Dreifaltigkeit C 2016
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Dreifaltigkeitssonntag 2016 C

Messtexte | Word-Dokument

Ich möchte mit einer russischen Legende beginnen. Auf einer kleinen Insel irgendwo im Meer lebten drei fromme alte Männer. Ihr Ruf der Heiligkeit erreichte schließlich den Bischof. So kam er eines Tages mit einem Schiff angereist, um sich selbst ein Bild über diese drei zu machen. Als er bei ihnen war, fragte er sie: „Man sagt von euch, dass ihr sehr fromm seid. Könnt ihr mir davon erzählen?" - Die drei sagten zu ihm: „Wir freuen uns an Gott, an alles, was er erschaffen hat und wir sitzen beisammen und beten.“ Der Bischof wollte wissen, was sie beten. Da sagten sie ehrfürchtig ihr Gebet: „Wir sind drei – du bist drei – sei uns gnädig!" Fassungslos fragte der Bischof zurück: "Wie? Ist das alles? Sonst nichts?" Die drei Männer nickten nur schweigend. Der Bischof war ganz bestürzt über die Unwissenheit. Das ist ja Häresie. So kann man doch nicht zu Gott beten, zur Heiligsten Dreifaltigkeit! - Das konnte er als verantwortungsbewusster Bischof und Theologe natürlich nicht auf sich beruhen lassen. So versuchte er ihnen auf möglichst verständliche Weise das Geheimnis der göttlichen Dreifaltigkeit nahe zu bringen. Doch sie kapierten die gelehrten Sätze nicht. Schließlich versuchte er ihnen das Vater unser zu lernen. Sie waren mit Eifer dabei. Nach einer Stunde konnte sie es, und der Bischof ging beruhigt auf das Schiff zurück. Doch bevor das Schiff ablegte, kamen die drei, riefen ihm nach und fragten: Was kommt nach „geheiligt werde dein Name“? Wir haben es vergessen. Da sagte er schließlich: „Betet so weiter, wie ihr es bisher getan habt. Gott hört Euch, und Er hat Freude an Euch!" Voller Erleichterung verbeugten sich die drei und gingen beruhigt wieder zurück zu ihrer Insel.

Die heiligste Dreifaltigkeit scheint uns auch oft sehr verwirrend und doch hat uns Jesus davon geoffenbart. Also muss es einen Sinn haben. Wir sollen zu jeder Person der heiligsten Dreifaltigkeit eine Beziehung aufbauen. Diese Beziehung haben wir, wenn wir darüber etwas wissen. Je besser wir die Heilige Schrift kennen, desto besser kennen wir die heiligste Dreifaltigkeit. Am meisten wird uns natürlich über die zweite göttliche Person berichtet, über Jesus. Aber er selbst spricht oft von seinem Vater, der ihn gesandt hat, von dem er einen Auftrag bekommen hat: die Menschheit aus der Finsternis herauszuholen. Er spricht in den Abschiedsreden vom Heiligen Geist, den Beistand, der uns stärken wird und in die ganze Wahrheit einführen wird.

Im Taufbefehl wird uns ganz deutlich dieses Geheimnis aufgezeigt: Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Warum sind in Gott drei Personen? Warum so kompliziert? Nein, nicht kompliziert, sondern ganz einfach. Gott ist Liebe. Und Gott ist nicht einsam. Lieben kann ich nur, wenn es ein Gegenüber gibt, wenn es ein „Du“ gibt. So ist es in Gott auch. Da Gott Liebe ist, braucht er einen, den er lieben kann. Das ist im Wesen Gottes schon da. Es gibt den Liebenden und den Geliebten. Der Sohn liebt den Vater. Der Vater liebt den Sohn (Joh 3,35). Sie lieben sich mit unendlich, göttlicher Liebe. Da diese Liebe so vollkommen ist, wird eine eigene Person. Sie hauchen sich die göttliche Liebe, den Heiligen Geist einander zu.

Gott hat nun die Welt erschaffen, die Menschen, als sein Abbild, auch mit Liebe ausgestattet. Er schenkt uns die Fähigkeit zu lieben. Deswegen sind wir Abbild Gottes. Wir dürfen an dieser Liebe teilhaben. Wir sollen uns auf der Erde in diese Liebe einüben, damit wir im Himmel einmal für immer in diese Liebe aufgenommen werden, hineingenommen in die Liebe Gottes und selber lieben und geliebt werden. Diese Liebe wird uns unendlich glücklich machen. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024