4. Ostersonntag B 2024
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4. Ostersonntag 2024 B

Messtexte | Word-Dokument

Das Bild des guten Hirten ist ein oft gebrauchtes Bild der frühen Christenheit. Es hatte seinen Sitz im Leben, denn es gab damals viele Hirten. Das ist in der heutigen Zeit nicht mehr der Fall. Aber wir alle wissen, dass sich ein Hirte um seine Schafe kümmert, dass er das Schaf sucht, wenn es sich verirrt hat, und dass er es zur Herde zurückbringt, wenn er es wiedergefunden hat. Wir wissen, dass er sich um ein Schaf, das sich verletzt hat, sich hingebungsvoll sorgt. Der gute Hirt ist einer, dem man vertrauen kann. Das Bild vom guten Hirten, das man schon in den frühchristlichen Katakomben findet, flößt keine Angst ein. Dieses Bild ist tröstlich und strahlt Geborgenheit aus. Wenn wir so ein Bild anschauen, können wir alle diese guten Eigenschaften eines Hirten betrachten, der alles tun wird, um die Herde zu verteidigen, und der sogar sein Leben einsetzt, um die Schafe vor wilden Tieren zu schützen.

Das Bild des guten Hirten hat es auch schon im Alten Testament gegeben. Im Buch Jesaja heißt es: „Gott führt wie ein Hirt seine Herde zur Weide. Er sammelt sie mit starker Hand. Die Lämmer trägt er auf dem Arm, die Mutterschafe führt er behutsam.“ David drückt es folgendermaßen aus. Im bekannten Psalm 23 heißt es: „Der Herr ist mein Hirte. Nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil, denn du bist bei mir.“

Es ist also ein vertrautes Bild, das Jesus aufgreift und auf sich anwendet. Es ist ebenso nicht verwunderlich, dass die frühe Kirche dieses Bild so gern in der künstlerischen Darstellung verwendet hat. Christus ist der gute Hirt, der sich vor die Herde stellt und lieber sein Leben hingibt, um die Herde zu retten. Dieser Gedanke wird deutlich, wenn er bei der Gefangennahme sagt: „Wenn ihr mich sucht, dann lasst diese gehen.“

Ein weiterer Aspekt des guten Hirten ist das gegenseitige Kennen. „Ich kenne die meinen und die meinen kennen mich.“ Jesus kennt uns. Er kennt uns wirklich. Er kennt uns durch und durch. Aber kennen wir wirklich Jesus? Wir kennen Jesus, wenn wir die Kirche kennen, die von ihm erzählt, und die von ihm berichtet. Wir kennen Jesus, wenn wir die Heilige Schrift kennen, besonders wenn wir die Evangelien kennen, die von ihm berichten. Je mehr wir den Glauben der Kirche kennen, desto mehr kennen wir Jesus. Wenn wir jemand lieben, wollen wir ihn immer mehr kennen lernen, darum lasst uns auch Jesus immer mehr kennen lernen. Lesen wir deswegen wieder öfter in der Heiligen Schrift! Interessieren wir uns für den Katechismus. Hier werden die Glaubenswahrheiten der Kirche erklärt! Wer Jesus kennt, der wird ihn dann immer mehr auch nachahmen.

Viele Heilige haben Jesus so gut gekannt, dass sie ihn nachahmten, ihm ganz nachfolgten und sogar für ihn als Märtyrer starben. So wie Christus auch sein Leben hingab für alle, die zu ihm gehören.

Das ist das, was das Bild des Guten Hirten ausdrückt. Er gibt alles für uns, und darum war es für die ersten Christen und ist es für uns ein so trostvolles Bild, sodass wir jedes Jahr am 4. Sonntag in der Osterzeit den Guten Hirten Sonntag feiern. Christus ist dieser Gute Hirt. Wir dürfen ihm vertrauen.

Es ist auch heute der Weltgebetstag um geistliche Berufe. Wir wollen Gott bitten, er möge uns viele gute Hirten schicken. Berufungen können nicht gemacht, aber erbetet werden. Jesus sagt: Es gibt nur wenig Arbeiter im Weinberg des Herrn. Bittet den Herrn, dass er Arbeiter in seinen Weinberg sendet. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024