaubensbekenntnis vor, als letzter Glaubensartikel: „Ich glaube an das ewige Leben. Amen.“ Der Katechismus stellt auch diese Frage. Wozu sind wir auf Erden? Die Antwort ist klar: Wir sind auf Erden, um Gott zu erkennen, ihn zu lieben, ihm zu dienen, um ewig bei ihm zu leben. Wir leben hier auf Erden, um das ewige Leben zu erlangen, um einmal in den Himmel zu kommen.
Der Sinn und Zweck der Menschwerdung Gottes war es, uns dieses ewige Leben zu bringen und zu ermöglichen: Darum ist Gott Mensch geworden! Darum hat er sich erniedrigt und ist in einem Stall auf die Welt gekommen! Darum hat er gelitten! Darum hat er das Kreuz auf sich genommen. Darum hat er sich kreuzigen lassen, um uns zu erlösen, damit wir das ewige Leben haben.
Was aber ist das für ein Leben? Es ist ein Leben anderer Art als das Leben hier auf Erden. Es ist göttliches Leben! Wir werden in diesem Leben unendlich glücklich sein. Wir werden alles haben, was wir uns wünschen. Es wird tiefer Friede in uns sein. Unsere innerste Sehnsucht wird gestillt sein. Es ist ein Leben ohne Neid, Streit, Egoismus, ohne Schmerz, ohne Krankheit, ohne Not. Es ist ein Leben, das schließlich all unsere Erwartungen unendlich übertrifft.
Diese wichtige Katechismusfrage soll uns immer daran erinnern, dass nicht hier unser endgültiges Ziel ist, sondern dass das Erdenleben nur ein Durchgangstadium ist zum ewigen Leben. Wir sind auf dem Weg. Die ganze Kirche ist auf dem Weg. Das Volk Gottes, das pilgernde Gottesvolk ist auf dem Weg. Das ist ein Bild für die Kirche aus dem AT. So wie die Israeliten auf dem Weg durch die Wüste ins verheißene Land gepilgert sind, so sind auch wir Pilger ins verheißene Land, ins Land der ewigen Freuden zum ewigen Leben. Wir können es uns nicht für immer hier auf der Erde gemütlich machen. Es kommt für jeden die Zeit des Abschiednehmens. Unser Ziel ist, dieses ewige Leben zu gewinnen. Und Gott wird uns nicht fragen, welche irdischen Reichtümer wir angesammelt haben. Er wird uns nicht fragen, welche Ehrungen wir bekommen haben. Er wird uns auch nicht fragen, welche Titel wir überreicht bekommen haben oder welche Erfolge wir vorzuweisen haben und wie steil unsere Karriere war, sondern er wird uns fragen, wie wir diese Katechismusfrage gelebt haben. Er wird uns fragen, ob wir hier auf Erden waren, um Gott zu erkennen, ihn zu lieben, ihm zu dienen, um ewig bei ihm zu sein. Wenn wir hier Erfolge erzielt haben, wenn wir bei dieser Frage unseren Reichtum gemacht haben und unsere Karriere vorzuweisen haben, wenn wir diese Fragen positiv beantworten können, wird dies ausschlaggebend sein für unser späteres Leben. Auf all das wird Gott schauen, wenn wir einmal vor ihm stehen werden.
Möge uns Gott die Gnade schenken, unser Leben auf ihn auszurichten, damit wir am Ende unserer Pilgerreise das ewige Leben gewinnen. Amen.