Christmette 2015
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Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
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Christmette 2015 C

Messtexte | Word-Dokument

Es ist doch eigentlich immer wieder für mich sehr ergreifend, wenn ich in diesen Tagen von den verschiedensten Menschen Weihnachtsbriefe bekomme, wenn mir E-Mails mit lieben Formulierungen zugeschickt werden, wenn mir Geschenke überreicht werden. Es sind dies alles kleine Zeichen der Liebe. Verschiedenste Leute denken an einen. Menschen, von denen man es gar nicht erwartet, an die man vielleicht gar nicht gedacht hat und diese möchten einem Freude machen. Weihnachten ist das Fest des Schenkens, des Beschenkens, weil Gott uns mit seinem Sohn aus Liebe beschenkt hat. Wir schenken deswegen auch Liebe durch Geschenke und durch liebe Worte.

Über Friedrich II. von Hohenstaufen wird berichtet, dass er versucht hat, die Ursprache des Menschen herauszufinden. Dazu hat er Babys den Eltern weggenommen und Ammen gegeben, die alles für diese Kinder tun sollen: füttern, waschen, pflegen, nur nicht mit ihnen sprechen, sie nicht liebkosen. Er war dann ganz gespannt: Welche Sprache werden diese Kinder dann sprechen? Hebräisch, Latein, Griechisch. Sein Versuch misslang: katastrophal. Alle Kinder starben sehr bald.

Dieser schreckliche Versuch macht auf traurige Art und Weise deutlich, dass wir Menschen nur sprechen können, nur leben können, weil wir angesprochen wurden, weil wir geliebt wurden.

Aber nicht nur von unseren Eltern! Sondern zuerst von Gott! Wenn Gott nicht uns angesprochen hätte, würden wir genauso sterben.

Am Anfang heißt es: Und Gott sprach: Es werde Licht. Und dann: Lasst uns Menschen machen. Er sprach nicht nur, sondern er hauchte uns an, damit wir leben. Er hauchte uns den Lebensatem, seine Liebe ein. Und dann sprach er zu uns. Er gab uns einen Auftrag: Seid fruchtbar und vermehret euch, usw.

Gott ist dann in seinem Sohn, so heißt es im Johannesevangelium, überhaupt das Wort, das zu uns spricht: Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Und das Wort ist Fleisch/Mensch geworden und hat unter uns gelebt. Vor 2000 Jahren hat das Wort in Jesus zu uns gesprochen.

Gott spricht uns an, damit wir leben können, damit wir selber sprechen können.

Daher sollen auch wir mit Gott sprechen, sonst ist das ganz einseitig. Im Gebet erwidern wir diese Ansprache Gottes.

Wenn wir mit Babys sprechen, dann lernt das Kind langsam sprechen. Gott spricht uns immer wieder an, damit wir lernen mit ihm zu sprechen. Das Gebet muss auch gelernt werden. Manche lernen nur sehr schlecht. Betrachten sie in diesen Tagen öfter dieses Geheimnis der Menschwerdung. Bleiben sie vor der Krippe stehen und staunen und beten. Lernen sie beten! Mit Gott, mit Jesus sprechen. Erwidern sie das Sprechen Gottes. Das ist das große Zeichen der Liebe.

Und Gott spricht zu uns durch Menschen, die uns lieben. Die guten, freundlichen Worte, die wir zu Weihnachten geschrieben und erhalten haben, können uns dabei helfen, denn sie erinnern an das Wort Gottes, an Jesus, der uns durch seine Worte leben lässt.

Das ist in diesem Jahr meine Weihnachtsbotschaft an sie: Wir sind von Gott zuerst geliebt und angesprochen. Das Zeichen seiner Liebe ist, dass er selber Mensch wird. Erwidern wir diese Liebe! Indem wir den Nächsten lieben und mit ihm sprechen und Gott lieben und mit ihm sprechen, d.h. beten. Dann ist Weihnachten. Dann wird dieses Kind in der Krippe nicht sterben, wie die Kinder, die Friedrich II. nicht hat ansprechen lassen. Das Kind wird dann in uns leben. Es wird uns das Leben schenken. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024