9. Sonntag im Jahreskreis B 2024
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9. Sonntag im Jahreskreis 2024 B

Messtexte | Word-Dokument

Es geht heute in der ersten Lesung und im Evangelium um den Sabbat. Das strenge Gesetz der Sabbatruhe war von Anfang zum Wohle der Israeliten gedacht. Sechs Tage sollst du arbeiten, am siebten Tage darfst du ruhen. Doch wie streng soll man dieses Gebot auslegen? Es gab sicher eine Zeit bei den Juden, in der dieses Gebot, das als drittes Gebot „Du sollst den Sabbat heilighalten.“ Mose von Gott mitgeteilt wurde, zu leicht ausgelegt wurde. Nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft fiel man in das Gegenteil und es gab übertriebene Auslegungen dieses Sabbatgebotes, die die Pharisäer oft streng einforderten. Hören sie ein paar Beispiele, die diese übertriebenen Gesetze am Sabbat zu einer erdrückenden Last machten und die Freude über den Tag der Ruhe zunichtemachten. Verboten war unter anderem, zwei Buchstaben zu schreiben, Feuer löschen und anzünden, einen Knoten zu knüpfen und zu lösen. In der Heiligen Schrift finden wir ebenfalls solche Beispiele, wenn man an diesem Tag keine Ähren rupfen durfte, nur eine bestimmte Anzahl von Schritten gehen durfte und einem kranken Menschen nicht helfen durfte.

Gerade hier kommt es besonders zum Zusammenstoß der Pharisäer mit Jesus, der einerseits die religiöse Seite des Sabbats sehr genau beachtete und an diesem Tag in die Synagoge ging und lehrte, setzte sich andererseits mutig über die unmenschlichen, belastenden Einzelgesetze und oft unerfüllbaren Vorschriften hinweg, mit denen der Sinn des Gebotes ins Gegenteil verkehrt wurde. Jesus heilte am Sabbat und tat Gutes, und er wird deswegen wegen angeblicher Sabbatschändung angegriffen. Er stellt aber damit die ursprüngliche Würde und den Sinn des Sabbatgebots wieder her: „Der Sabbat ist für den Menschen da und nicht der Mensch für den Sabbat.“ Er hat damit einen großen Durchbruch von ungeheurer Tragweite vollzogen. Wir können uns das heutzutage kaum vorstellen. Sein Kampf um den wahren Sabbat war ein Hauptrund für seinen Tod. Aber gerade durch seinen Tod hat Jesus ein Zweites für uns getan. Christus hat den alttestamentlichen Sabbat durch seine Grabesruhe nach vollbrachtem Erlösungswerk erfüllt und damit überwunden. Christus hat den Sabbat des Alten Bundes ersetzt und unendlich überboten durch den Sonntag des Neuen Bundes. Durch seine Auferstehung am Ostersonntag hat Jesus den Sabbat durch den Sonntag ersetzt. Der erste Tag der Woche wurde somit der Herrentag, an dem wir ruhen dürfen und uns zum Gottesdienst in der Kirche versammeln.

Leider ist in unserer Zeit diese Sonntagskultur im Verschwinden begriffen. Es wird oft gearbeitet und der Sonntagsgottesdienst kaum wahrgenommen und besucht. Die Vergnügungsindustrie und der Sport sind eine Konkurrenz geworden, die auch den Sonntagvormittag erobert haben. Das Loch, das durch den „nicht Besuch“ der Sonntagsmesse entstanden ist, wurde genutzt und die Veranstaltungen hat man dorthin gelegt. Wir müssen uns als Christen ernstlich überlegen, was uns der Sonntag wert ist, warum wir ihn feiern und wie wir ihn feiern sollen, wenn wir ihm gerecht werden wollen. Es ist nicht zu unserem Schaden. Es ist zu unserem Wohle. Wer den Sonntag hält, den wird Gott im Alltag und in allen Stunden seines Lebens halten. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024