3. Ostersonntag B 2024
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3. Ostersonntag 2024 B

Messtexte | Word-Dokument

Wir haben Ostern gefeiert, das Fest der Auferstehung Jesu Christi. Wir glauben auch an unsere eigene Auferstehung. Im Glaubensbekenntnis sprechen wir das sogar immer aus: Wir glauben an die Auferstehung der Toten. Es gibt auch die Formulierung „Auferstehung des Fleisches“, um die leibliche Auferstehung zu betonen. Viele Menschen verstehen die Auferstehung eben nur geistig und nicht auch körperlich.

Wenn ich zurückdenke an meine Kindheit und Jugendzeit, dann habe ich mir das auch eigentlich immer zu geistig vorgestellt. Im Himmel war für mich nur die Seele. Erst viel später durch das Theologiestudium wurde mir bewusst, dass das zu wenig ist.

Der Mensch ist eine Einheit von Leib und Seele, und eine Seele ohne Körper, ohne Leib, ist nur der „halbe“ Mensch. Wir Christen sind nicht leibfeindlich, wie es uns manchmal vorgeworfen wird. Wir nehmen den Leib ernst, und dieser Leib, der einmal verklärt sein wird, wird teilhaben dürfen an der ewigen Glückseligkeit.

Aber wie müssen wir uns diesen Auferstehungsleib oder diesen verklärten Körper vorstellen? Natürlich dürfen wir es auch nicht „übertreiben“, und es uns zu „materialistisch“ vorstellen. Es ist ein geistlicher Leib! Der heilige Paulus schreibt im 1. Korintherbrief: Gesät wird ein irdischer Leib, auferweckt ein überirdischer Leib. Wenn es einen irdischen Leib gibt, gibt es auch einen überirdischen. Dieser Leib ist leidensunfähig. Jesus hat zwar die Wunden, aber sie tun ihm nicht mehr weh. Paradoxerweise schmücken sie seinen Leib. Es wird ein schöner verklärter Leib sein. Er kann durch verschlossene Türen gehen. Dieser Leib kann plötzlich da sein und wieder verschwinden. Dieser Leib ist also nicht mehr den physikalischen Gesetzen unterworfen.

Aber: Dieser Leib ist ein echter Leib. Das Grab war leer! Der Leib des auferstandenen Jesus ist identisch mit dem Leib des toten Jesus. Der Auferstehungsleib ist also keine Neuschaffung Gottes. Jesus rügt die Apostel, weil sie meinten, einen Geist zu sehen und nicht glauben konnten, dass er es wirklich ist, der vor ihnen steht mit seinem Körper. Er ist also zum Anfassen. Jesus zeigt ihnen seine Wunden und seine Wundmale. Als Höhepunkt lässt sich Jesus nicht nur anfassen, sondern bittet sie, um etwas zu essen!

Das ist sehr interessant, dass es drei Auferstehungsberichte gibt, bei denen es um das Essen geht. Bei den Emmausjüngern hat er das Brot gebrochen und bei der dritten Erscheinung am See von Genezareth wird über dem Feuer Fisch gebraten und sie essen Brot. So isst Jesus auch im heutigen Evangelium das Stück gebratenen Fisch vor ihren Augen.

Auch wenn Jesus hier isst und man den Himmel als das himmlische Hochzeitsmahl bezeichnet, braucht Jesus diese irdische Speise nicht mehr, um leben zu können, und wir brauchen im Himmel auch nicht mehr diese irdische Speise, damit wir dort nicht verhungern.

Dieses Essen könnte uns aber an das Paradies erinnern. Hier begann mit dem Essen der verbotenen Frucht die tragische Menschheitsgeschichte. Die Strafe war: Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen. Gott hat den Israeliten dann ein anderes Mahl zum Segen geschenkt. Es ist zuerst das Paschamahl, das sie hastig essen mussten, bevor sie aus der Sklaverei der Ägypter ausziehen durften. Dann gibt ihnen Jesus sich selbst zur Speise. Er ist das geschlachtete Osterlamm. Bei diesem Mahl dürfen wir uns Zeit lassen. Wir müssen es nicht hastig essen.

Es ist das Mahl, bei dem Jesus aber nicht nur gegenwärtig ist, sondern wir dürfen ihn in uns aufnehmen. Es ist nicht der tote Jesus, der in der heiligen Kommunion zu uns kommt, sondern der lebendige, auferstandene Christus, der den Tod besiegt hat. Wenn wir uns mit ihm verbinden, wird er uns stärken, noch mehr als uns ein gewöhnliches Mahl Kraft gibt. Wir werden gestärkt im Glauben.

Im österlichen Mahl freuen wir uns also über den Sieg Christi über den Tod und erinnern uns daran, dass, so wie Christus auferstanden ist, auch wir einmal auferstehen werden, nicht nur mit unserer Seele, sondern auch mit unserem Leib. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024