Osternacht B 2024
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Osternacht 2024 B

Messtexte | Word-Dokument

Ich darf mit einem banalen Vergleich beginnen. Fredl Fesl war ein beliebter bayrischer Sänger, der für seine Vorreden bekannt wurde. Eines seiner Lieder ging über den dummen edlen Ritter Sepp. Er dichtete: Des Mittelalters größter Depp, das war der edle Ritter Sepp. Seine Brüder lernten kämpfen. Der Sepp aber war für das alles zu dumm. Und der eine aber verlor bald ein Bein, der andere bekam eine Kopfverletzung. Sie starben dann letztendlich alle auf dem Kreuzzug. Sepp erbte ihre Burgen, heiratete, hatte viele Kinder und war glücklich. Und am Schluss des Liedes fragte er dann: War er wirklich so ein Depp?

Bei Jesus möchte ich es heute noch krasser formulieren. Er wird manchmal mit einem Schaf verglichen. Für manche war Jesus das allerdümmste Schaf, das es gegeben hat. Wir verwenden manchmal diese Formulierung als Schimpfwort: „Du dummes Schaf.“

Schafe waren bereits bei der Geburt Jesu zugegen. Die Hirten auf dem Feld hüteten die Schafe. Jesus wird sich später als der gute Hirt bezeichnen, der den Schafen nachgeht und sie behütet.

Er wird dann am Ende seines Lebens mit dem Paschalamm verglichen, das ohne Sünde ist. Ein einjähriges Lamm musste geschlachtet werden und das Blut an die Türpfosten gestrichen werden. Dann ging der Würgeengel von Ägypten vorüber und tötete nicht den Erstgeborenen.

Er selbst, Jesus, der Erstgeborene wird getötet. Er stirbt am Kreuz, und der Teufel hat sich in diesem Augenblick gedacht: So ein dummes Schaf! Er ist wirklich ein dummes Lamm, das sich töten lässt. Er hätte sich doch wehren können! Zu Pilatus hat er gesagt, dass ihm eine Legion Engel zu Hilfe kommen könnte, wenn er will. Dann hat er doch Wunder gewirkt! Er hätte sich auch nicht gefangen nehmen lassen müssen. Er hat doch göttliche Macht oder ist er doch nicht der Sohn Gottes? Und doch stirbt er. Der Teufel dachte: „Ich habe ihn also doch besiegt. Ich habe ihn tatsächlich töten können. So ein dummes Schaf! Das dumme Schaf hat verloren. Ich habe gesiegt.“

In Wirklichkeit war das Schaf nicht so dumm. Wir alle wissen, dass gerade dadurch unsere Erlösung geschehen ist. Er ist der Sündenbock, der für die Sünden der Welt geopfert wurde. Bei Jesaja heißt es:  „Als er gemartert wurde, tat er seinen Mund nicht auf wie ein Schaf, das zur Schlachtbank geführt wird.“ Und im letzten Buch der Bibel, der Offenbarung des Johannes, ist der Auferstandene immer wieder ein Lamm. Die Gerechten folgen dem Lamm ins ewige Leben. Das Schaf trägt den Sieg davon.  Es ist zum Osterlamm geworden; zum Symbol für den auferstanden Christus, der den Tod überwunden hat.

Das Lamm wird mit der Siegesfahne dargestellt.  Das „dumme“ Schaf gewinnt.  Das ist die Osterbotschaft.  Es ist kaum zu glauben, aber wahr.

„Veni, vidi, vici!“ Wer kennt nicht diesen berühmt gewordenen Satz von Julius Cäsar. „Ich kam, sah und siegte!“ Jesus Christus müsste von sich ein Wort ändern und sagen. „Ich kam, starb und siegte!“

Jesus kam auf diese Erde, hat gelitten unter Pontius Pilatus, ist gestorben und wurde begraben und hat durch seine Auferstehung den Sieg errungen. Sein Sieg ist der Sieg über den Tod. Er blieb nicht im Grab. Er lebt. Das feiern wir heute!

Ohne Auferstehung wäre Golgota die dunkelste Stunde der Menschheit. Ohne Auferstehung wären unsere ganzen christlichen Anstrengungen total umsonst. Ohne Auferstehung wäre Christsein totaler Unsinn. Ohne Auferstehung könnte ich meinen Priesterberuf sofort an den Nagel hängen und hätte mein Messgewand in der Sakristei gar nicht anziehen brauchen. Ohne Auferstehung wäre unser Beten und Singen sozusagen für die Katz. Wir alle könnten einpacken, der Organist seine Noten, sie ihr Gesangbuch, der Mesner könnte alle Lichter mit dem ewigen Licht ausblasen und die Kirche für immer schließen.

Christus ist aber nun auferstanden. Er hat Tod und Teufel besiegt und hat dadurch Freude gebracht. Deswegen dürfen wir heute jubeln. Der Sieg ist unser.

Alles steht und fällt mit diesem Glauben an die Auferstehung. Der Osterglaube ist das Herzstück unserer Religion. Es ist der Dreh- und Angelpunkt.

Das feiern wir heute und deswegen ist unsagbar große Freude auf dem ganzen Erdkreis.

Und so wünsche ich ihnen, dass sie diese Osterfreude, die Gott jedem ins Herz geben möchte, spüren dürfen, dass sie das Licht vom Osterfeuer, von der Osterkerze, innerlich nach Hause nehmen. Es ist die Botschaft der Osternacht. Das Licht ist stärker als die Dunkelheit. Das Licht ist Christus unser Herr, der den Tod besiegt hat und auferstanden ist. Deswegen singen wir heute das Halleluja und posaunen es in die Welt hinaus. Der Teufel soll es hören, dass er verloren hat. Die ganze Welt darf es hören. Christus ist auferstanden und lebt. Er ist nicht im Tod geblieben. Das Grab ist leer. Wir sind erlöst und glauben daran, dass auch wir einmal so wie Jesus auferstehen werden. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024