2. Ostersonntag C 2013
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Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
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2. Ostersonntag 2013 C

Messtexte | Word-Dokument

„Mein Herr und mein Gott.“ Mit diesem Satz legt Thomas das große Glaubensbekenntnis ab. Nur Gott kann von den Toten auferstehen. Nur Gott ist Herr über Leben und Tod. Jetzt, da ich ihn sehe und angreifen darf, kann ich glauben. „Selig aber, die nicht sehen und doch glauben.“

Wie schwer ist das doch oft! Wir möchten auch berühren! Wir möchten auch anfassen! Wir möchten auch betasten, um uns zu überzeugen. Warum können wir nicht Jesus so wie Thomas an seinen Händen, an seinen Wunden angreifen, um zu begreifen.

Bei den kleinen Kindern ist das doch schon so. Ein kleines Kind greift nach dem unbekannten Gegenstand. Es steckt ihn dann meistens sogar in den Mund um auszuprobieren, wie er schmeckt. Wir sind nun mal Sinnenwesen und wollen daher alle Sinne verwenden: Sehen, Tasten, Schmecken, Riechen, Hören. Je mehr diese Sinne angesprochen werden, desto überzeugter sind wir.

Damals wurden alle Sinne angesprochen. Sie haben Jesus gesehen. Sie durften ihn berühren. Sie haben seine Stimme gehört. Er hat sie sogar angehaucht: „Empfangt den Heiligen Geist.“ Also auch das Riechen. Nur das Schmecken war ein bisschen schwierig. Vielleicht durften sie ihm die Wunden küssen. Zumindest hat er etwas gegessen und ihm hat das geschmeckt. 

Wir müssen nun ganz ohne diese Sinnenbeweise auskommen. „Selig, die nicht sehen und doch glauben.“ Er hat uns zwar seinen Leib hinterlassen, aber nur im verborgenen eucharistischen Brot. Wir sehen ihn nicht in der heiligen Hostie. Er ist nur verschleiert in den Gestalten von Brot und Wein gegenwärtig. Nur unser Glaube sagt: Er ist da. Wir hören ihn nicht, nur in der Stimme unseres Gewissens. Wir riechen ihn nicht. Wir schmecken ihn nicht. Wir können ihn nicht betasten.

Und trotzdem dürfen wir glauben, weil wir glaubwürdige Zeugen haben. Weil es einen Thomas gegeben hat, der sich nicht gleich sofort alles hat sich aufschwätzen lassen. Ein Mann, der sich selber überzeugen wollte, in dem er Jesus begreifen will. Es könnten doch Halluzinationen sein, Einbildungen, Wunschvorstellungen, Phantasien, Hirngespinste!

Jesus erfüllt ihm den Wunsch, weil seine Barmherzigkeit unendlich groß ist.

Der heutige Sonntag ist der Barmherzigkeitssonntag. Der heiligen Schwester Faustina ist Jesus erschienen und er hat zu ihr von seiner großen Liebe und Barmherzigkeit zu uns Menschen gesprochen. Sie soll der Welt die große und unergründliche Barmherzigkeit Gottes verkünden. Er sagte zu ihr: „Bevor ich als Richter komme, öffne ich noch ganz weit die Tore meiner Barmherzigkeit.“

Die Quelle seiner Barmherzigkeit ist die Seitenwunde, die Thomas berühren durfte. Aus diesem Herzen fließen die Sakramente und damit die Gnaden. Es floss Blut und Wasser hervor: Sein kostbares Blut, das er bei jeder hl. Messe für uns wieder vergießt! Das Wasser, das bei der Taufe uns die heiligmachende Gnade schenkte!

Jesus gab der Schwester Faustina den Auftrag, ein Bild vom barmherzigen Jesus zu malen. So wie sie ihn gesehen hatte. Sie sah aus seinem Herzen zwei Lichtstrahlen ausgehen, die die Welt erleuchten. Die beiden Strahlen, so erklärt ihr eines Tages Jesus selbst, bedeuten Blut und Wasser.

Mit der Erlaubnis ihn zu berühren, zeigt uns Jesus seine große Barmherzigkeit. Er gibt uns alle möglichen Hilfen, glauben zu können. Er zeigt sich den Aposteln! Er isst mit ihnen! Er spricht mit ihnen! Er zeigt ihnen die Wunden und lässt sich als Höhepunkt sogar berühren.

Wir alle dürfen ihn allerdings in der heiligen Kommunion auch berühren. Unser Glaube sagt uns, es ist die intensivste Berührung, denn er kommt mit Fleisch und Blut in unser Herz und möchte uns Heilen von unseren Sünden. Wiederum ein Zeichen seiner unendlichen Barmherzigkeit. Seien wir daher nicht ungläubig, sondern gläubig, denn selig, die nicht sehen und doch glauben. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024