Pfingstsonntag C 2013
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Pfingstsonntag 2013 C

Messtexte | Word-Dokument

Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes. Mit der Sendung des Heiligen Geistes geschieht die Umwandlung der Jünger. Aus furchtsamen Menschen werden mutige Apostel, die in die Welt hinausgehen und die Botschaft Jesu Christi verkünden. Sie konnten plötzlich in verschiedenen Sprachen reden. Alle verstanden sie. Es erinnert an den Turmbau von Babel. Hier ist das Gegenteil geschehen. Die Menschen wollten sich einen Namen machen und einen Turm zum Himmel hinauf bauen. Gott strafte sie für ihren Hochmut mit der Sprachenverwirrung. Er entzog ihnen anscheinend den Heiligen Geist, denn sie verstanden sich plötzlich nicht mehr und das wahrscheinlich auch im doppelten Sinn. Wer sich nicht mehr versteht, ist uneins und streitet manchmal. Wer den Heiligen Geist hat, der versöhnt, der streitet nicht, der kann einem andern zuhören und hinhören und ihn deshalb verstehen. Er ist einfühlsam und kann ihm dann gut raten. Damit habe ich die Gabe des Heiligen Geistes, die wir heute betrachten wollen, schon vorweggenommen: die Gabe des Rates.

Jeder Firmling muss im Unterricht die 7 Gaben des Heiligen Geistes lernen.

Da die Zahl 7 oft in der Heiligen Schrift vorkommt, ist sie eine besondere Zahl. Es gibt nicht nur die 7 Gaben. Es gibt auch die 7 Werke der Barmherzigkeit. Es gibt die 7 Bitten im Vaterunser. Es gibt das 7-Tage-Werk Gottes bei der Schöpfung. Es gibt die 7 fetten und mageren Kühe im Traum des Josef von Ägypten – die 7 fruchtbaren Jahre und die 7 Jahre Hungersnot. Schließlich gibt es die 7 Sakramente.

Eine der 7 Gaben ist also der Rat. Das Raten ist manchmal sehr spannend. Es gibt die bekannten Ratesendungen. Ich denke nur an die beliebte Millionenshow. Es gibt Ratespiele, die Kinder und auch Erwachsene gerne machen. Das hat aber alles nichts oder nur wenig mit der Gabe des Rates zu tun.

Einerseits kann ich nur dem einen guten Rat auf den Weg mitgeben, der offen ist für diesen Rat und der sich einem anvertraut. Andererseits wer rät, muss sich ganz in einen anderen einfühlen können. Er braucht eine gute Menschenkenntnis. Ein guter Rat muss dann auch ausgerichtet sein auf die 10 Gebote. Wenn sich die Ratschläge der Psychologen nicht um die Gebote Gottes kümmern, sind diese Ratschläge nicht vom Heiligen Geist. Wer nur das irdische Glück in einem Rat vor Augen hat und nicht auch an das ewige Glück des Menschen denkt, der wird nicht den besten Rat geben können.

Manchmal möchte man den Ratsuchenden empfehlen: Betet doch zum Heiligen Geist. Er kennt uns bis ins Innerste unseres Herzen. Anderen Menschen können wir etwas „vormachen“, dem Heiligen Geist nicht.

Nehmen wir z.B. ein Kind, das den Eltern große Sorgen macht. Sie wissen nicht mehr, was sie tun sollen. Was soll man wirklich tun? Das Gebet zum Heiligen Geist um die Gabe des Rates wird einem zu mehr Geduld, aber auch zum rechten Wort im rechten Augenblick verhelfen.

Oder wenn Jugendliche vor der Berufswahl stehen. Es ist keine leichte Entscheidung. Was soll ich lernen? Der Beruf ist ja nicht nur Broterwerb, er soll auch Freude machen. Warum sollte man nicht den Heiligen Geist bitten, einem bei dieser Lebensentscheidung beizustehen?

Junge Menschen sind auf der Suche nach einem Partner fürs Leben. Das ist eine ganz wichtige bedeutende Entscheidung. Leider denken viel zu wenige an den Heiligen Geist, dass dieser uns die Gabe des Rates schenke. Auch hier sollen wir den Beistand bitten, er möge uns sehend machen, denn Liebe macht manchmal blind. Der Heilige Geist, der die Liebe in Gott ist, macht sehend.

In jedem Leben gibt es immer wieder Entscheidungen, die getroffen werden müssen. Manchmal sind es ganz wichtige schwierige Entscheidungen. Man sollte nie eine solche Entscheidung treffen, ohne zum Heiligen Geist gebetet zu haben, dass wir mit der Gabe des Rates erfüllt werden.

Auch der Priester muss um den Heiligen Geist beten. Im Beichtstuhl ist es besonders wichtig, damit der Priester den besten Rat geben kann. Er soll den Heiligen Geist bitten, sodass ihm die richtigen Worte einfallen.

Auch vor der Predigt sollte ein Gebet zum Heiligen Geist nie fehlen.

Schauen wir in die Heilige Schrift. Jesus wird immer wieder um einen guten Rat gefragt. Er gab immer eine geisterfüllte Antwort, weil wir ihn auch immer wieder betend finden. Sicherlich hat im Zwiegespräch mit dem Vater auch um den Heiligen Geist gebetet. Auch knifflige Fragen, Fangfragen wurden Jesus gestellt. „Ist es erlaubt dem Kaiser Steuer zu zahlen?“ „Was sollen wir mit dieser Ehebrecherin machen?“ In der Antwort Jesu hören wir den Heiligen Geist sprechen. Er entwaffnet damit die Gegner.

Es ist trostvoll, wenn in der Heiligen Schrift steht: „Macht euch keine Sorgen, was ihr sagen sollt, wenn ihr vor Gericht geführt werdet. Der Heilige Geist, der Geist des Rates, wird euch die richtigen Worte eingeben.“ Aber nur, wenn wir vorher auch immer wieder zum Heiligen Geist gebetet haben und ein Vertrauen zu ihm haben, dass er uns in Notsituationen nicht verlässt. Möge an diesem Pfingstfest der Heilige Geist, besonders mit der Gabe des Rates, uns geschenkt werden, und erneut uns die Herzen mit Liebe entzünden Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024