Pfingstsonntag B 2024
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Pfingstsonntag 2024 B

Messtexte | Word-Dokument

Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes. Den Heiligen Geist kann man sich von den drei göttlichen Personen am schwierigsten vorstellen. Am besten beschreiben wir ihn durch sein Wirken. Wie kam er damals auf die Apostel herab? Plötzlich hörte man ein Brausen vom Himmel. Er machte sich durch einen Sturm bemerkbar.

Im nächtlichen Gespräch Jesu mit Nikodemus spricht der Herr über den Geist auch als Wind. „Er weht, wo er will … Du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht. Genauso ist es mit jedem, der vom Geist geboren wird.“

Beschreiben wir ihn heute mit dem Wind.

Beim Heiligen Geist gibt es zwei Extreme. Entweder er kommt als Sturm oder als Hauch. Jesus hauchte sie an: Empfangt den Heiligen Geist. Der Heilige Geist als Atem Gottes ist manchmal spürbar. Der Priester spürt diesen Wind im Beichtstuhl. Wenn ein Beichtender seine Sünden bekennt, dann merkt der Priester den Geist Gottes, wie er wirkt. Er hört ihn leise, als Säuseln, wenn das Beichtkind ein treuer, frommer und gottesfürchtiger Mensch ist, der sorgfältig sein zartes Gewissen erforscht hat und reumütig nun wieder seine Unvollkommenheiten bekennt.

Er hört ihn mächtig blasen als Sturm, wenn einer den Beichtstuhl betritt, der schon lange nicht mehr gebeichtet hat, nun seine schweren Sünden vor Gott hinlegen kann und erleichtert aus dem Beichtstuhl wieder gehen kann.

Ich kann mich an meine Kindheit erinnern, da waren diese beiden Extreme Hauch und Sturm nicht brauchbar, und zwar, wenn wir unseren Drachen fliegen ließen. Es ging nur, wenn draußen der Wind ging. Er durfte aber auch nicht zu stark sein. Es war einmal der Sturm so stark, dass die Schnur riss, und der Drache war im Himmel verschwunden.

Wenn wir den Heiligen Geist bitten, dann kommt er immer in Extremform: als Sturm oder als Hauch. „Er haucht in Hitze Kühlung zu.“ So heißt es in einem alten Gebet zu Heiligen Geist.

Er ist nicht ein Föhn, ein warmer Wind, der uns manchmal Kopfweh bringt, sondern der Heilige Geist heilt von Krankheiten.

Wir kennen das Säuseln des Windes, wenn er in den Baumkronen rauscht. Er heult und pfeift manchmal. Er ist der große Beweger. Er schiebt die Wolken und Luftmassen. Er dreht die Windräder. Er bläst in die Segel und treibt die Schiffe wie von unsichtbarer Hand über das Meer.

So ist auch der Heilige Geist der, der vieles bewegen kann.

„Der Wind, der Wind, das himmlische Kind!“ So antworteten Hänsel und Gretel auf die Frage der Hexe, als sie vom Dach und vom Fenster des Hexenhauses aßen: „Knusper, Knusper, knäuschen, wer knuspert an meinem Häuschen.“ Der Heilige Geist ist nicht das himmlische Kind, aber er kommt doch auch vom Himmel, ist vom Vater und vom Sohn ausgesandt und ist manchmal hörbar.

Der Wind ist unangenehm, wenn er uns den Hut wegbläst, wenn er die Frisur zerstört, wenn er den Schirm plötzlich umdreht und man klitschnass dasteht. Der Heilige Geist ist auch manchmal unangenehm, wenn er uns drängt etwas Gutes zu tun, das uns Überwindung kostet.

Ein Märchen vom Struwwelpeter, die Geschichte vom fliegenden Robert, will uns die Gefährlichkeit des Windes vor Augen halten. Dieser Robert geht bei jedem Wetter nach draußen. Einmal, als ein mächtiger Sturm blies, war er wieder mit seinem Regenschirm unterwegs, und da geschah es: „Schirm und Robert fliegen dort, durch die Wolken immer fort. Und der Hut fliegt weit voran, stößt zuletzt am Himmel an. Wo der Wind sie hingetragen, ja das weiß kein Mensch zu sagen.“

Diesen Sturm müssen wir meiden, aber vor dem Sturm des Heiligen Geistes brauchen wir keine Angst haben. Er möchte uns auch mitnehmen in den Himmel. Wir stoßen dann nicht nur am Himmel an, sondern wer hier auf Erden mit dem Heiligen Geist gelebt hat, dem öffnet dann der Heilige Geist auch die Himmelspforte.

Der Heilige Geist ist hier auf Erden unser Rückenwind. Damit geht es leichter. Wir wollen mit ihm schnell Richtung Himmel fliegen. Habt keine Angst vor dem Heiligen Geist! Wer mit dem Heiligen Geist sich verbündet, der wird in die richtige Richtung geblasen. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024