3. Sonntag im Jahreskreis B 2024
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3. Sonntag im Jahreskreis 2024 B

Messtexte | Word-Dokument

Im Evangelium des vergangenen Sonntags gingen Andreas und Johannes Jesus nach und wollten sehen, wo er wohnt. Das war die erste Begegnung mit ihm. Heute geschieht der konkrete Ruf Jesu in seine Nachfolge. Die Folge dieses Rufes ist das Zurücklassen von allem, was ihnen sicher lieb und teuer war.

Sie ließen erstens den Vater zurück. Das bedeutet also, dass sie auf die bisherige Familie verzichteten. Das ist auf alle Fälle sehr schwer, wenn man jahrelang miteinander gelebt hat und jetzt einen anderen Weg plötzlich einschlägt. Jesus ist ein Wanderprediger, der durch das ganze Land zog und keinen festen Wohnsitz und kein sicheres Zuhause mehr hatte. „Die Füchse haben ihre Höhle, die Vögel ihre Nester, der Menschensohn hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.“ Für die Jünger war das sicherlich ein schwerer Abschied von zuhause. Ihr Leben änderte sich wesentlich.

Sie ließen zweitens auch das Boot zurück. Das beinhaltet, dass sie ihren bisherigen Beruf zurückließen. Sie waren Fischer. Wenn jemand beruflich sich neu orientieren will, dann muss das gut überlegt werden. Das ist für die Zukunft nicht unerheblich.

Jesus hatte einen besonderen Plan. Er möchte sie zu Menschenfischern machen! Dieser Begriff mag uns zunächst befremdlich erscheinen. Dieses Wort klingt nicht sehr sympathisch in unseren Ohren. Wenn man einen Fisch an der Angel hat, dann hat dieser keine Möglichkeit mehr wegzuschwimmen, denn er ist gefangen. Wer will schon ein Fisch sein, der im Netz zappelt! Doch die Absicht Jesu ist gerade nicht, die Freiheit einschränken. Die Apostel sollen Menschen in all ihrer Freiheit versuchen, für Christus zu gewinnen. Sie sollen Menschen in ihrer Freiheit für Christus gewinnen, für ihn begeistern. Sie sollen sehr wohl ihre Netze auswerfen, aber ein Netz, das sie damals für das Fangen von Fischen verwendeten, ist das Gefängnis für Fische. Das Netz, das sie als Menschenfischer auswerfen sollen, sollen sie nicht überwerfen, sondern sozusagen unterwerfen wie beim Zirkus als Auffangnetz. Es soll ein Sicherheitsnetz sein, das Menschen auf ihren Weg begleitet. Wer das Christentum annimmt, der nimmt Sicherheit an. Christus führt uns sicher in die ewige Heimat. Wer mit Christus durch das Leben geht, gelangt sicher ans Ziel.

Einerseits war also das Verlassen der Familie und des Berufes für die Apostel ein gewagtes Unternehmen und die Frage stand in der Luft: Was wird die Zukunft bringen? Die gesicherte finanzielle Situation ist nicht mehr gegeben. Das Eingebundensein in ein geborgenes Familienleben fällt weg. Andererseits verließen sie dennoch alles, weil sie von Christus überzeugt waren. Sie verließen alles, weil sein Ruf sie erreicht hat. Mit Mut und großem Vertrauen zu Jesus sind sie ihm nachgefolgt ohne „Wenn und Aber“.

Interessanterweise kehrten die Apostel nach der Auferstehung Jesu wieder zu ihrem bisherigen Beruf als Fischer zurück. Zumindest wird uns berichtet, dass 7 Apostel einmal am See Genezareth fischten. Als ihnen am Ufer Jesus erschien und sie ihn erkannten, sprang Petrus ins Wasser, um möglichst schnell bei ihm zu sein. Beim Kohlenfeuer musste Petrus dann dreimal seine Liebe zu Christus bekennen, und Jesus gab ihm immer den Auftrag, seine Schafe zu weiden. Als letztes sagte er zu ihm: Folge mir nach! Dies ist der erneute Auftrag, ihm ganz nachzufolgen und nicht mehr den alten Beruf auszuüben. Er wollte ihn damit erinnern, dass er jetzt der oberste Hirte seiner Weide ist, der alles zurücklässt und in seine Fußstapfen tritt.

Berufung ist also damals schon ein Geschehen, das sich wiederholt hat. So muss auch in unserem Leben, immer wieder ein Ja zu Christus gesprochen werden. Wir erneuern unser Taufgelübde bei jedem Osterfest. Es ist dies wichtig, damit wir nicht lau und gleichgültig werden. Es besteht die Gefahr, die Berufung zu vergessen.

Heute dürfen wir aber diese Ganznachfolge der Apostel bewundern, die alles zurückgelassen haben, die sofort die geliebte Familie aufgegeben haben und den existenzsichernden Beruf an den Nagel gehängt haben und deren Berufung nicht erloschen ist und nicht lau geworden ist. Das ist beachtlich und beeindruckend. Es gibt auch uns wieder Kraft und ermutigt uns, den christlichen Glauben mit Freude zu leben. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024