4. Sonntag im Jahreskreis C 2013
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4. Sonntag im Jahreskreis 2013 C

Messtexte | Word-Dokument

Mordversuch in Nazareth. So könnte eine Schlagzeile lauten, wenn das, was wir im Evangelium gehört haben, in der heutigen Zeit passiert wäre. Sie trieben Jesus aus der Stadt hinaus, brachten ihn an den Abhang des Berges und wollten ihn hinabstürzen. Doch er schritt durch die Menge hindurch und ging weg. Wir sehen seine göttliche Macht. Wenn er nicht will, dass er getötet wird, können die Leute nichts tun.

So wie es Jesus damals in Nazareth gegangen ist, so geht es Jesus heute. Viele Menschen treiben ihn aus der Stadt hinaus, wollen mit Gott nichts zu tun haben. Am liebsten würden sie ihn den Berg hinunterstürzen. Dann sind wir ihn los. Wir brauchen Gott nicht mehr. Wir brauchen ihn nicht mehr in einer Verfassung. Wir brauchen ihn nicht mehr im Alltag. Die Gebote Gottes berühren uns nicht mehr. Wir setzen uns darüber hinweg. Egal ob das die Abtreibung ist, die erlaubt ist und wodurch so und so viele Menschen getötet werden, oder die Euthanasie, die immer mehr legalisiert wird, oder was noch mehr auf uns zukommt die Züchtung von Embryonen durch Klonen. Auch hier sterben Millionen von Menschen, und vielen ist es nicht bewusst. Aber die wenigen machen es mit Absicht nur für ihre wissenschaftlichen Experimente.

Gott steht auch in unserer Zeit am Abgrund. Man hat den Eindruck, als ob Gott immer mehr an den Rand gedrängt wird. Viele möchten ihn wegstoßen. Für viele spielt Gott keine Rolle mehr und anscheinend vermissen diese Menschen in ihrem Leben gar nichts.

Trösten wir uns! Schon damals hat man dieselbe Erfahrung gemacht. Schon damals wurde Jesus in seiner Heimatstadt nicht angenommen, abgelehnt und sogar vertrieben.

Aber was ist das: Eine Stadt ohne Gott? Was bedeutet das, wenn sich das immer mehr verbreitet? So manche Folgen habe ich schon erwähnt. Wer Gott wegschickt, der hat keinen Maßstab mehr als sich selbst. Wer Gott vertreibt, der verliert seinen Wegweiser. Wer Gott los ist, der muss sich selbst Halt geben. Und es ist meine feste Überzeugung: Wo versucht wird, diese Welt bewusst ohne Gott zu gestalten, da geht die Welt kaputt, denn sie ist von Gott geschaffen, und sie ist auf ihn hin geschaffen. Er ist der Mittelpunkt. Wenn wir das vergessen, wird alles im Chaos enden.

Und die schrecklichste Folge wäre aber dann die endgültige persönliche Ablehnung, wenn sie bis zum Tod andauern würde, denn dann wäre das die Ablehnung Gottes für die Ewigkeit. Unausdenkbar, wenn es hier Menschen gibt, die hier wirklich kurzen Prozess machen und Gott für immer ablehnen.

Die Folge damals war, dass Jesus in Nazaret, weil kein Glaube da war, keine Wunder wirken konnte, nur wenige Wunder (ein paar Krankenheilungen), so berichtet uns das Markusevangelium. Jesus zieht sich bei den Menschen zurück, die ihn ablehnen. Er drängt sich nicht auf. Er respektiert die Freiheit.

Das Evangelium heute geht letztlich gut aus. Die aufgebrachte Menge drängt Jesus an den Abgrund und will ihn hinunterstürzen. Er aber schreitet mitten durch die Menge hindurch und geht weg. Wie oft lässt sich Gott an den Rand drängen in unserer Welt, aber letztlich lässt er sich nicht aus dieser Welt hinausdrängen. Denn es ist seine Welt. Sie ist durch ihn erschaffen und es wird immer wieder Menschen geben, die dies akzeptieren, die dementsprechend leben und bei diesen Menschen wird er Wunder wirken. Zu diesen Menschen wird er gehen. Sind auch wir solche Menschen, die Jesus in ihre Mitte holen, in dem wir seine Gebote ernst nehmen und an ihn glauben. Dann holen wir ihn in unsere Stadt. Eine Stadt ohne Gott ist eine Stadt ohne Hoffnung. Bauen wir unsere Stadt, d.h. unser Leben auf Gott hin auf und das Leben wird gelingen. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024