Fronleichnam 2019 C
Messtexte | Word-Dokument
Jedes kleine Kind weiss bereits, was eine Demonstration ist.
Wenn ich aber Kinder frage, was eine Monstranz ist, ist oft betroffenes Schweigen. Dabei kommt es vom gleichen lateinischen Wort „monstrare“ und das heißt „zeigen“. Demonstranten möchten sich zeigen und auf etwas hinweisen. Das Gleiche möchte die Monstranz. Sie möchte ebenfalls sich zeigen und auf etwas hinweisen. Das ist aber schon auch die einzige Gemeinsamkeit. Das Ziel oder das Objekt, auf wen man hinweisen möchte, ist grundverschieden. Die Monstranz weist hin auf Jesus. In ihr ist Jesus. Wenn wir heute hinausgehen, ist das Wichtigste die Monstranz und das, was in ihr ist. Sie zeigt Jesus.
Manche Demonstranten verhüllen sich, um sich nicht zu zeigen. Hier beginnt schon eine gewisse Problematik. Wir selbst brauchen uns nicht verhüllen. Und doch ist bei uns auch jemand verhüllt. Jesus selbst ist verhüllt im Geheimnis des Brotes. Wir sehen Brot und glauben, es ist Gott.
Wir wollen heute mit all den Äußerlichkeiten auch demonstrieren und hinweisen auf Christus. Es ist nicht mehr Brot. Es ist der Leib Christi, Jesus selbst, den wir anbeten. Darum tragen wir Fahnen, darum tragen wir den Himmel, darum läuten die Ministranten mit den Glocken, darum verwenden wir Weihrauch, darum streuen die Kinder Blumen, darum singen wir zur Ehre Gottes.
Manche Leute in der heutigen Zeit wundern sich über diesen Aufwand, der da getrieben wird. Wir aber wollen bedenken, was alles geschieht, wenn z.B. ein hoher Staatsgast zu Besuch kommt. Überall geschehen dann Polizeisperren, Absicherungen, unvorstellbare Vorbereitungen. So sind auch für dieses Fest wieder viele Vorbereitungen getroffen worden, für die ich danke sagen will.
Einmal im Jahr wollen wir dem lieben Gott all diese Ehren geben, die einem hohen Besuch würdig sind. Jesus ist der, der uns auf Erden besucht hat und der uns versprochen hat: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt. Damit meint er besonders seine Gegenwart im Geheimnis der Eucharistie, und das zeigen wir heute der Welt, dass wir an diese Gegenwart glauben, dass uns der liebe Gott etwas Wert ist, dass wir hier auch viele mühsame Vorbereitungen treffen und bei der Prozession viele äußere Zeichen setzen, um allen zu zeigen, hier ist der Herr gegenwärtig, und ich glaube an dieses Geheimnis.
Alle diese Äußerlichkeiten weisen hin auf Jesus, den wir heute hinaustragen auf die Straßen und der Welt zeigen. Den Herrscher der Welt zeigen wir her und sagen damit, dass wir an einen Gott glauben, der alles in der Hand hat, der die Welt regiert und lenkt. In diesem Sinn sind wir heute Demonstranten.
Jeder, der für seine Überzeugung auf die Straße geht, glaubt an die Möglichkeit einer Wandlung zum Besseren. Wir sind einen Schritt weiter. Wir glauben daran, dass diese Wandlung im Kern schon stattgefunden hat. Das Brot, das wir zum Leben brauchen, wurde verwandelt zum Brot, das uns ewiges Leben schenkt. Es ist das Brot vom Himmel. Es ist eine unvergängliche Speise. Wer von diesem Brot isst, wird leben in Ewigkeit. So wie dieses Brot schon gewandelt ist, so soll die ganze Welt gewandelt werden. Mit dem Segen bei jedem Altar möge dies geschehen. Auch wir wollen uns von ihm noch mehr verwandeln lassen, denn er ist der Allmächtige, der sich so klein macht und in einem Stückchen Brot zu uns kommt und uns besonders durch die heilige Kommunion in unser Herz kommt. Hier ist ebenfalls der Augenblick tiefster Anbetung. Diese Anbetung gebührt ihm, weil er uns alle erschaffen hat. Diese Anbetung erweisen wir ihm heute in einer besonderen Form, in Form einer Prozession durch unsere Ortschaft. Möge der Segen, der heute von den vorbereiteten Altären auf unsere Ortschaft herabkommt auch in Zukunft uns beschützen. Das sei unsere Bitte im heutigen Lobpreis Gottes. Amen.