31. Sonntag im Jahreskreis C 2016
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31. Sonntag im Jahreskreis 2016 C

Messtexte | Word-Dokument

Über drei unscheinbare, aber wichtige Wörter aus dem Evangelium möchte ich heute predigen. Die drei Worte lauten: „Muss“, „schnell“ und „freudig“.

Das Wort „Muss“ kommt bei dem Satz Jesus vor: „Ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein.“ Es ist zweierlei eigenartig. Erstens, dass sich Jesus selber einlädt. Das ist nicht sehr höflich! Und dann noch mit dem Wort: „Ich muss“. Es geht um das „Muss“ des göttlichen Heilswillens. Jesus ist gekommen, um die Sünder zu rufen, um uns von den Sünden zu erlösen. Das „Muss“ deutet nicht nur auf den Gehorsam gegenüber seinen Vater im Himmel hin, der es ihm aufträgt, sondern es kommt von seinem eigenen Willen. Jesus selbst drängt es genauso, die Sünder zu retten. „Der Menschensohn ist gekommen, um uns zu suchen und zu retten, was verloren ist.“ So endet das Evangelium. Es ist ein Satz, der nur beim Evangelisten Lukas vorkommt. Jesus ist bei Lukas in besonderer Weise der Heiland der Armen, der Kranken, der Elenden, der Verachteten und der Sünder. Er muss sie retten! Er muss zu ihnen gehen. Er muss sie erreichen. Er muss mit ihnen sprechen. Er muss ihnen die frohe Botschaft bringen.

Das zweite Wort ist das Wort „schnell“. Von Zachäus, der klein an Gestalt ist und ein großer Sünder, wird die Eile betont. Er steigt schnell vom Baum herab. Warum ist Zachäus eigentlich auf den Baum gestiegen? War es bloße Neugier? Oder steckt da mehr dahinter? Mir scheint, dass in ihm eine verborgene Sehnsucht war, die durch seinen Reichtum nicht gestillt wurde. Er hat das Verlangen, Jesus zu sehen. Und wir spüren es an der Eile, dass er von seiner Last befreit werden will. Er möchte seine Ungerechtigkeiten wieder gut machen. Das Prinzip der Eile scheint zum Reich Gottes zu gehören. Maria geht eilends über das Gebirge zu Elisabeth. Die Hirten eilten nach Bethlehem. Als Jesus seine ersten Apostel beruft, folgten sie ihm sofort. Anderen gibt er nicht einmal Zeit, um noch Abschied zu nehmen, um den Vater zu begraben. Wie schaut es bei uns aus? Wie handeln wir, wenn es um Gott geht. Sicherlich hat diese Eile nichts zu tun mit Hetze oder Stress. Es hat auch nichts zu tun mit einem aufgeregten Getue. Und niemals kennt die Liturgie oder überhaupt das Gebet Eile. Hier lässt man sich Zeit.

Aber oft schieben wir gerade bestimmt religiöse Pflichten auf die lange Bank. Es müsste schon längst wieder die Beichte sein. Das hat später auch noch Zeit. So manchmal haben wir es nicht eilig, wenn Gott ruft.

Das letzte Wort ist „freudig“. Wie froh war Zachäus, Jesus bei sich aufzunehmen. Wir froh war er, als ihm das Heil zugesagt wurde. Wie froh ist man nach einer Beichte, wenn alle Sünden vergeben sind. Und wie oft scheint es, dass bei uns Christen die Freude verschwunden ist. Natürlich weht in der heutigen Zeit uns ein gewaltiger Sturm entgegen, der uns diese Freude immer wieder wegnehmen will und doch ist es da immer wieder notwendig, sich auf das Wesentliche zu besinnen, nämlich auf die Botschaft unseres Glaubens: Dass Jesus gekommen ist, um die Menschen zu retten, um zu suchen, was verloren ist.

Und damit sind wir gemeint. Für uns ist er gekommen. Wir sind immer wieder dieser Zachäus, der sich von Gott entfernt hat. Und wir dürfen auch freudig Jesus in unser Herz aufnehmen. In einem traurigen Menschen fühlt sich Jesus nicht wohl, und wir haben gar keinen Grund traurig zu sein, wenn Jesus in unserer Nähe ist, denn er ist unser Retter, der uns das Heil geschenkt hat. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024