2. Ostersonntag B 2024
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2. Ostersonntag 2024 B

Messtexte | Word-Dokument

Der Sonntag nach Ostern wird weißer Sonntag genannt oder seit 24 Jahren auch Barmherzigkeitssonntag. Am 30. April 2000 hat der bereits heiliggesprochene Papst Johannes Paul II. die Klosterschwester Faustyna in Rom heilig gesprochen. Ebenso hat er jenen Weißen Sonntag für die gesamte Kirche zum Fest der Barmherzigkeit Gottes erklärt. Er selbst ist 5 Jahre später am Vorabend zum Barmherzigkeitssonntag, dem 2.4.2005, dann gestorben.

Wer war diese Schwester? 1905 wurde sie als drittes von zehn Kindern geboren und auf den Namen Helena getauft. Mit sieben Jahren schon spürte sie den Wunsch, ganz für Gott zu leben. Mit 16 Jahren wiederholte sie erneut bei ihren Eltern den Wunsch, ins Kloster zu gehen. Doch die stellten sich entschieden dagegen. Aber nicht aus dem Grund, wie es heute immer der Fall ist, weil sie selber keinen Glauben haben und diesen Schritt der Ganzhingabe nicht verstanden, sondern aus einem ganz anderen Grund. Der Vater fürchtete, er könne die Aussteuer nicht bezahlen. Das Geld! Aus Gehorsam versucht Helena den Anruf Gottes zu verdrängen und gibt sich, wie sie selber schreibt, den „Eitelkeiten des Lebens“ hin. Doch das misslingt.

Als sie eines Abends mit ihrer Schwester auf einem Ball ist und gerade zu tanzen beginnt, sieht sie neben sich den „gemarterten Jesus“, der sie vorwurfsvoll fragt: „Wie lange wirst du mich noch enttäuschen?“ Helena verlässt daraufhin sofort den Saal, geht in die nächstgelegene Kirche, wirft sich vor dem Allerheiligsten zu Boden und bittet Gott, ihr ein Zeichen zu geben, was sie tun solle. Da hört sie eine innere Stimme, die sie auffordert: „Geh sofort nach Warschau; dort wirst du ins Kloster eintreten!“

Diesmal entschließt sie sich, Jesus nicht mehr zu enttäuschen. Sie tritt ins Kloster ein, wird 1926 eingekleidet, erhält den Ordensnamen Maria Faustyna. 1928 legt sie die ersten zeitlichen Gelübde ab, 1933 die ewigen. Sie muss mehrmals die Ordensniederlassungen wechseln und wird zu verschiedenen Arbeiten eingesetzt: einmal als Köchin, dann wieder für den Garten, schließlich als Pförtnerin. Immer ist sie gehorsam, hilfsbereit, treu und fällt durch Werke der Nächstenliebe auf. Doch schon wenige Monate nach ihrem Eintritt ins Kloster wird bei ihr Tuberkulose festgestellt. 1934 hat sei einen schweren Erstickungsanfall. Es wird immer schlechter, und sie stirbt dann 1938 an dieser Krankheit. Am 5. Oktober, erst 33 Jahre alt, das Lebensalter Jesu, gelangt Schwester Maria Faustyna an ihr eigentliches Ziel: den Himmel.

Was ist nun die Botschaft von Sr. Faustyna? Jesus sprach zu ihr: Male ein Bild, nach dem, was du siehst, mit der Unterschrift: Jesus, ich vertraue auf Dich. Ich wünsche, dass dieses Bild verehrt wird. Ich wünsche ein Fest der Barmherzigkeit. Ich wünsche, dass die Priester meine große Barmherzigkeit den sündigen Seelen verkünden. Die Strahlen auf dem Bild versinnbildlichen das Blut und das Wasser, das aus den Tiefen meiner Barmherzigkeit hervorquoll, als mein Herz am Kreuz geöffnet wurde.

Als Vorbereitung auf dieses Gnadenfest wünscht Jesus, dass die Menschen die Novene zur Barmherzigkeit Gottes, beginnend am Karfreitag, beten.

Jesus ich vertraue auf Dich. Das ist ein Schlüsselsatz der Botschaft von der Barmherzigkeit Gottes. Wir sollen Vertrauen auf Gott und seine Barmherzigkeit haben. Je mehr eine Seele vertraut, um so mehr bekommt sie. Die Seelen, die unbegrenzt vertrauen, sind Jesus eine große Freude. Er gießt in solche Seelen all seine Gnadenschätze.

Dieses absolute Vertrauen lebte Sr. Faustyna beispielhaft vor. Voller Demut erträgt sie alles Unverständnis, das ihre Ordensoberen ihr entgegenbringen. Sie vertraut, dass alles gut wird und nimmt ihre schweren Leiden an.

Bei Gott ist nicht die Größe der Schuld entscheidend, allein das Vertrauen in seine Barmherzigkeit zählt. Der rechte Schächer am Kreuz hat diese Barmherzigkeit erfahren. In der Todesstunde vergibt ihm Jesus, weil er vertraut hat.

So dürfen auch wir vertrauen. Wir dürfen alles in die Hände Gottes legen. Schenken wir ihm alle Probleme, Nöte und Sorgen! Gott kann und wird alles zum Guten wenden. Den Zeitpunkt können wir ihm allerdings nicht vorschreiben. Auch wenn es erst in der Sterbestunde ist und jemand kehrt um zum Herrn, dann ist alles in Ordnung, dann ist alles gut und Gottes Barmherzigkeit hat wieder gesiegt. Amen.

 


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024