3. Fastensonntag C 2013
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Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
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3. Fastensonntag 2013 C

Messtexte | Word-Dokument

„Leg deine Schuhe ab, denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden.“

Diese Worte Gottes aus dem brennenden Dornbusch an Mose, die wir in der Lesung gehört haben, weisen hin auf die Heiligkeit Gottes. Dort, wo Gott anwesend ist, muss Ehrfurcht sein. Dort muss Mose seine Schuhe ausziehen.

Mose fürchtete sich, Gott anzuschauen und verhüllte sein Gesicht, weil er wusste, dass kein Sterblicher Gott schauen darf. Wer Gott sieht, muss normalerweise im AT sterben.

Jakob spricht schon im ersten Buch Mose, in der Genesis, als er mit Gott kämpft und daraufhin den Namen Israel bekommt. „Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen und mein Leben ist doch erhalten geblieben.“

Wir sehen in dieser Aussage die damalige Gottesvorstellung. Der Gott, an den sie glauben, ist der große und allmächtige Gott. Man ist nicht einmal würdig ihn anzuschauen, weil er der Heilige ist und wir Menschen sind Sünder.

Zieh deine staubigen Schuhe aus, wenn du näher kommst! Es ziemt sich nicht mit dreckigen Schuhen in die Nähe Gottes zu treten.

Das, was wir hier lernen können, ist die Erhabenheit Gottes. Gott ist der Schöpfer der ganzen Welt. Er hat uns alle aus dem Nichts erschaffen! Wir sind seine Geschöpfe, die sich vor ihm verneigen müssen. Als geschaffene Wesen sind wir im Vergleich zur Größe Gottes unendlich klein und müssen daher große Ehrfurcht vor ihm haben. Gott allein gebührt daher Anbetung, Ruhm und Ehre.

Bei jeder heiligen Messe geschieht eigentlich das gleiche. Vom Altar aus spricht Gott zu uns. Der Ort, wo du stehst und wo du jetzt bist, ist heiliger Boden, denn Gott ist hier. Der Altar ist der brennende Dornbusch. Vom Altar aus, auf dem Gott in den Gestalten von Brot und Wein gegenwärtig wird, ruft uns Gott jetzt nicht die Worte zu: „Zieh deine Schuhe aus!“ Nein, aber er ruft uns zu: „Ich bin da!“ Auch hier bin ich ganz gegenwärtig, so wie damals im Dornbusch!

Der Priester holt mich herab vom Himmel auf die Erde mit den Worten: „Das ist mein Leib. Das ist mein Blut!“ Und er ruft uns ebenfalls zu: Hab Ehrfurcht! Statt die Schuhe auszuziehen, mach eine schöne Kniebeuge, wenn du in die Kirche gehst. Knie dich, wenn möglich nieder bei der Wandlung, bei der Kommunion. Du brauchst nicht dein Antlitz verhüllen, doch mach dich klein vor Gott. Sei demütig! Sei dankbar! Weil wir wissen, Gott ist hier gegenwärtig, ziehen wir nicht unsere Arbeitskleidung an, sondern schöne Gewänder: unser Sonntagsgewand. Das bedeutet die Aufforderung: „Zieh die staubigen Schuhe aus!“

Diesen strengen, vielleicht dort etwas übertriebenen Ehrfurchtsgedanken haben die Moslems, wenn man ihre Moscheen nicht mit Schuhen betreten darf.

Ich bin nicht dafür, dass wir unsere Schuhe vor der Kirchentüre ausziehen sollen, sondern ich bin dafür, dass wir wieder mehr zur Ehrfurcht zurückfinden.

Der Mensch ist heute in der Gefahr zu vergessen, dass er Geschöpf Gottes ist. Die Fortschritte in der Technik, in der Computerbranche und in all diesen modernen Entwicklungserfolgen bringen diese Gefahr mit sich. Der Mensch kann klonen. Der Mensch hat das Erbgut entschlüsselt. Der Mensch kann den Menschen manipulieren. Wird er einmal auch den Menschen schaffen können? Muss ich mich dann noch vor Gott klein machen, wenn ich selber alles schon kann? Das Geschöpf erkennt dann seinen Schöpfer nicht mehr an. Es erinnert uns an die Sünde der Engel im Himmel. Luzifer wollte so sein wie Gott. Er hat sich auch nicht mehr untergeordnet. Er wollte angebetet werden.

Wer so denkt und handelt, hat keinen Platz im Himmel. Es ist die Sünde des Hochmutes, des Stolzes und der Überheblichkeit.

„Zieh deine Schuhe aus!“ Erst jetzt durfte Mose sich nähern. Auch wir müssen zuerst diese Demut in unserem Herzen tragen, dann dürfen wir uns Gott nähern und Gott wird auch zu uns, in unser Herz kommen.

Als sich Mose in diesem Zustand Gott nähert, erfuhr er auch Gottes Namen. Ich bin der „Ich bin da“. Gott offenbart ihm sein innerstes Wesen. Gott ist immer da. Der Mensch aber war nicht immer da. Gott ist von niemand erschaffen. Er kennt in diesem Sinn keine Vergangenheit und keine Zukunft. Jetzt verstehen wir den Satz Jesu besser, wenn er sagt: „Ehe Abraham war, bin ich.“ Ich bin der „Ich bin da“. Kein Mensch kann das von sich behaupten. Gott aber sehr wohl, weil er ewig ist.

Er ist für uns da. Er ist bei jeder hl. Messe da im Dornbusch des Altares. Vom Altar aus ruft Gott jedem Menschen diese Botschaft zu. Ich bin der „Ich bin da“! Deswegen ist der Ort, wo wir uns befinden, heiliger Boden, denn Gott ist bei jeder hl. Messe gegenwärtig. Machen wir uns das immer wieder bewusst und verhalten wir uns dementsprechend. Äußerlich, aber noch mehr ist natürlich die innere Einstellung wichtig, dass wir uns in unserem Herzen die Ehrfurcht und die Demut bewahren, denn Gott ist unser Schöpfer. Er ist der heilige Gott, der große allmächtige Gott, der sich in seiner Barmherzigkeit und Liebe zu uns herabgeneigt hat und für uns da ist. Amen.


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