22. Sonntag im Jahreskreis C 2013
www. Predigtdienst.net
Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
Navigation

22. Sonntag im Jahreskreis 2013 C

Messtexte | Word-Dokument

„Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden!“ Mit anderen Worten: Hochmut kommt vor dem Fall! Das ist immer so. Ein Grundgesetz aus der Erfahrung! „Die Hochmütigen stürzt er vom Thron!“ Das sind Worte der Gottesmutter aus dem Magnifikat, das Gebet, das sie sprach, als sie Elisabeth besuchte. Der Hochmut, der Stolz, ist eine schleichende Gefahr, die sich oft unbemerkt in uns ausbreitet.

So war es beim Engelssturz. Es ist die schlimmste Sünde gewesen. Der Hochmut des Luzifers, des Lichtengels, der sich mit den Worten ausdrückte: „Ich will so sein wie Gott.“ Er war ein Engel, der mit besonderen Gnadengaben ausgestattet war, der  mit großem Wissen geschaffen wurde, und dem eine ihm andere Engel übertreffende Intelligenz von Gott gegeben wurde. Sie ist ihm in den Kopf gestiegen und er wollte so sein wie Gott! Er wollte selbst angebetet werden. Vor ihm sollte man das Knie beugen und damit wollte er selbst die Stelle Gottes einnehmen.

So etwas hat natürlich keinen Platz im Himmelreich. Da trat Michael auf, einer der sieben Erzengel. Mi-cha-el heißt auf Deutsch: Wer (ist) wie Gott? Und mit genau dieser Frage stellte er ihn zur Rede! Es gibt nur einen Gott, den wir anbeten und vor dem wir unsere Knie beugen, und das ist der Allmächtige, der uns und dich erschaffen hat. Wir sind seine Geschöpfe! Luzifer aber wollte so sein wie Gott. Das geht nicht. Da war nichts zu machen bei Luzifer. Und die Bibel beschreibt das, was nun geschah, mit folgenden Worten:

„Und es entbrannte ein großer Kampf im Himmel. Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen und der Drache und seine Engel kämpften. Aber sie vermochten nicht standzuhalten, und ihr Platz im Himmel ging verloren. So wurde der große Drache gestürzt: Die alte Schlange, die Teufel und Satan heißt und die die ganze Welt verführt. Er wurde auf die Erde gestürzt und mit ihm wurden seine Engel gestürzt.“ Er hat verloren. Die Niederlage damals ist bereits der Sieg Gottes für die Ewigkeit.

Der Grund, warum er nicht Platz hat im Himmel, war also der Hochmut des Geschöpfes. Der Stolz ist auch bei uns Menschen immer eine Gefahr. Hochmut kommt vor dem Fall! Immer wieder sind auch wir in dieser Versuchung, uns zu viel einzubilden. Der Mensch ist die Krone der Schöpfung, ausgestattet mit freiem Willen und mit Verstand. Auch ihm kann es passieren, dass er sich daher besser und mehr vorkommt als er ist. Wir können bereits klonen! Wir können zum Mond fliegen! Wir haben so viele Erfindungen bereits gemacht. Wir können vieles, aber wir dürfen nie vergessen, dass wir nur Geschöpfe Gottes sind. Die Ehre und Anbetung gebührt allein unserem Schöpfer. Daher ist es notwendig, dass auch wir uns klein machen, dass auch wir ihn mit unseren Gebeten loben und preisen und dies anerkennen.

Jesus verlangt von uns außerdem die Demut gegenüber den anderen. Wir sollen nicht den ersten Platz einnehmen. Diese Demut schmeckt natürlich nicht gut und ist daher nicht sehr beliebt. Oftmals fühlt man sich da nicht sehr wohl, wenn man das Wort Demut hört. Aber „demütig sein“ heißt nicht, immer nur Ungerechtigkeiten aushalten. Demut heißt nicht: sich nicht wehren dürfen, sich ausnützen lassen, sich unterdrücken lassen, und die ungerechte Machtausübung anderer ohne Gegenwehr geschehen zu lassen. Das alles ist nicht Demut.

Demut hat auch nichts mit Unwahrhaftigkeit zu tun. Demut bedeutet nicht, sich kleiner zu machen, als man ist.

Was ist ein demütiger Mensch? Demut hat etwas zu tun mit Bescheidenheit: Sich nicht aufblasen und angeben; zeigen, wie gut man ist. Der demütige Mensch ist in vielen Dingen ein schweigsamer, nachdenklicher und besinnlicher Mensch. Der demütige Mensch ist ein gerechter Mensch, der sich selbst richtig einschätzen kann.

Wenn es einen demütigen Menschen gegeben hat, dann war dies Maria, die Mutter des Herrn. Sie selbst sagt: „Auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.“ Sie war sich der Ehre bewusst, die sie von Gott erhalten hat. Sie hat nicht gesagt: „Nein, ich bin nicht die Muttergottes, da übertreibt ihr ein bisschen.“ Aber sie war sich genauso ihrer Schwachheit und Kleinheit bewusst. Sie hat sich nie hervorgetan. Sie wusste, auch sie ist nur ein Geschöpf Gottes. Alle Ehre, die ihr gebührt, gibt sie weiter an Gott. Das ist die richtige Haltung, die richtige Einstellung, die Jesus uns im heutigen Evangelium ans Herz legt. Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt. Bitten wir Gott, um ein demütiges Herz, denn Hochmut kommt vor dem Fall. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024