Allerheiligen C 2016
www. Predigtdienst.net
Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
Navigation

Allerheiligen 2016 C

Messtexte | Word-Dokument

Allerheiligen und Allerseelen gehören ganz fest zusammen. Alle armen Seelen, die noch im Fegefeuer sind, werden nämlich einmal hundertprozentig auch Heilige im Himmel sein. Wer im Reinigungsort ist, der hat es geschafft. Er muss zwar noch leiden und kann für sich gar nichts mehr tun, wird aber sicher in die ewige Glückseligkeit gelangen.

Unsere Aufgabe hier auf Erden ist es, die lieben Verstorbenen nicht zu vergessen und für sie zu beten. Wir tun das heute, wenn wir auf den Friedhof gehen.

Die ersten Christen haben das bereits getan. Das Gebet für die Verstorbenen war für die Urchristen so wichtig, dass es sogar einen zentralen Platz in der heiligen Messe bekommen hat, nämlich im Hochgebet, im wichtigsten Gebet, bei dem die Wandlung stattfindet. Damit sind die Verstorbenen ganz nahe bei Jesus und sind seiner Barmherzigkeit anvertraut. Wenn wir bei der heiligen Messe immer auch gerne eine Intention hineinlegen, dann auch, weil wir wissen, dass die Eucharistiefeier die Höchstform unseres Betens ist und dass wir vertrauen mit diesem Gebet besonders den armen Seelen helfen zu können.

In diesen Tagen können wir sogar einen vollkommenen Ablass für die Verstorbenen erlangen, wenn wir beichten, die heilige Kommunion empfangen und einen Friedhofsbesuch machen. Natürlich darf die Bußgesinnung nicht fehlen. Wir müssen wirklich den Vorsatz zur Besserung haben.

Warum ist besonders die heilige Messe so wertvoll für die armen Seelen? Bereits der hl. Augustinus, der im 4. Jahrhundert lebte, überliefert uns ein wunderbares Gespräch mit seiner Mutter am Ende ihres Lebens. Sie wurde schwer krank in Italien und spürte das Ende kommen. Als sie aus einem Ohnmachtsanfall wieder zu sich kam, da hörte sie, wie einer der Umstehenden sagte, es wäre doch viel besser, wenn sie in ihrer Heimat in Afrika sterben könnte. Da schaute sie zu ihrem Sohn Augustinus und sagte: „Begrabt diesen Leib irgendwo, macht euch keine Sorge um ihn, nur darum bitte ich; wo immer ihr seid, denkt an mich am Altar Gottes!“ Was sind das für wunderbare Worte! „Denkt an mich am Altare Gottes!“ Wie schätzten die Christen damals schon die heilige Messe! Sie wussten, wie wertvoll sie ist. Sie wussten, dass von dort die Gnadenströme fließen, besonders auch für die Verstorbenen, die noch warten müssen im Reinigungsort.

Vergessen wir unsere Toten nicht! Sie warten auf unsere Hilfe! Sie können sich nicht selbst helfen. Sie können selber ihr Leiden nicht abkürzen, ihre Schmerzen nicht mildern. Sie können auch nichts beschleunigen, dass sie schneller in den Himmel kommen.

Man hört oft: „Mit dem Tod ist alles aus.“ Wie falsch ist doch diese Aussage! Aber in einem Punkt ist es richtig. Mit dem Tod ist es aus zu wirken, Gutes zu tun, irgendetwas für sein eigenes Heil zu tun. Das geht nur, so lange wir hier auf Erden leben.

Daher wollen wir den armen Seelen helfen. Wir wollen sie nicht allein lassen in ihrem Elend. Wir wollen, dass ihr Fegfeuer gelindert wird durch unser Gebet, durch unser Opfern, durch unsere Fürbitte.

Denn wenn wir hier auf Erden an die Verstorbenen denken und ihnen helfen, dann werden auch sie einmal uns helfen und wenn sie bei Gott sind. Sie werden dann Fürsprache für uns einlegen und wenn wir die heilige Messe hier auf Erden geschätzt haben und vielleicht auch heilige Messen für die Verstorbenen lesen haben lassen, dann wird auch uns die hl. Messe nützen, wenn wir einmal gestorben sind.

Bei den ersten Christen war es sogar so, dass sie manchmal einen eigenen Stuhl bereitgestellt haben für den Verstorbenen, für den sie jetzt die heilige Messe feiern. So tief waren sie mit den verstorbenen Verwandten verbunden und auch wir wollen sie daher nicht vergessen. Deswegen gehen wir jetzt dann zu den Gräbern und segnen sie mit Weihwasser und Weihrauch. Wir können Gutes tun und ihnen helfen. Das ist etwas ganz trostvolles. Eine große Gnade, die wir von Gott geschenkt bekommen haben, weil wir miteinander verbunden sind. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024